Grafrath:Vermülltes Amperufer

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In der Gemeinde ärgert man sich über das rücksichtslose Verhalten der Badegäste

Von Manfred Amann, Grafrath

Der Müll, den die Stadt München nach Badetagen an der Isar wegräumen muss, sorgt in diesen Tagen immer wieder für Schlagzeilen. In sicherlich kleinerem, aber gleichsam dennoch belastenden Umfang muss auch die Gemeinde Grafrath witterungsabhängig immer mehr gegen eine Vermüllung des Amperufers ankämpfen. Vor allem im Bereich des Wasserwachtgeländes bis fast hinauf bis zur Einmündung des Mutterbaches lassen Badegäste offensichtlich alles liegen, was sie nicht mehr benötigen. "Es ist nicht zu glauben, dass so viele Leute ihren Abfall einfach zurücklassen, statt ihn mitzunehmen und zu Hause zu entsorgen", wundert sich Grafraths zweite Bürgermeisterin Ingrid Wild sichtlich verärgert.

Die große Last und den meisten Ärger aber haben die Mitglieder der Wasserwacht, weil sie nach jedem Badetag, bevor sie ihre Einsatzfähigkeit testen oder Ausbildung betreiben können, erst den Müll anderer einsammeln müssen. Der Vorsitzende der Wasserwacht macht sich Sorgen, dass einige der aktiven Mitglieder bald nicht mehr zur Ausbildung oder zum Üben kämen, wenn das so bleibe. "So mancher Rettungsschwimmer hat mir schon angekündigt, dass er keinen Bock mehr hat, einen Großteil seiner Freizeit, in der er eigentlich trainieren will, den Dreck anderer aufzusammeln", sagt Dominic Kockzius. Es sei zwar sehr hilfreich, dass die Gemeinde kostenfrei Müllsäcke zur Verfügung stelle, aber das Einsammeln bleibe zum großen Teil an der Wasserwacht hängen.

Bürgermeister Markus Kennerknecht kennt das Problem, das angesichts der vielen heißen Sommertage "ganz besonders extreme Auswirkungen" hat. An manchen Tagen hätte der an sich große Parkbereich vor und neben der Gaststätte "Dampfschiff" nicht mehr alle Autos aufnehmen können, erzählt der Gemeindechef. Er habe den Bauhof bereits angewiesen, im Uferbereich mehrfach nach dem Rechten zu sehen und aufzuräumen. Dort, wo die Agenda-21-Gruppe eine Ruhebank aufgestellt habe, werde man einen Abfallkorb aufstellen und nach Rücksprache mit dem Vorstand der Wasserwacht auch noch weitere Maßnahmen anordnen. Es sei schon wichtig, die Wasserwacht diesbezüglich zu entlasten, wenngleich man das Problem kaum gänzlich in den Griff bekommen werde, meint Kennerknecht.

Die Unvernunft vieler Badegäste und einiger Bootfahrer, die offensichtlich immer mehr würden, werde man nicht abschaffen können und eine Platzaufsicht könne man auch nicht stellen. Man habe auch schon überlegt, einen großen Müllcontainer oder mehrere Müllsachhalter aufzustellen, merkt die Vizebürgermeisterin an. Wie Kennerknecht hat Ingrid Wild jedoch Bedenken, dass damit noch mehr Müll anfalle, "weil manche Badegäste dann ihren Hausmüll auch noch mitbringen".

Seit dem Einbau der Sohlschwelle in die Amper bei Grafrath, die quer zur Strömungsrichtung das Wasser etwas aufstaut, um ein Austrocknen des Ampermooses zu verhindern, ist eine relativ ruhige Wasserzone entstanden, die zunehmend Badegäste anzieht. Dort wird gefeiert und gegrillt und außerdem kann man nun flussabwärts Kajaks oder Schlauchboote einsetzen und Richtung Schöngeising oder Olching schippern und oberhalb der Wassersperre ruhig an Land gehen, ohne gegen reißende Wellen ankämpfen zu müssen. An heißen Tagen werde das Ufer zu einem richtigen Badestrand und wenn die Leute dann weg seien, gleiche das Gelände stellenweise einer Müllhalde, sagt Kockzius.

In den Behältern für Hundekotbeutel habe man verschmutzte Windeln gefunden, in einem Gebüsch seien ein kaputtes Schlauchboot und eine Luftpumpe entdeckt worden. Und auch einen Grill habe man schon entsorgen müssen. Zwischen Papier, Plastikbeuteln und Flaschen lägen Essensreste und abgenagte Knochen herum, an denen sich massenhaft Fliegen niederließen. "Es ist manchmal richtig ekelig und manchmal sogar gefährlich, wenn sich zum Beispiel Wespen an einer halbe Melone oder an eine Apfelbutzen gütlich tun", so der Ortsschef der Wasserwacht. Eine Gefährdung gehe auch von den vielen Glasscherben aus.

© SZ vom 13.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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