Neues Betriebssystem:Datenschützer prüfen Windows 10

Microsoft Corp. Launches Windows 10 In Japan

Das Betriebssystem Windows 10 bietet mehr Funktionen, aber womöglich auch mehr Abhörmöglichkeiten.

(Foto: Kiyoshi Ota/Bloomberg)

Mehrere Länder untersuchen das umstrittene neue Betriebssystem Windows 10, das Microsoft seit vier Wochen zur Verfügung stellt. Kritiker sehen darin eine Art Abhöranlage.

Von Varinia Bernau

Die Frage, ob Microsofts neuestes Betriebssystem Windows 10 eine Art Abhöranlage ist, beschäftigt nun auch verschiedene Datenschutzbehörden. Die deutsche Stelle ist mit dem US-Konzern wegen der umstrittenen Software im Gespräch. Man halte die Einstellungen im wesentlichen für transparent, sagte Thomas Kranig, Präsident des Bayerischen Landesamts für Datenschutzaufsicht. Allerdings gebe es einige Details, die seinem Team aufgefallen seien. Die Behörde hat Microsoft nun eine Frist gesetzt, innerhalb derer sich das Unternehmen zu diesen Fragen äußern muss. Kranig wacht über Microsoft, da der Konzern seine Deutschland-Zentrale in der Nähe von München hat.

Microsoft stellt Windows 10 seit vier Wochen weltweit zur Verfügung. Der Konzern will mit dem System, das einheitlich auf allen Geräten vom Smartphone bis zum klassischen PC laufen soll, den schwachen Start von Windows 8 wieder wettmachen und ist dabei auf einem ganz guten Kurs: Schätzungen zufolge läuft die Software bereits auf jedem zehnten Computer weltweit.

Windows 10 bietet eine neue Oberfläche und den digitalen Assistenten Cortana. Neu ist allerdings auch, dass Microsoft dabei Daten sammelt wie etwa Name, Alter und Geschlecht, aber auch eingekaufte digitale Güter oder angesteuerte Internetseiten. Unklar ist, was genau mit diesen Daten geschieht - und ob der Konzern genügend Möglichkeiten bietet, dieser Datensammelei zu entkommen.

Auch Schweiz und Russland prüfen Windows 10

Wer Microsoft weniger weit reichende Rechte einräumen will, der sollte nicht die Expressinstallation wählen und auch nicht die Voreinstellungen ungeprüft übernehmen. Zudem ist es nicht nötig, ein Microsoft-Konto einzurichten, über das Einstellungen und Dokumente im Internet abgespeichert werden, betonen Verbraucherschützer. Mitunter muss man dann allerdings auf einige Funktionen der neuen Software verzichten.

Die Schweizer Datenschützer klären derzeit ebenfalls, ob die Datenbearbeitung bei Windows 10 gegen die dortigen Gesetze verstoße. Die Behörde steht dazu mit dem Softwarekonzern in Kontakt. Die Schweizer gehen vor allem der Frage nach, wie deutlich Microsoft macht, welche Daten der Konzern zu welchem Zweck verarbeitet - und ob er sich dazu auch die Einwilligung der Kunden holt. Auch in Russland prüft der Generalstaatsanwalt einem Zeitungsbericht zufolge, ob sich Microsoft mit Windows 10 an die dortigen Vorschriften hält. Es ist allerdings möglich, dass diese Untersuchung eher politisch motiviert ist, um sich vor möglicher Spionage zu schützen.

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