Im Winter am Futterhäuschen, da ist der Buntspecht eine Attraktion. Doch wenn der gern gesehene Gast zum Untermieter wird, der Lärm macht und Schaden verursacht, dann hört jeder Spaß auf. Buntspechte sind Kulturfolger, in der Umgebung von Menschen findet der Vogel Bedingungen, wie sie für ihn besser kaum sein könnten: Auf Antennen lässt's sich nun mal lauter trommeln als auf Ästen im Wald. Und weil der Spechtmann dieses Balzritual am liebsten frühmorgens vollzieht, kann das ganz schön auf die Nerven gehen.
Besonders angetan haben es dem Specht die Dämmungen von Gebäuden: Darin kann er seine Wohn- oder Nisthöhle leichter zimmern als in einem Baumstamm. Die Löcher, die er da hinterlässt, werden nicht nur gerne von anderen Tieren genutzt, durch sie dringen Feuchtigkeit und Kälte ein. Sie können zu größeren Schäden in den gedämmten Fassaden führen. Hat der Specht erst einmal ein Loch in die Fassade gehauen, hilft Zustopfen wenig. Der Vogel ist hartnäckig, er probiert es an der gleichen Stelle oder daneben wieder.
In einer Broschüre mit dem Titel "Wer klopft denn da?" beschäftigt sich auch der Landesbund für Vogelschutz (LBV) mit diesem für viele Hausbesitzer lästigen und auch kostenintensiven Phänomen. "Spechte als Fassadenhacker" ist der Untertitel. Auch die Vogelschützer haben das Problem erkannt. Sie weisen aber Hausbesitzer gleich mal darauf hin, dass Spechte unter keinen Umständen getötet werden dürfen, weil sie unter Naturschutz stehen. Vergrämen heißt das Fachwort. Das ist so einfach nicht. Alte CDs, Bauabsperrbänder, Wimpelgirlanden, auch Attrappen von Greifvögeln, Klatschen und Rufen - nachhaltige Wirkung garantiert das alles nicht, Spechte sind schlau. Sie merken bald, dass ihnen da keine echte Gefahr droht.
Der LBV schlägt als wirksamen Schutz die Begrünung der Fassade oder das Anbringen von glattem Putz sowie von glatten Verkleidungen an Überhängen und Ecken vor, weil diese der Vogel zuerst anfliegt. Dass Spechtschäden kein Einzelfall mehr sind und Hausbesitzer vor größere Probleme stellen können, haben auch Industriekletterer erkannt. Einige bieten in der Firma "Der Spechtfritze" ihre Dienste bei Reparatur und Bekämpfung an. "Beinahe jeden Tag", antwortet Firmeninhaber Oliver Köhne aus Ismaning auf die Frage, wie oft er im Einsatz sei. Für die Kletterer habe sich eine Marktnische ergeben, schließlich ließen sich viele Spechtlöcher an Fassaden tatsächlich "nur per Seilzugang" wieder verschließen. "Licht, Lärm, Bewegung und Barrieren" sind für Köhne Abwehrmittel. Er selbst bietet Verschalungen an oder auch spezielle Leuchten, die dem Specht das Leben schwer machen sollen.