Mers-Virus:Impfstoff für Kamele

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Kamele gelten als natürliches Reservoir des "Middle East Respiratory Syndrome"-Virus, kurz Mers. (Foto: REUTERS)

Im Kampf gegen das gefährliche Mers-Virus melden Forscher einen Erfolg. Ein experimenteller Impfstoff schützt Kamele und Rhesusaffen - sie gelten als Reservoir des Virus.

Von Hanno Charisius

Bei der Suche nach einem Impfstoff gegen das Mers-Virus melden Forscher erste Erfolge: Ein experimentelles Vakzin konnte in einem Test acht Rhesusaffen vor dem Erreger schützen. Womöglich noch bedeutsamer ist die Beobachtung, dass der Wirkstoff auch bei Kamelen eine Reaktion des Immunsystems gegen das Virus auslöst. Kamele sind vermutlich die ursprünglichen Wirte des Keims, der für Menschen tödlich sein kann. Infizierte Kamele zeigen hingegen meist nur schwache Symptome. Durch eine Impfung von Kamelen hofft man, das natürliche Reservoir der Erreger austrocknen zu können.

Die Wissenschaftler um den Biologen David Weiner von der University of Pennsylvania injizierten den Versuchstieren einen sogenannten DNA-Impfstoff. Sie präsentieren ihre Ergebnisse im Fachjournal Science Translational Medicine. Gängige Impfstoffe bestehen aus vermehrungsunfähigen Krankheitserregern oder Teilen ihrer Hülle, die das Immunsystem zu einer Abwehrreaktion bringen sollen. DNA-Impfstoffe enthalten hingegen Gene der Erreger. Die Zellen des Patienten produzieren nach dieser genetischen Vorlage selbst Bauteile der Krankheitskeime, die dann wiederum das Immunsystem anstacheln.

Durch diesen Umweg soll die Abwehr nicht nur gegen eine Mers-Variante in Stellung gebracht werden, sondern gegen verschiedene Virustypen. Weiner sagt, dass zwei Unternehmen in den USA und in Korea aktuell die ersten klinischen Tests des neuen Wirkstoffs vorbereiten. An Freiwilligen soll zunächst die Sicherheit der Vakzine überprüft werden. Die Tests können auch zeigen, ob das Immunsystem der Versuchsteilnehmer auf den Impfstoff zumindest reagiert. Ob das Vakzin auch schützt, muss sich in Folgeuntersuchungen erweisen.

Robert Fux vom Institut für Infektionsmedizin der Universität München hält es für richtig, dass Impfstoffe gleichermaßen für Tiere wie für Menschen entwickelt werden. Er und seine Kollegen erforschen ebenfalls Vakzine gegen Mers. Zukünftige Massenimpfungen gegen das Virus hält er allerdings für unwahrscheinlich, egal ob bei Menschen oder bei Kamelen. Bei akuten Ausbrüchen wie zuletzt in Südkorea oder derzeit wieder in Saudi Arabien wären Impfstoffe allerdings wichtig, um die Kontaktpersonen von Infizierten sowie das Pflegepersonal in Kliniken zu schützen.

© SZ vom 21.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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