Amnesty-Bericht zur Todesstrafe:175 Hinrichtungen in Saudi-Arabien innerhalb eines knappen Jahres

König Salman

Seit König Salman den Thron bestiegen hat, hat sich die Zahl der Hinrichtungen drastisch erhöht.

(Foto: AP)
  • In den vergangen Monaten ist in Saudi-Arabien im Schnitt jeden zweiten Tag ein Mensch exekutiert worden. Das berichtet Amnesty International.
  • Die Verurteilungen erfolgten zudem in willkürlichen und "offenkundig unfairen" Verfahren, kritisiert die Menschenrechtsorganisation.
  • Fast die Hälfte der Hingerichteten sind demnach Ausländer.

Jeden zweiten Tag eine Hinrichtung

Amnesty International verurteilt die steigende Zahl an Todesurteilen in Saudi-Arabien. Der Menschenrechtsorganisation zufolge hat das Land im Zeitraum eines knappen Jahres (zwischen August 2014 und Juni 2015) mindestens 175 Menschen hinrichten lassen.

Und die Zahl der Exekutionen steigt. Im Jahr 2015 seien allein in den ersten sechs Monaten mindestens 102 Menschen hingerichtet worden. 2014 seien es im ganzen Jahr 90 Menschen gewesen, schreibt die Organisation in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht.

Amnesty prangert willkürliche Verfahren an

Amnesty wirft Riad vor, Menschen in "zutiefst fehlerhaften rechtlichen Verfahren" zu verurteilen. Der Einsatz der Todesstrafe sei unter allen Umständen schrecklich, besonders beklagenswert aber, wenn diese willkürlich nach offenkundig unfairen Prozessen angewandt werde, teilte der für den Nahen Osten zuständige Direktor, Said Boumedouha, mit. In vielen Fällen hätten die Angeklagten keinen Zugang zu einem Rechtsanwalt. Manchmal würden sie auf Basis von "Geständnissen" verurteilt, die unter Folter erpresst worden seien.

Zwischen Januar 1985 und Juni 2015 hat es dem Bericht zufolge mindestens 2208 Exekutionen gegeben. Das sind im Durchschnitt mehr als 72 pro Jahr. Fast die Hälfte der Verurteilten waren laut Amnesty Ausländer. Viele von ihnen hätten kein Arabisch gesprochen und deshalb Probleme dabei gehabt, die Gerichtsprozesse und Strafen zu verstehen.

Auch Jugendliche oder Menschen mit geistiger Behinderung würden exekutiert.

Todesstrafe auch für Ehebruch oder "Hexerei"

Fast jede zweite Exekution in den vergangenen Jahren sei wegen Verbrechen ausgeführt worden, die nichts mit der Tötung von Menschen zu tun gehabt hätten. So erfolgte fast ein Drittel aller Hinrichtungen wegen Drogendelikten. Saudi-Arabien folgt einer strikten Interpretation des islamischen Rechts. Dieses sieht für zahlreiche Vergehen die Todesstrafe vor, darunter neben Mord und Drogenhandel auch Vergewaltigung, Ehebruch oder "Hexerei".

Die Verurteilten werden entweder öffentlich enthauptet oder erschossen. In wenigen Fällen wurden die Leichen im Anschluss öffentlich als Mahnmal gegen Straftaten ausgestellt.

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