Fürstenfeldbrucker Hochsommer:Gießen, gießen, gießen

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Das Bild könnte auch aus Südeuropa sein, ist aber in Neu-Lindach aufgenommen worden: gelber Rasen, dürrer Straßenbaum. (Foto: Günther Reger)

Hitze und Trockenheit setzen Blumen, Bäumen und Büschen zu. Gartenbesitzer reagieren darauf vor allem mit viel Wasser. Doch es gibt noch andere Möglichkeiten

Von Andreas Ostermeier, Fürstenfeldbruck

Braune Wiesen, Blumen mit hängenden Köpfen und Bäume, die schon ihre Blätter verlieren. Der heiße und trockene Sommer hinterlässt deutliche Spuren in der Pflanzenwelt und stellt Gartenbesitzer und Bauhofmitarbeiter vor die Aufgabe, oft und kräftig zu gießen. Monika Schindler, Leiterin des Bauhofs in Germering, berichtet, dass ihre Mitarbeiter auch am Wochenende unterwegs sind, um öffentliche Grünflächen und Blumenrabatte mit Wasser zu versorgen. Zwei Gießfahrzeuge besitzt die Stadt, und diese seien ständig im Einsatz, sagt sie und fügt mit einem Anflug von Resignation hinzu: "Aber man hat den Eindruck, das Wasser verdunstet sofort." Auf regelmäßiges Gießen von Blumen, Kräutern, Büschen oder Bäumen setzt auch Peter Edmeier von den Garten- und Blumenfreunden in Olching. "Bös schaut es aus", sagt Edmeier über die Situation in der Kleingartenanlage an der Gottlieb-Daimler-Straße in Olching. Deshalb fährt er momentan morgens und abends hin, um nach den Pflanzen in seinem Garten zu sehen.

Das tun auch viele andere Gartenbesitzer, und sie rüsten sich fürs richtige Gießen aus. Helga Bauer vom Dehner-Gartencenter in Germering berichtet von einer großen Nachfrage nach Bewässerungsartikeln. Auch weil etliche Gartenbesitzer in den kommenden Wochen in Urlaub fahren, suchen sie nach Geräten, die verhindern, dass bei ihrer Rückkehr Wiese und Blumen verdurstet sind. Eine Hilfe für diejenigen, die niemanden haben, der ihren Garten gießt, bieten sich Zeitschaltvorrichtungen an, die man an den Wasserhahn hängt. Die lassen dann zu vorgegebenen Zeiten Wasser durch Schläuche und Düsen laufen. Wann gießt man am besten? Horst Stegmann, Kreisfachberater für Gartenkultur im Landratsamt Fürstenfeldbruck, empfiehlt den Morgen. Die Temperaturen sind noch nicht so hoch, Blüten und Blätter können später trocknen. Beim Gießen am Abend besteht seinen Worten nach die Gefahr, dass die Pflanzen länger feucht bleiben und von Pilzen befallen werden. Wichtig sei auch, dass man nicht die Blätter gieße, sondern Schlauch oder Kanne nach unten richte, um den Boden um die Pflanzen herum zu wässern, sagt Stegmann und empfiehlt, nicht zu kleckern, sondern zu klotzen: 20 Liter Wasser pro Quadratmeter seien durchaus angemessen, damit sich die Erde vollsaugen kann. Optimal ist, wenn das wasser aus einer Zisterne stammt und nicht aus der Trinkwasserleitung.

Doch regelmäßiges Gießen ist nicht alles, was man als Gartler gegen die Folgen von Trockenheit und Hitze unternehmen kann. Der Fachmann hat noch andere Tipps. Er rät, Gemüse- und Blumenbeete mit Mulch oder anderem organischen Material abzudecken. Außerdem könne man die Erde mit Hilfe einer Hacke auflockern. Auf diese Weise wird die Verdunstung reduziert. Auch solle man mit dem Rasenmähen warten. Längere Grashalme seien ein gewisser Schutz dagegen, dass der Erdboden von den Sonnenstrahlen ausgetrocknet wird.

Sorgen, dass viele Bäume und Büsche die Hitze nicht überstehen, hat Stegmann momentan jedoch nicht. Bleiben trockene und heiße Sommer die Ausnahme, dann kämen die Pflanzen damit zurecht. Nur dann, wenn dies ein Dauerereignis wird, könnte es für Bäume und Büsche ernst werden, vor allem für Flachwurzler wie die Birke. Viele dieser Bäume lassen bereits jetzt die Blätter fallen. Stegmann erklärt dies als Schutzreaktion, schließlich verlieren die Bäume mit den Blättern auch Verdunstungsfläche.

Aber es gibt auch Pflanzen, die mit dem heißen Sommerwetter zurecht kommen. Stegmann nennt Kräuter wie Oregano oder Blumen wie den Lavendel. Die unterschiedliche Reaktion auf Hitze und Trockenheit lässt Schindler bereits darüber nachdenken, den Mix der Anpflanzungen in Zukunft zu verändern. "Es wird immer heißer", sagt sie. Zudem fehlten zunehmend die Frostperioden im Winter und das Wasser aus der Schneeschmelze.

Eine grundsätzliche Wasserknappheit vermag Richard Müller vom Wasserwirtschaftsamt in München, nicht zu erkennen. Momentan sind die Pegelstände der Flüsse zwar niedrig, so hatte die Amper in Fürstenfeldbruck am Donnerstag eine Wassertiefe von 30 Zentimetern (der Durchschnitt im Sommer beträgt 84 Zentimeter). Auch ein Blick auf die Grafiken im Internet (www.nid.bayern.de) verdeutlicht die niedrigen Wasserstände, doch sie sind eben nicht "besonders niedrig" wie beispielsweise 2013. Werte wie heuer habe es schon früher gegeben, sagt Müller und fügt hinzu, dass wegen des regnerischen Frühjahrs in Oberbayern noch viel Grundwasser vorhanden sei.

Halten Hitze und Trockenheit noch lange an, kann sich dies ändern. Vielleicht gibt es dann auch Aufrufe, kein Trinkwasser mehr zum Gartengießen zu verwenden. Doch bis es so weit ist, werden Gartenbesitzer versuchen, Blumen, Bäumen und Nutzpflanzen so viel Wasser zu geben, wie diese benötigen. Peter Edmeier rät sogar zu etwas mehr. Denn nicht nur die Pflanzen im eigenen Garten brauchen Wasser, auch in der Nachbarparzelle stünden Pflanzen und Blumen, die ihn anschauten, als wollten sie sagen: "Gib mir auch Wasser", sagt Edmeier.

© SZ vom 08.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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