"Hart aber fair"-Debatte:"Zu ängstlich"

Im Streit um die Löschung einer umstrittenen Talkshow aus der Mediathek hat der Medienrechtler Christoph Degenhart das Vorgehen des WDR scharf kritisiert.

Von Karoline Meta Beisel

Nach dem Wirbel um die Entfernung einer umstrittenen Episode von Hart aber fair aus der Mediathek hat man beim WDR eine Fleißbienchen-verdächtige Lösung für das Problem gefunden: Alles auf Anfang, Frank Plasberg soll sich des Themas Gleichberechtigung noch einmal annehmen, voraussichtlich in zwei Wochen. Derweil hat der Staats- und Medienrechtsexperte Christoph Degenhart das Vorgehen des Senders scharf kritisiert. "Es wirft kein gutes Licht auf die ARD, dass man sich hier von einigen gesellschaftlichen Gruppierungen so beeinflussen lässt", sagte Degenhart der SZ. Die Sendung vom 2. März zum Thema "Nieder mit den Ampelmännchen" war von Frauenverbänden und Gleichstellungsbeauftragten als unseriös empfunden worden und hatte zu Programmbeschwerden und zahlreichen Protestbriefen geführt.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk müsse aber auch Meinungen präsentieren dürfen, die dem Mainstream und dem Zeitgeist entgegenstehen. "Die Beitragsfinanzierung soll ihnen ja gerade diese Unabhängigkeit ermöglichen", sagte Degenhart. Auch müsse nicht jeder Beitrag für sich genommen vollkommen ausgewogen sein. Der Rundfunkrat, der die Löschung aus der Mediathek empfohlen hatte, habe in diesem Fall "zu ängstlich" reagiert.

Den Vorwurf der Zensur, der von einigen Medien und Politikern erhoben wurde, teilt Degenhart allerdings nicht: die Anstalt habe die Sendung ja aus eigenem Antrieb entfernt. "Es gibt keine zwingende rechtliche Verpflichtung, bestimmte Fernsehbeiträge nach ihrer Ausstrahlung weiter in der Mediathek vorzuhalten", sagte Degenhart.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: