Fußball-Bayernliga:Rahmenlose Kunstwerke

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Nur zu Beginn packen die Pullacher zu, dann darf sich Unterföhring (li. Attila Arkadas) austoben. (Foto: Stephan Rumpf)

Pullach geht nach Führung 1:5 in Unterföhring unter. Die Tore sind schön, der Trainer ist ratlos

Von Matthias Schmid, Unterföhring

Andreas Pummer hatte es sich eine Viertelstunde vor Schlusspfiff bequem gemacht, der Trainer des FC Unterföhring saß auf der Werbebande. Seine Hände lagen locker verschränkt auf seinem Schoß, die Füße berührten lässig die Holzbank, auf der er eigentlich sitzen sollte. Pummer war entspannt wie lange nicht, seine Mannschaft führte im Bayernliga-Spiel gegen den SV Pullach 5:1. "Ich hatte es mir gewünscht, dass es so steht", sagte er. Doch gerechnet hatte er nicht damit, nicht nach diesem frühen Gegentor. Bereits nach drei Minuten hatte Torwart Max Gillmeier den Ball aus dem Tor holen müssen. "Ich kann vor meiner Mannschaft nur den Hut ziehen und muss ihr ein Riesenkompliment machen, wie sie die Partie gedreht hat."

Es war ein erstaunliches Spiel, das die Zuschauer am Sonntagnachmittag auf dem Sportplatz an der Bergstraße zu sehen bekamen. Pullachs Trainer Frank Schmöller verließ kopfschüttelnd den Platz, der ehemalige Bundesligaspieler hat schon viel erlebt im Fußball. "Doch ich kann mich nicht erinnern", schimpfte er, "dass eine Mannschaft von mir in einem Pflichtspiel einmal fünf Gegentore bekommen hätte. Wir haben gespielt wie eine Kreisligamannschaft." Dann machte er eine Pause, um den Satz wirken zu lassen. Dann sprach er weiter. "Man würde wohl eine Kreisligamannschaft damit beleidigen."

Schmöller ist dafür bekannt, dass ihm schnell mal ein lockerer Spruch über die Lippen kommt. Doch diesmal war es ihm ernst mit seiner Analyse. Nach Schlusspfiff hatte er seine Spieler erst einmal in der Kabine versammelt. "Ich habe ihnen die Trainingstage für die nächste Woche mitgeteilt", sagte er. Einmal mehr als üblich will er mit ihnen üben. Es liegt viel Arbeit vor ihm, soviel steht fest. Denn seine Mannschaft hatte die grundlegenden Dinge im Fußball vermissen lassen, sie hatte nach der 1:0-Führung durch Christoph Dinkelbach nicht nur aufgehört, Fußball zu spielen. "Wir haben keinen Zweikampf mehr gewonnen", stellte Schmöller fest. Und was noch viel schlimmer war: "Wir sind nach der Führung auseinandergefallen."

Es muss für Pullacher Fußballfreunde erschreckend gewesen sein zu sehen, wie die Unterföhringer die Partie plötzlich beherrschten. Sie kombinierten gefällig und hatten schon in der 23. Minute durch den starken Daniel Jungwirth die Riesenchance zum Ausgleich. Der FCU musste sich allerdings bis zur 32. Minute gedulden, bis das 1:1 fiel. Nach einem feinen Pass von Jungwirth auf Attila Arkadas spitzelte dieser den Ball über die Linie. Was nach Seitenwechsel folgen sollte, hätte sich nicht einmal Unterföhrings Pummer in seinen wildesten Träumen ausmalen können. Drei Tore schoss seine Mannschaft in sieben Minuten, eines war schöner herausgespielt als das andere, richtige Kunstwerke waren es sogar. Es fehlte nur noch der goldene Rahmen. Zunächst traf Yakub Dora mit einem strammen Schuss (49.), ehe Jungwirth (54.) und abermals Arkadas mit gefühlvollen Hebern auf 4:1 erhöhten. Der Endstand gelang dann Dominik Hofmann per Kopf (76). "Ich bin stolz auf meine Mannschaft, weil wir auch spielerisch besser waren als die Gäste", sagte Pummer.

Sein Pendant auf Pullacher Seite, Frank Schmöller, hatte man nach Spielende selten ratloser erlebt. Er werde nach nunmehr drei Niederlagen nacheinander nicht einfach zum Alltag zurückkehren können, betonte er. "Wir müssen jetzt jeden Stein umdrehen, um herauszufinden, warum wir deutliche Anzeichen von einem Abstiegskandidaten haben." Er schob fast entschuldigend seine Schultern nach oben. "Aber ehrlich gesagt, weiß ich nicht, wo ich da anfangen soll."

© SZ vom 17.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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