Volksfest Dachau:Protest gegen Ponyreitverbot

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Der Betreiber des Reitsalons Kaiser kämpft um seine Existenz. Und findet auch bei Bürgern Unterstützung.

Von Benjamin Emonts, Dachau

Unmittelbar nach Ende des Dachauer Volksfests ist die Debatte über das Verbot des Ponyreitens auf der Thoma-Wiese neu entbrannt. Am Montagabend, kurz nach 20 Uhr, ging unter dem Slogan "Wir sind für den Erhalt der Pferdereitbahnen auf Volksfesten" eine Facebook-Seite online. Mit Parolen wie "gemeinsam stark", "Mut zum Widerstand" oder "alle vereint zum Erfolg" wird in der öffentlichen Gruppe um Unterstützung gegen das Ponyreitverbot geworben. Der Haupt- und Finanzausschuss des Dachauer Stadtrats hatte im Juni diesen Jahres beschlossen, dass von 2016 an keine Schausteller mehr zugelassen werden, die mit lebenden Tieren arbeiten.

Bis zum späten Mittwochnachmittag hat die Seite 250 Anhänger. Einer der zwei Administratoren der Seite ist Alexander Martin, 39, aus Dachau. "Wir wollen auf diese Weise die Tradition und auch die Existenz der Reitbahnen schützen", sagt er. Mit seinen fünf Kindern hat der 39-Jährige den Reitsalon Kaiser jedes Jahr besucht. "Meine älteste Tochter hat ihre Liebe für Pferde erst auf dem Volksfest durch das Ponyreiten für sich entdeckt."

Was Martin schließlich besonders ärgert: "Der Entschluss, das Ponykarussell zu verbieten, wurde vom Stadtrat, unter anderem dem Oberbürgermeister, getroffen, ohne die Befürworter überhaupt zu Wort kommen zu lassen. Von der Gegnerseite wird immerzu das Wort Tierquälerei benutzt. Doch welche Fakten geschweige denn Beweise sprechen dafür?"

Online-Petition läuft schleppend an

Um seinem Protest noch mehr Ausdruck zu verleihen, startete Martin am vergangenen Dienstag eine Online-Petition "zum Erhalt des Ponyreitens in Dachau". Bis zum Mittwochnachmittag wurde sie von zwei Personen gezeichnet. "Viele haben Angst, dass sie bedroht werden, wenn sie für das Ponyreiten unterschreiben", glaubt Martin.

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Schaustellerbetriebe mit Tieren von Dachauer Volksfest ausgeschlossen

Michael Kaiser, der Betreiber des Reitsalons, hat indes sein Schweigen gebrochen. "Ich habe während des Volksfests fast 1200 Unterschriften gesammelt", sagt er am Mittwoch. Trotz der Proteste gegen sein Geschäft, die im Vorfeld und während des Volksfests laut wurden, sei das Ponyreiten auch in diesem Jahr gut angenommen worden. Viele seiner Kunden seien empört darüber, dass sein Familiengeschäft, das seit nunmehr 50 Jahren in Dachau vertreten ist, vom Volksfest künftig verbannt werden soll.

Kaiser sieht sein Geschäft dadurch existenziell bedroht. Das Dachauer Volksfest sei finanziell eines seiner wichtigsten Standbeine gewesen. Er kündigt an: "Ich werde alle Hebel in Bewegung setzen, um auch im kommenden Jahr wieder auf dem Dachauer Volksfest vertreten zu sein. Es geht um meine Existenz."

"Absolute Frechheit"

Die Unterstützung des Dachauer Schausteller-Sprechers Paul Tille hat Kaiser sicher. "Mir ist völlig unverständlich, dass mit einer jahrzehntelangen Tradition auf dem Volksfest einfach so gebrochen wird", sagt er. Die 20 Ponys der Familie Kaiser würden "gehegt und gepflegt", die Pausen eingehalten und vom Veterinäramt überprüft. Tille findet, es sei eine "absolute Frechheit", wie mit dem Familienbetrieb Kaiser umgesprungen würde. "Die Tierschützer sollten mal weniger verbohrt und verbissen sein, anstatt Existenzen zu zerstören."

Die Gegner des Ponyreitens reagieren verärgert auf die nun ins Leben gerufene Facebook-Gruppe. Eine Userin kommentiert: "So kriegen Kinder ein falsches Bild, wie man mit Tieren umgeht." Bei einer Kundgebung, die am ersten Volksfestsamstag neben der Thoma-Wiese abgehalten wurde, haben 20 Tierschützer gegen das Ponykarussell der Familie Kaiser demonstriert.

© SZ vom 20.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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