Benediktbeuern:Beurer Meister

Carmina Burana Kloster Benediktbeuern

Herausforderung gemeistert: Der Laienchor der "KlangKunst" hat zusammen mit Instrumental- und Vokal-Profis die "Carmina Burana" interpretiert.

(Foto: Manfred Neubauer)

Laien und Profis geben in der lauschigen Atmosphäre des kleinen Klosterinnenhofs die "Carmina Burana"

Von Felicitas Amler, Benediktbeuern

Andrea Feßmann Letzing lenkt den Chor mit geradezu sprechenden Händen - jedes Auf und Ab der Stimmen, jedes Halten eines Tons, das An- und das Abschwellen - alles macht sie mit mal weit ausgreifenden, mal eng geführten Gesten deutlich. Sie dirigiert so zupackend, dass eigentlich nichts schiefgehen konnte bei dieser bemerkenswerten Aufführung der Orffschen "Carmina Burana" mit einem ambitionierten Laienchor, einem großartigen Instrumentalensemble und professionellen Sängersolisten. Lediglich die Tauben im romantischen kleinen Innenhof des Klosters Benediktbeuern hat Feßmann Letzing nicht im Griff. Sie scharren gelegentlich lautstark in den Dachrinnen oder fangen so gar nicht im Takt der Musik zu gurren an. Das freilich macht den Charme des Samstagabends in Benediktbeuern ebenso aus wie das laue Sommerwetter, der ab und zu hereinwehende Duft frisch geschnittenen Grases oder der durch das wolkenlose Himmelskarree über dem Hof gleitende Segelflieger.

Ein schöner Abend. Eröffnet von dem famosen Munich Percussion Ensemble mit einer kleinen Schlaginstrumente-Weltreise, von Amerika über Argentinien und Ägypten nach Asien. Die Einstimmung auf den Haupt-Act hätte nicht besser sein können, denn auch das Orffsche Werk ist ja stark rhythmisch geprägt.

Auch bei den Carmina Burana, die hier in der Fassung für zwei Klaviere und Schlagzeug von Wilhelm Killmayer gegeben werden, spielt das Münchner Percussion-Ensemble mit; dazu an den beiden Klavieren Anne Horsch und Klaus Feßmann. Der Chor der KlangKunst and friends meistert seinen anspruchsvollen Part beeindruckend, aber die Lieblinge des Publikums im bestens besetzten Hof sind die übermütig auf die Bühne stürmenden und munter aufsingenden Buben (in Lederhosen) und Mädchen (fast alle in Dirndln) des Kinderchors.

Viel Applaus gibt's am Ende auch für die Solisten, die wunderbare Sopranistin Barbara Fleckenstein, den souveränen Bariton Jens Müller und einen Tenor, der zur großen Freude der Zuhörer dem Affen ordentlich Zucker gegeben hat: Martin Petzold wird seiner Rolle als gebratener Schwan ("Girat, regirat garcifer" - "es dreht und wendet mich der Koch") nicht nur stimmlich, sondern mit ganzem Körpereinsatz gerecht.

Im Programmheft macht der Musikkritiker Reinhard Szyszka, der als Tenor auch im Chor der KlangKunst mitwirkt, darauf aufmerksam, dass die weltweit x-fach dargebotenen Beurer Lieder nur der erste Teil einer Trilogie sind, deren zwei andere - "Catulli Carmina" und "Trionfo di Afrodite" - "kaum jemals aufgeführt" werden und daher eher unbekannt sind. Wie reizvoll wäre es, wenn Andrea Feßmann Letzing dies mit bewährter Hand ändern würde.

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