"Battle Creek" auf RTL Crime:Verbrecherjagd mit Vintage-Flair

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Detective Russ Agnew (D. Winters, rechts) und Schönling Special Agent Milton Chamberlain (J. Duhamel, links) müssen zusammen ermittlen.

(Foto: CBS)

"Breaking Bad"-Macher Vince Gilligan wechselt die Seiten: In seiner neuen Serie "Battle Creek" klären zwei ungleiche Ermittler einen Drogendeal mit Mord auf.

Von Bernd Graff

Man muss einmal über die Farbfilter sprechen, die in der post production auf gefilmtes Material angesetzt werden. Denn die Serie Battle Creek, jetzt zu sehen beim Spartensender RTL Crime, wird ganz wesentlich von solchen Filtern bestimmt.

Mit ihnen korrigiert man Kontrast wie Beleuchtung und tönt das gefilmte Material, um eine Szene kühl, warm, heimelig oder bedrohlich wirken zu lassen. Die Filter sind so wichtig wie die Auswahl der Musik. Sie geben den Bildern nicht nur ihre Tönung, sie bestimmen die Tonalität ihres Genres.

Von den Autoren von Breaking Bad und Dr. House

Battle Creek, eine Serie der Drehbuchautoren Vince Gilligan und David Shore, setzt nun sehr auffällig nicht die Filter ein, die man bislang mit Vince Gilligan und David Shore in Verbindung bringt. Von Gilligan stammen die Serien Breaking Bad und Better Call Saul, die mit ihren Filtern sonnengleißende, auch giftig grelle Primärfarben hervorhoben, um brennenden Realismus zu behaupten - so überspannt, dass er schon wieder unrealistisch anmutete.

Und von David Shore ist Dr. House, bei dem mit einer weiß-sterilen Operationssaals-Optik experimentiert wurde. All das ist im gemeinsamen Battle Creek anders - und auch hier stimmig.

In der ursprünglich für CBS produzierten Serie dominieren Bronzetöne, welche die Gesichter der beiden Ermittler, des markanten Detective Russ Agnew (Dean Winters) und des posterboyhaften Special Agent Milton Chamberlain (Josh Duhamel), schmeichelnd umspielen.

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Platzhirsch auf verlorenem Posten: Provinzermittler Russ Agnew (Dean Winters) auf Verbrecherjagd in Battle Creek.

(Foto: CBS)

Die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein, die Filter vermitteln ein Vintage-Flair, das weder zur Jetztzeit noch zum Ort in Michigan, noch zu den Fällen passen will. Doch so komisch wie die Sepia-Atmosphäre sind eben die Zustände in diesem Battle Creek.

Der neue Kollege aus der Stadt hat viele mächtige Freunde

In der Eingangsszene der ersten Folge sieht man netteste Kinder in einer netten Schulaufführung nette Pirouetten drehen. Eltern filmen stolz mit. Herein stürmt eine düstere Gestalt, zückt vor einem der Väter seine Polizeimarke - und konfisziert dessen Kamera.

Mit dieser müssen örtliche Ermittler, unter ihnen Detective Agnew, in Ermangelung eigener Kameras eine Drogenübergabe filmen, bei der dann alles schiefgeht. Sogar der Elektroschocker hat keinen Saft mehr, weswegen Agnew nach einem Hieb sofort zu Boden geht. Da ist die Episode noch keine fünf Minuten alt.

Aber so sind die Verhältnisse: Man ermittelt schlecht ausgestattet und sowieso auf verlorenem Posten. Agnew ist der unangefochtene Platzhirsch im lokalen Kampf gegen das Verbrechen, bis die Verstärkung in Wohlgestalt des Special Agent anrückt. Milt wird er von seinen Freunden genannt. Und er hat viele Freunde, auf jeder Stufe von Administration und Regierung.

Dieses zueinander gezwungene Paar muss nun in einem Doppelmord ermitteln. Der ramponierte Agnew hat natürlich immer das Nachsehen. Überflieger Milt ist ihm optisch und in jeder anderen Hinsicht überlegen. Diese Ungleichheit in Bronze ist tragikkomisch. So erscheint dann erstmals ein Foto mit Polizisten in der lokalen Zeitung, aber so beschnitten, dass nur Milt darauf zu sehen ist.

Diese erste Episode widmet der Charakterzeichnung breiteren Raum als dem Kriminalfall. Das geht völlig in Ordnung. CBS allerdings hat die Serie bereits nach der ersten Staffel eingestellt.

Battle Creek, RTL Crime, donnerstags, 20.15 Uhr.

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