Leverkusen in der Champions League:"Das Ding biegen wir noch um"

SS Lazio v Bayer Leverkusen - UEFA Champions League: Qualifying Round Play Off First Leg

Leverkusen will diktieren, Lazio dürfte kontern: Stefan Kiessling (l.) und Lucas Biglia im Duell um den Ball.

(Foto: Getty Images)
  • Für Bayern Leverkusen geht es am Abend gegen Lazio um den Einzug in die Champions League - und um garantierte Einnahmen von etwa 20 Millionen Euro.
  • Das Geld benötigt der Werksklub dringend, um sich nach dem Ausfall von Zugang Charles Aranguiz noch einmal zu verstärken.
  • Das Hinspiel gewann Lazio 1:0. Sollten die Römer nur ein Tor schießen, bräuchte Leverkusen schon drei. Dabei tut sich die Mannschaft im Moment schwer mit dem Toreschießen.

Von Ulrich Hartmann, Leverkusen

Die Kampfansage des Fußballers Lars Bender wurde ausführlich ins Italienische übersetzt. Sehr ausführlich. Leverkusens Kapitän ist ja eher ein kompakter Redner, und als seine routinierten Worte in der Pressekonferenz vor dem Champions-League-Qualifikationsrückspiel gegen Lazio Rom bei der Übersetzung ins blumige Italienisch mindestens doppelt so viel Zeit in Anspruch nahmen, konnte sich der Bayer-Trainer Roger Schmidt ein Grinsen nicht verkneifen.

Am Abend in der ausverkauften BayArena (20.45 Uhr, ZDF) könnten die Anteile dann aber schon anders verteilt sein. Die Leverkusener müssen eine 0:1-Niederlage aus dem Hinspiel vor einer Woche wettmachen. Sie wollen das Spiel diktieren, kontrollieren und Chancen herausspielen. "Nach einem Jahr harter Arbeit ist dieses Spiel unsere allerletzte Chance auf die Champions League, und entsprechend werden wir auftreten", sagte Bender.Die Römer dürften sich hingegen aufs Pressen, Umschalten und Kontern konzentrieren. Ihnen fehlt wie schon im Hinspiel der Stürmer Filip Djordjevic, auf der Verletztenliste sind seitdem der Stürmer Miroslav Klose und der Kapitän Lucas Biglia wegen muskulärer Probleme hinzugekommen.

Garantierte Einnahmen von etwa 20 Millionen Euro

Es geht ziemlich früh in der Saison bereits um ziemlich viel für Bayer Leverkusen - und das innerhalb von 70 Stunden. Zunächst geht es gegen Lazio um den Einzug in die Champions League und garantierte Einnahmen von etwa 20 Millionen Euro. Danach folgt bereits am Samstagabend in München die Probe, ob Bayer qualitativ auch einigermaßen mit dem nationalen Branchenmaßstab FC Bayern mithalten kann. Bedeutsamer ist allerdings zunächst die Frage, ob sich Bayer Leverkusen zum dritten Mal nacheinander und zum insgesamt zehnten Mal für die Champions League qualifizieren kann.

Dass allein die Teilnahme an der Gruppenphase rund 20 Millionen Euro einbrächte, wäre für die Rheinländer aus zwei Gründen wichtig. Erstens, weil sie vor dem Oberlandesgericht Köln soeben einem Vergleich zugestimmt haben, wonach sie dem Insolvenzverwalter des früheren Sponsors Teldafax etwa 13 Millionen Euro für zu Unrecht erhaltene Gelder bezahlen müssen.

Und zweitens, weil sie nach dem Achillessehnenriss ihres bedeutsamsten Zugangs Charles Aránguiz nun dringend neuerlichen Bedarf für das defensive Mittelfeld haben. Der 26-jährige Chilene ist am Dienstag in Basel operiert worden und wird bestenfalls im Frühjahr 2016 erstmals für Bayer spielen können. "Er fällt fast die komplette Saison aus", betonte Schmidt am Dienstag noch einmal mit traurigem Blick.

Interesse an Bayerns Hojbjerg

Interesse soll Bayer an Pierre-Emile Hojbjerg vom FC Bayern haben (nachdem es bei Sebastian Rode offenbar eine Absage gegeben hat). Auch Schalkes Max Meyer wird gerüchteweise gehandelt. Und sogar über eine Rückrufaktion des kürzlich für elf Millionen Euro Ablöse nach Dortmund gewechselten Gonzalo Castro soll man bereits nachgedacht haben. Letzteres wäre ein deutliches Indiz für die Verzweiflung, die in Leverkusen nach der Trainingsverletzung des Chilenen Aránguiz herrscht. Denn auch Ömer Toprak und Tin Jedvaj fehlen ja länger.

Ein Aus gegen Lazio mit dem unerwünschten Trostpflaster Europa League würde die Verzweiflung noch weiter erhöhen. "Angesichts der Ausfälle wollen wir unseren Kader ohnehin noch optimieren, aber mit der Qualifikation für die Champions League hat das eher wenig zu tun", sagt Schmidt. Die Teilnahme an der Champions League erleichtere allenfalls eine ohnehin geplante Verpflichtung.

Zum fünften Mal in der Qualifikation

Schon zum fünften Mal muss Bayer Leverkusen durch die Champions-League-Qualifikation. Bisher sind sie nie gescheitert. 1997 gegen Dynamo Tiflis, 2001 gegen Roter Stern Belgrad, 2004 gegen Banik Ostrava und 2014 gegen den FC Kopenhagen haben die Leverkusener den Sprung in die lukrative Championsklasse geschafft. Doch diesmal ist die Bürde so hoch wie in keinem der vier vorangegangene Fälle, denn Bayer muss gegen zähe Römer ein 0:1 aus dem Hinspiel wettmachen.

Sollten die Italiener auch nur ein einziges Tor schießen, bräuchte Leverkusen schon drei. Dabei tun sie sich mit dem Treffen in der noch jungen Saison bislang eher schwer. Beim 2:1 gegen Hoffenheim, beim 0:1 in Rom und auch beim 1:0-Sieg am Sonntag in Hannover vergaben sie zahlreiche Möglichkeiten. Darüber herrschte sogar innerhalb der Mannschaft ein gewisser Unmut.

Mentale Probleme mag Trainer Roger Schmidt darob aber keine erkannt haben. "Ich werte als positiv, dass wir uns in jedem Spiel überhaupt so viele Chancen haben erspielen können", sagt er. "Wir wollen auch gegen Rom von der ersten Minute an torgefährliche Situationen kreieren und zusätzlich all jene Aufgaben lösen, die die Spielgeschichte uns stellen wird." Etwas knackiger formuliert das der Sportchef Rudi Völler. Über seinem Editorial im Stadionheft am Abend wird als Überschrift stehen: "Das Ding biegen wir noch um."

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