Inhaftierter Assad-Verwandter:Kampfbereiter Streithammel

Inhaftierter Assad-Verwandter: Zeigt sich gerne kampfbereit: Suleiman al-Assad, Verwandter des Diktators.

Zeigt sich gerne kampfbereit: Suleiman al-Assad, Verwandter des Diktators.

(Foto: Privat)
  • Suleiman al-Assad, ein Verwandter des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad, wurde in Syrien festgenommen.
  • Ihm wird vorgeworfen, einen hochrangigen Luftwaffenoffizier wegen eines Streits im Straßenverkehr erschossen zu haben.
  • Suleiman al-Assad inszeniert sich gerne als kampfbereiter Soldat und geht selten einer Auseinandersetzung aus dem Weg.

Von Paul-Anton Krüger, Kairo

Am Montag verbreitete die amtliche syrische Nachrichtenagentur Sana eine dürre Meldung. Suleiman al-Assad sei festgenommen worden, hieß es darin, und werde den zuständigen Behörden übergeben. Das war eine überraschende Wendung, denn die Staatsmedien hatten den Fall des 19-jährigen Verwandten von Diktator Baschar al-Assad am Wochenende weitgehend verschwiegen, obwohl er im syrischen Internet hohe Wellen schlug. Der Verhaftete ist der Sohn von Hilal al-Assad, der wiederum ein Cousin des Diktators war. Bis zu seinem Tod im März 2014 kommandierte Hilal al-Assad in der Küstenregion Latakia eine an die syrische Armee angegliederte Reserveeinheit, in der Freiwillige und regimetreue Milizen organisiert sind.

Am Wochenende nun forderten etwa tausend Menschen in der Stadt den Kopf seines Sohnes Suleiman - für das Regime eine pikante Situation. Latakia ist das Kerngebiet der Alawiten, einer schiitischen Glaubensrichtung, der auch der Assad-Clan angehört. Trotzdem war die Bevölkerung gegen Suleiman al-Assad aufgebracht, denn er war am Donnerstag mit einem hochrangigen Luftwaffenoffizier auf der Straße in Streit geraten. An dessen Ende war Hassan al-Scheich tot, angeblich getroffen von vier Kugeln. Es gibt verschiedene Versionen, wie es zu der Auseinandersetzung gekommen ist - und wer geschossen hat.

Wütend wegen eines Überholmanövers

Ein Bruder des Opfers schilderte einem regimekritischen Radiosender, Suleiman al-Assad habe sich geärgert, weil der Offizier, der mit seiner Familie im Auto unterwegs war, ihn nicht habe überholen lassen. Assad habe ihn beschimpft und schließlich geschossen. In anderen Berichten hieß es, Assad sei wütend geworden, weil ihn der Offizier überholt habe. Ob Suleiman al-Assad selbst oder einer seiner Leibwächter geschossen hat, blieb unklar. Er beteuerte auf einer ihm zugeschriebenen Facebook-Seite jedenfalls seine Unschuld.

Der 19-Jährige ist nicht das erste Mitglied des Assad-Clans, das durch eine Gewalttat auffällt: Maher al-Assad, jüngerer Bruder des Präsidenten, schoss seinem Schwager Assif Schaukat 1999 im Streit in den Bauch; der wurde daraufhin angeblich in ein Militärkrankenhaus in Paris geflogen und überlebte den Angriff.

Inszenierung in sozialen Medien

Schon vor dem aktuellen Vorfall galt aber auch Suleiman al-Assad, wie sein Vater Mitglied der gefürchteten Shabiha-Milizen, als einer, der im Wissen um seine Herkunft und die damit verbundene Macht keinem Streit aus dem Weg ging. Die sozialen Medien in Syrien sind voll mit Geschichten über ihn, wenige davon sind schmeichelhaft. Ihr Wahrheitsgehalt lässt sich kaum überprüfen, darunter sind zweifellos erfundene oder übertriebene Schilderungen, die von Assad-Gegnern lanciert wurden, um den Ruf des Clans zu ruinieren. Sich selbst präsentierte Suleiman al-Assad aber gern kampfbereit. Er zeigte sich immer wieder bewaffnet, umgeben von Leibwächtern oder vor Panzern der Einheit, die sein Vater kommandierte. Nach dem Tod seines Vaters soll er in einem sunnitischen Viertel von Latakia randaliert haben, blieb allerdings offenbar unbehelligt.

Regimekritiker schreiben im Internet nun schon den Bruch zwischen den Alawiten und dem Assad-Regime herbei. Was sie allerdings unterschlagen: Auf der Demonstration in Latakia wurden Slogans zur Unterstützung des Präsidenten skandiert; die Sicherheitskräfte gingen auch nicht gegen die Proteste vor. Vergleiche mit Daraa scheinen daher überzogen zu sein. In der Stadt im Südwesten waren 2011 die Massenproteste gegen den Diktator ausgebrochen, nachdem das Regime Schuljungen verhaftet hatte, weil sie Parolen gegen den Staatschef an eine Schule gesprüht hatten.

Das Regime ist außerdem erkennbar um Schadensbegrenzung bemüht. Die regierungsnahe Zeitung al-Watan zitierte die Witwe des Opfers, Mayssa Ghanem, sie habe ein "Versprechen von Präsident Assad erhalten, den Täter zu bestrafen, egal wer er ist". Suleiman al-Assad postete da noch munter auf seiner Facebook-Seite Beschimpfungen und erweckte den Eindruck, dass er sich nach Beirut abgesetzt habe.

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