Olching/Fürstenfeldbruck:Landratsamt bewertet Vogelpark als Schwarzbau

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Streit zwischen der Behörde und dem Olchinger Trägerverein eskaliert. Es wird fast nur noch über Rechtsanwälte kommuniziert. Auch für die neue Greifvogelanlage wird eine Genehmigung verweigert. Vorsitzender Dieter Ernst: "Das ist reinste Schikane"

Von Stefan Salger, Olching/Fürstenfeldbruck

Mögen ihn Besucher wegen der idyllischen Lage an der Amper, den der Natur nachempfundenen Gehegen und dem Gezwitscher auch als idyllisches Paradies empfinden - für das Landratsamt ist der Vogelpark Olching ein Schwarzbau im Landschaftsschutzgebiet. Und die im März fertig gestellte große Greifvogelanlage dürfte kaum Aussicht haben auf eine Genehmigung. Längst beschäftigt sich das Gericht mit dem Fall, so wie auch mit anderen Streitpunkten - sieben Verfahren sind anhängig, in denen sich die Behörde mit dem Vogelpark oder dessen Falkner Sascha Kuchenbaur auseinandersetzten muss. Der Vogelliebhaberverein fühlt sich gegängelt und weist die Verantwortung vor allem dem Chef des Veterinäramts zu. "Reine Schikane, ein einziger Abwehrkampf, ich bin fassungslos", so Vorsitzender Dieter Ernst, selbst früher Jurist im Staatsdienst. Behördenvertretern wirft er offen Lüge vor. Die Behörde hingegen pocht auf die Einhaltung der Vorschriften bei Tier- und Artenschutz, Tierseuchen-, Bau-und Wasserrecht.

Eskaliert war die Lage am Dienstag, als Vertreter der Behörde zwei bereits vor zwei Monaten beschlagnahmte Falklandkarakaras abholten. Für die Greifvögel fehlt ein Herkunftsnachweis. Gegen die Beschlagnahme sei nichts einzuwenden, sagten sowohl der Käufer, Vogelpark-Falkner Sascha Kuchenbaur, als auch Ernst. Dass aber "ein Tross von neun Leuten" angerückt sei und die Vögel unter Polizeischutz aus dem Vogelpark abholte, in dem diese optimale Lebensbedingungen hätten, das erzürnt Ernst. "Da wird doch weit übers Ziel herausgeschossen, das ist doch kompletter Irrsinn", schimpft er.

Nach dem Eindruck von Vereinsvertretern gingen die Probleme mit der Unteren Naturschutzbehörde und dem Veterinäramt so richtig 2014 los. Damals wurde der wohl um die 70 Jahre alte Andenkondor Hannes aufgenommen. Diese auch als "König der Lüfte" bekannte Geierart, die in den Gebirgsregionen Südamerikas beheimatet ist, zählt zu den größten flugfähigen Vögeln und hat eine Spannweite von bis zu 3,20 Meter. Ab da hätte sich das Verhältnis zur Behörde, vor allem aber zum Chef des Veterinäramts, bis zum Nullpunkt abgekühlt, sagen die beiden Falkner Kuchenbaur und Ferdinand Lieske.

Es habe Bußgeldandrohungen und Bußgeldbescheide gegeben, und das, ohne zuvor die Gelegenheit einer Stellungnahme zu bekommen. So auch wegen der Entenfütterung. Da sei kein Bußgeld, wohl aber "ein tierseuchenrechtlicher Bescheid gegen den Vogelpark erlassen" worden, bestätigt Sandra Ellmayer, Abteilungsleiterin für Bau und Umwelt am Landratsamt. Dieser Bescheid besagt, "dass Wildvögel bei der Fütterung im Entenfreigehege ferngehalten werden müssen, um die Einschleppung der Geflügelpest zu verhindern. Es wurde ein Zwangsgeld festgesetzt, um den Verein zur Einhaltung der Auflagen zu bewegen." Im Juli wurde erneut ein höheres Zwangsgeld angedroht. Vollkommen unrealistische Forderungen seien das, hält Lieske dagegen. Es würde heißen, dass die Enten per Hand mundgerecht gefüttert werden müssten, um beispielsweise Wildenten auszuschließen. "Das geht gar nicht", sagt Lieske. Bei 17 Zoos wurde nachgefragt. Ergebnis: Nicht machbar. Wie auch? Ein von der Amper gespeister Teich liegt auf dem Gelände. Um den Eintrag von verseuchtem Wildvögel-Kot in den Park auszuschließen, müsste all das überdacht werden. "Einfach nur absurd", schimpft Ernst. In anderen Landkreisen, so Lieske, hätten die Behörden deshalb schlicht auf die Überprüfung der unsinnigen Vorschrift verzichtet.

Ebenfalls juristisch geklärt werden muss nun die Sache mit der Greifvogelstation. Sie ist 22 auf 20 Meter groß, ist in mehrere Abteile gegliedert und enthält eine Schauvoliere hinter Maschendrahtzaun. Die Kosten für den Bau beziffert Kuchenbaur auf 40 000 Euro. Vor allem er hat sie in zahllosen Stunden gebaut. Seit März aber dürfen die zunächst vorgesehenen zwei Adlerpaare nicht aus Memmingen hierherziehen. Denn das Landratsamt verweigert die Genehmigung. Der ganze Vogelpark sei 1978 als Schwarzbau errichtet worden, habe 1982 eine schriftliche, jederzeit widerrufliche Duldung erhalten, so Ellmayer. Und weiter: "Grundsätzlich ist der Vogelpark samt seiner Anlagen planungsrechtlich unzulässig. Er befindet sich im Außenbereich und es stehen öffentliche Belange entgegen, vor allem der Flächennutzungsplan. Zudem liegt der Park in einem Überschwemmungsgebiet und in einem Landschaftsschutzgebiet."

Man habe dennoch auf den Abriss verzichtet, Erweiterungen in diesem zum Außenbereich zählenden Areal seien im Zuge der "großzügigen Duldung" gleichwohl mit der Behörde abzustimmen. Die Greifvogelanlage sei größer gebaut worden als vereinbart. Zudem sei sie "für eine kommerzielle Greifvogelzucht" konzipiert. Dafür aber fehle es an der Erlaubnis - zumal an der Sachkenntnis und Zuverlässigkeit "derzeit gewisse Zweifel" bestünden. Kuchenbaur, der hier Adler, Falken und andere Greifvögel unterbringen will, weist solche Vorwürfe zurück. Die Sachkenntnis habe er in Prüfungen nachgewiesen, das Landratsamt habe sie ihm sogar ausdrücklich bestätigt.

Und Dieter Ernst platzt förmlich der Kragen, wenn er das hört. Die Anlage sei mitnichten eine Zuchtanlage. Und Sandra Ellmayer selbst sei bei Bauabnahme dabei gewesen und wisse sehr gut, dass die Anlage genau so errichtet wurde wie vereinbart. Ernst: "Sie entspricht exakt den Planungen. Wir haben aber auch angeboten, sie umzubauen oder einen anderen Falkner als Herrn Kuchenbauer benennen." Das Amt reagiere aber schlicht nicht, lasse den Verein im Ungewissen. "Veterinäramtschef Hans-Peter Merk bekämpft uns seit acht Jahren, das ist reinste Schikane. Wir wissen gar nicht, was die eigentlich wollen." Die Sache füllt bereits einen Aktenordner, und mit Hilfe des Briefverkehrs lasse sich alles bestens belegen, so Ernst.

© SZ vom 13.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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