Fürstenfeldbruck:Keine Azubis aus Spanien

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Metzgerlehrlinge wie Alexander Hill sind selten geworden. Deshalb sucht die Brucker Innung im Ausland. (Foto: Günther Reger)

Anwerbung von Metzgerlehrlingen scheitert an EU-Bürokratie

Von Sebastian Mayr, Fürstenfeldbruck

Spanier hätten helfen sollen, sie hätten freie Lehrstellen besetzen können. Das zumindest war die Idee von Barbara Magg und Engelbert Jais. Im Landkreis fehlen Fachkräfte, gerade in den Bereichen Handwerk und Gastronomie suchen die Unternehmer händeringend nach gut ausgebildeten Angestellten. Für die Wirtschaftsförderung im Landratsamt steht die Anwerbung von Arbeitnehmern aus dem Ausland deshalb weit oben auf der Agenda. Um dieses Ziel zu erreichen, sollten Metzgerlehrlinge von der iberischen Halbinsel nach Fürstenfeldbruck kommen. "Eine Win-Win-Situation", findet Magg, die Leiterin der Wirtschaftsförderung im Landratsamt ist. Junge Leute aus Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit und wenig Stellen können arbeiten, wo Ausbildungsplätze sonst unbesetzt bleiben. Doch das Projekt wird weder in diesem, noch im nächsten Jahr umgesetzt. Es scheitert an Bürokratie und Personalmangel.

Als das Arbeitsministerium 2014 das Programm Mobi-Pro-EU auflegte und Geld zur Verfügung stellte, wollte der Landkreis auf den Zug aufspringen. Ziel des Programms ist es, Lehrlingen aus anderen EU-Staaten Arbeit in Deutschland zu ermöglichen. Dafür werden die Flüge aus dem Heimatland und Sprachkurse bezahlt. Hilfen aus dem Topf dürfen aber nur Bildungsträger beantragen, die einen Projektvorschlag machen müssen.

Ein Beispiel dafür gibt es etwa in Garmisch-Partenkirchen, wo momentan knapp 50 Spanier im Hotel- und Gaststättengewerbe ausgebildet werden. Auch in den Landkreis Fürstenfeldbruck sollten spanische Auszubildende kommen, allerdings nicht für die Gastronomie, sondern für die Fleisch- und Wursttheke. Magg und Engelbert Jais, Innungsobermeister der Metzger im Landkreis, hatten dafür Gespräche mit der Brucker Berufsschule aufgenommen. Doch bevor ein entsprechendes Projekt entwickelt war, waren die Fristen verstrichen und die Fördergelder ausgeschöpft. Der Versuch, die Nachwuchssorgen der Metzger im Landkreis mit spanischen Lehrlingen zu lindern, scheiterte. Das war 2014, ein Projekt muss immer bereits im Sommer des Vorjahres angemeldet werden. "Wir mussten den Plan schwersten Herzens sausen lassen", berichtet Barbara Magg.

Auch für 2016 wird es im Landkreis keine Förderung durch Mobi-Pro-EU geben. Bewerbungsfrist für die Projekte ist Montag, 10. August. Doch im Landkreis hat man in diesem Jahr gar keinen Versuch mehr gestartet, ein Projekt auf die Beine zu stellen. "Es ist personell einfach nicht zu schaffen", so Magg. Ein Projektträger muss die komplette Organisation übernehmen, Firmen oder die Bewerber selbst dürfen keine Anträge stellen. Die Wirtschaftsförderin hofft, dass sich diese Bedingungen in Zukunft verändert werden. Dann, glaubt sie, könnte es leichter gelingen, Unterstützung für Auszubildende aus dem Ausland zu erhalten. Die könnten in Zukunft nicht nur aus Spanien kommen. Auch an junge Menschen aus rumänischen Dörfern, in denen teilweise ohnehin deutsch gesprochen wird, haben die Fürstenfeldbrucker bereits gedacht.

© SZ vom 08.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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