Mit der SZ unterwegs:Geretsried kommt auf Touren

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Auf SZ-Tour: Assunta Tammelleo, Thekla Kraußeneck, Robert Lug, Michael Müller, David Costanzo. (Foto: Manfred Neubauer)

Wachstum, aber nicht um jeden Preis: Michael Müller will die Stadt gesund und strukturiert entwickeln. Wie das funktionieren könnte, hat der Bürgermeister bei der Radl-Aktion der SZ erklärt

Von T. Krausseneck, F. Amler und D. Costanzo, Geretsried

Michael Müller - das sieht man auf den ersten Blick - nimmt seine Rolle als Vorbild ernst. Zur Radtour der SZ erscheint der Geretsrieder Bürgermeister am Dienstag in voller Fahrradmontur: Ausgestattet mit Windjacke, Handschuhen und Helm ist er bestens gewappnet für den Frage-Antwort-Marathon durch die Stadt. Die Route führt Müller (CSU), die SZ-Mitarbeiter sowie die Geretsrieder Leser Assunta Tammelleo, Walter Winzker und Stadtrat Robert Lug (Freie Wähler) vom Rathaus zum Fasanenweg und von dort aus durch die Adalbert-Stifter-Straße zur Sudetenstraße. Die Frage: Geretsried kommt auf Touren - aber wie viel Wachstum verträgt die Stadt?

Glaubt man den statistischen Prognosen, müsste die Stadt in den nächsten zwei Jahrzehnten sogar leicht schrumpfen. Das wird sie aber nicht. Bürgermeister Müller glaubt das nicht - und tut alles dafür, dass die Vorhersage nicht eintritt. S-7-Verlängerung, Gewerbegebiet Gelting-Ost - Müllers Devise lautet: "Wachstum, aber nicht um jeden Preis - sondern gesund und strukturiert." Nach seiner Prognose klettert die Einwohnerzahl von 24 000 in zwei Jahrzehnten um zehn Prozent und die der Arbeitsplätze von derzeit 7400 um zehn Prozent "plus X".

In den vergangenen zehn Jahren ist die Einwohnerzahl von Geretsried zwar nicht nennenswert gestiegen, sagt Müller. Doch das soll und wird nicht so bleiben. Die Kettenreaktion ist absehbar: Kommt die S-Bahn, kommt Gewerbe, kommen Arbeitsplätze - und die Arbeitnehmer wiederum beziehen Wohnungen in der Stadt. Müller sieht Geretsried an der Schwelle zwischen der Metropole München und dem ländlichen Raum. Auch die Entwicklung Geretsrieds steht auf der Schwelle. Die Stadt versucht Anreize zu schaffen für Privatbesitzer von Altbauen, wie sie etwa am Karl-Lederer-Platz stehen, damit diese ihre Gebäude modernisieren. Und nachdem das Nebenzentrum an der Sudetenstraße jetzt fertiggestellt ist, steht als nächstes die Entwicklung des abgelegenen Stadtteils Stein bevor, Stichwort "Soziale Stadt".

Dass Geretsried auch vom Trend der aufs Land ziehenden Familien betroffen sein wird, hält Müller für wahrscheinlich - in der Regel sind das gut verdienende Fachkräfte aus München, die tagsüber in die Stadt pendeln, um dort zu arbeiten, und am Wochenende auf dem Land entspannen wollen. Dass sie eher nach Häusern suchen, die sie sich auch eine Stange Geld kosten lassen, habe man im Blick, sagt Müller - ebenso wie einige Grundstücke, die geeignet wären, um diese Häuser zu bauen. Welche das sind, will der Bürgermeister jedoch nicht verraten, zu groß sei die Angst vor Anwohnerprotesten oder davor, dass die Eigentümer die Preise für ihre Grundstücke anzögen. Von einem "Villenviertel" will Müller aber nicht sprechen: "Wir brauchen einen gesunden Bevölkerungsmix."

Das Thema Mietpreisbremse indes ist für den Bürgermeister klar: in Ballungsgebieten gern, aber nicht in Geretsried. Auch den Mietspiegel wünscht er sich für die Stadt nicht, denn der würde die Mieten seiner Befürchtung nach eher steigen lassen. Seine Lösung: Neuer Wohnraum müsse geschaffen werden, wenn nötig durch Nachverdichtung.

© SZ vom 26.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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