Schöngeising:Die Back-Fee

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Seit 1967 backt Doris Braumiller die Kuchen im Unterwirt. Sie sind weit über die Kreisgrenzen berühmt. (Foto: Günther Reger)

Unterwirt lockt Kuchenfans

Von Edith Schmied, Schöngeising

So heiß kann ein Sommertag gar nicht sein, dass Doris Braumiller nicht in der Küche beim Unterwirt in Schöngeising steht und einen Kuchen nach dem anderen ins Rohr schiebt. Wie viele das so sind an einem Wochenende? "Das ist schwer zu sagen", so die Wirtin. Mal sind es zu viele, mal zu wenig. "Aber zehn bis fünfzehn Stück werden es schon sein." Seit fast 50 Jahren, genauer gesagt seit sie 1967 in die Wirtschaft einheiratete, sind Käse- Schoko-, Erdbeersahne und Mohnkuchen, aber vor allem der legendäre Obststreusel, das Highlight für die Gäste. Egal ob sie mit dem Schlauchboot anlegen, es sich auf der Liegewiese bequem machen, mit dem Rad die Amper entlang strampeln oder mit Kind und Kegel im Auto ankommen. Die Kuchen der Bäckerin sind über die Landkreisgrenzen hinaus geschätzt, die Autokennzeichen auf dem Parkplatz sprechen für sich.

Schon beim ersten Bissen hat man das Gefühl zu Hause bei Oma am Küchentisch zu sitzen, geblümte Wachstischdecke, ein Haferl Kaffee vor sich. Und genau daher stammen auch die Rezepte. Ach was Rezepte. Wiegen, abmessen, das braucht's gar nicht. Erfahrung und Gefühl, das ist entscheidend. Und natürlich Handarbeit. Gut, eine Rührmaschine verwendet Doris Braumiller schon. Aber beim Knetteig packt sie immer selbst zu. Die eigens dafür von ihrem Mann angeschaffte Maschine lässt sie links liegen. "Männer halt", lacht sie über ihren, der Technik sehr aufgeschlossenen, Gatten.

Die gebürtige Berlinerin ist in Emmering an der Amper aufgewachsen und irgendwie lässt sie der Fluss wohl nicht mehr los. Hier in dem Familienbetrieb, die Braumillers führen ihn seit vier Generationen, fühlt sie sich wohl. Zupacken, arbeiten, das ist die quirlige Endsiebzigerin gewohnt. Immer adrett gekleidet, das Haar sorgfältig in kleine Löckchen frisiert, manikürte Hände. Auf ein gepflegtes Aussehen legt die gelernte Kosmetikerin, Fußpflegerin und Masseurin Wert. Als es nach dem Krieg endlich ordentliche Zutaten gab, hat Doris Braumiller mit dem Backen angefangen, damals nur privat. Bis heute ist sie ihrer Leidenschaft treu geblieben. Allerdings verkneift sie sich mittlerweile diverse Fleißaufgaben, wie Plätzchen backen für ihre Stammkunden. Die großzügige Liegewiese an der Amper, die Parkplätze, alles kostenfrei, sind ein Magnet an heißen Sommertagen. Selbst Brotzeit dürfen die Gäste mitbringen, nur Grillen ist nicht erlaubt. Und die Kuchen wird es dank der vitalen Wirtin wohl auch noch eine Weile geben. Als Nachfolgerin hofft Braumiller auf ihre 17-jährige Enkelin Kimberley. Hinter dem Tresen der Strandbar arbeitet sie schon jetzt an den Wochenenden. Ob sie das Erbe ihrer backenden Oma antreten will ist noch ungewiss. Sie könnte das relativ entspannt angehen. Selbst ein verunglücktes Backergebnis müsste sie nicht abschrecken. "Das passiert mir auch schon mal", lacht Doris Braumiller und schiebt ein "dann kriegen's eben die Vögel" hinterher.

© SZ vom 14.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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