Digitaler Zeitungskiosk "Blendle":Nur kaufen, was das Leseinteresse weckt

Im digitalen Zeitungskiosk "Blendle" kann man einzelne Artikel kaufen. Und bei Nichtgefallen gibt es das Geld zurück.

Von Karoline Meta Beisel

Mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und dem 11 Freunde-Magazin kann man ein paar schöne Stunden auf der Couch verbringen. Aber nicht jeder hat ein paar Stunden Zeit, manchmal reicht es eben nur für den Leitartikel der Tageszeitung oder die Titelgeschichte über den FC St. Pauli. Das niederländische Startup Blendle will hier eine Marktlücke füllen. Seit Kurzem ist der digitale Zeitungskiosk, bei dem man nicht nur ganze Hefte, sondern auch einzelne Artikel kaufen kann, in einer Beta-Version auch in Deutschland online.

Und die ist vielversprechend: Auf der Startseite sammelt die Redaktion Artikel, die zu den angegebenen Interessen passen, zum Beispiel Sport oder Kultur. Über die "Blättern"-Funktion öffnet sich dann der ganze Blendle-Kosmos. Bislang finden sich dort Titel großer Häuser wie der Spiegel, Die Zeit oder die Süddeutsche Zeitung, aber auch regionale Blätter wie die Rheinische Post oder die Ostthüringer Zeitung. Auch ausländische Medien sind verfügbar. Natürlich vor allem niederländische und flämische, aber auch das Wall Street Journal, die Washington Post und der Economist.

Das Blättern wird bei Blendle mit Pfeiltasten simuliert: Von links nach rechts kann man alle Seiten der Publikation anschauen - inklusive der Anzeigen.

Die Verlage legen die Preise selbst fest

Guthaben kann man per Überweisung, Paypal oder Kreditkarte erwerben. Für die Verlage rechnet sich das, weil sie von den Erlösen 70 Prozent behalten können - wie teuer ein Artikel oder eine Ausgabe ist, legen die Verlage selbst fest. Die aktuelle 11 Freunde-Titelgeschichte über den FC St. Pauli kostet zum Beispiel 89 Cent. Wer mehrere Artikel aus derselben Ausgabe kauft, zahlt höchstens den Betrag, den die ganze Ausgabe insgesamt kosten würde. Wer schon ein Abo für eines der Magazine hat, soll das künftig unproblematisch angeben können, um dort nicht mehr extra für die jeweiligen Texte zahlen zu müssen.

Und dann findet sich noch eine Funktion, die man eher nicht erwarten würde: "Du kannst Dein Geld zurückbekommen, falls ein Artikel Deinen Erwartungen nicht entspricht." In den Niederlanden habe man damit nur gute Erfahrungen gemacht, und Missbrauch würde schnell auffallen, heißt es bei Blendle.

Im Prinzip ist es also doch genau wie im echten Kiosk: Einen Artikel kann man vor Ort überfliegen. Ärger gibt es erst, wenn man zwischen Lollis und Paninibildchen versucht, das ganze Heft zu lesen.

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