Fußball-Regionalliga:Der Zaunkönig brüllt

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Viel gemeinsam: Auch Burghausens Marius Duhnke (li.) hat mal für den FC Bayern gestürmt, so wie Patrick Weihrauch. (Foto: Imago)

Eine Stunde lang zeigt die U23 des FC Bayern München, wie sie dem Regionalliga-Spitzenreiter Regensburg auf den Fersen bleiben könnte. Den Gästen aus Burghausen fügt sie mit 3:2 deren erste Niederlage zu

Von Christoph Leischwitz

München - Der Anhänger der Gäste unten am Zaun wurde nervös. Wacker Burghausen hatte unverhofft in der 88. Spielminute den 2:3-Anschlusstreffer gegen den FC Bayern II erzielt. Polizei und Ordner beäugten den Mann skeptisch, er krallte sich mit den Händen in den Zaun und brüllte, als die Regionalliga-Partie noch einmal spannend wurde, unentwegt ins Feld hinein. Eigentlich soll sich im Grünwalder Stadion während eines Spiels zwischen Haupttribüne und Zaun niemand aufhalten. Dieser Fan war auch mehrmals ermahnt worden, nach oben zu gehen. Doch er weigerte sich. Als es beim 3:2 für Bayern blieb, gab es noch ein ganz kurzes Handgemenge, dann verschwand er schnellen Schrittes.

Es war eine emotionale, harte und hektische Partie gewesen, zumindest in dieser Schlussphase. Sie besaß Aussagekraft bezüglich der Frage, wer sich als ärgster Verfolger von Jahn Regensburg fühlen darf. Mit zwei Spielen weniger und zehn Punkten Rückstand sind das nun wohl die Bayern, die Burghausen die erste Saisonniederlage zufügten und dabei lange überlegen agierten. Trainer Heiko Vogel meinte: "Zwischen der zehnten und der 70. Spielminute haben wir unsere bislang beste Saisonleistung gezeigt." Und dabei auch recht konsequent die Chancen genutzt. In der 26. Minute eroberte Sebastian Bösel 30 Meter vor dem gegnerischen Tor beherzt den Ball, sprintete nach vorne und legte mit Übersicht quer auf Karl-Heinz Lappe. Dessen Schuss fand leicht abgefälscht den Weg ins Tor. "Sebastian ist ein sehr guter Spieler gegen den Ball, sehr unangenehm, deshalb habe ich ihn diesmal spielen lassen", sagte Vogel über Bösel, der erstmals in der Startelf stand.

Das 1:0 setzte Kräfte frei. Nur sechs Minuten später traf Lappe nach einer Flanke von Patrick Weihrauch zum 2:0. Danach gab es 37 Spielminuten lang in beiden Strafräumen keine nennenswerten Szenen, Burghausen schien sich aufgegeben zu haben. "Wir haben in der zweiten Halbzeit den Gegner klar beherrscht", fand Vogel. Auffällig war dabei, dass sich Spieler wie Bösel oder Fabian Benko eher hervortaten als die Bekannteren im Team. Der HSV-Rückkehrer Julian Green war sehr aktiv, strahlte aber keine Torgefahr aus. Gianluca Gaudino verlor recht viele Zweikämpfe und mitunter auch den Ball. Und Sinan Kurt wirkte auf der rechten Seite bisweilen wie ein Zuschauer. Patrick Weihrauch schien dann das Spiel entschieden zu haben. Mit einem energischen Vorstoß und einem strammen Schuss aus 14 Metern direkt an den Innenpfosten erzielte er das 3:0 (69.).

Burghausen hätte es dem Gastgeber deutlich schwerer machen können. Marius Duhnke etwa stand schon in der achten Spielminute drei Meter vor dem leeren Tor und traf den hoppelnden Ball so unglücklich, dass dieser über die Latte flog. Eine weitere, fast identische Szene erlebte der ehemalige Bayern-II-Stürmer in der 71. Minute. Dazwischen zog sich Wacker-Verteidiger Daniel Hofstetter bei seinem zweiten Einsatz im Grünwalder Stadion in dieser Saison zum zweiten Mal eine Gesichtsverletzung zu. Beim 1:1 zum Saisonauftakt gegen 1860 II war es ein Nasenbeinbruch, diesmal trug er aus einem Zweikampf eine tiefe Wunde am Kinn davon. Er musste ausgewechselt und genäht werden.

Doch Burghausen fand nach diesen Rückschlägen trotzdem noch ins Spiel. Der eingewechselte Kevin Hingerl köpfelte das 1:3 (74.), dann traf tatsächlich auch Duhnke noch (88.). "Negativerlebnisse versetzen die Mannschaft in Unruhe", sagte Bayerns Trainer Vogel über diese Phase.

Der aufgeregte Burghauser Fan hatte hernach auch noch etwas zu sagen: "Wir hatten tolle Moral bis zum Schluss." Er selbst versuche ja immer, Leidenschaft vorzuleben, er sei da heute auch sehr zufrieden mit den Spielern. Zu den Vorfällen unten am Zaun sagte er noch: "Ich kann einfach nicht auf der Tribüne sitzen." Aber dorthin war Uwe Wolf, Burghausens größter Fan und zugleich deren Cheftrainer, in der 78. Minute eben geschickt worden.

© SZ vom 17.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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