Umstrittene "hart aber fair"-Sendung:Plasberg lädt für Gender-Talk dieselben Gäste ein

Sophia Thomalla in München, 2011

Steht angeblich auch wieder auf der Gästeliste: Sophia Thomalla (hier beim "Success for Future Award 2011" in München).

(Foto: Robert Haas)
  • Der hart aber fair-Talk vom 2. März zu Gleichberechtigung wurde heftig kritisiert. Der WDR löschte die Sendung schließlich aus der Mediathek.
  • Am 7. September will Frank Plasberg wieder zum gleichen Thema talken - mit fast denselben Gästen.

Frank Plasberg wird nach der Kritik an seinem hart aber fair-Talk mit dem Titel "Nieder mit den Ampelmännchen" vom 2. März erneut das Thema Gleichberechtigung aufgreifen. Einem Bild-Bericht zufolge wird eine Neuauflage der Sendung am 7. September stattfinden - und zwar mit fast denselben Gästen.

FDP-Vize Wolfgang Kubicki, Schauspielerin Sophia Thomalla, Feministin Anne Wizorek und Publizistin Birgit Kelle sollen dann erneut zum Thema Gleichberechtigung diskutieren. Außerdem werde eine Vertreterin von Frauenverbänden mitdiskutieren, die nach der März-Sendung Sexismus-Vorwürfe erhoben hatten. Der Chef der Grünen-Bundestagsfraktion, Anton Hofreiter, der am 2. März ebenfalls mitdiskutiert hatte, wird offenbar nicht an der Sendung teilnehmen können. Nach Bild-Informationen befindet er sich im Urlaub.

Das sagt der WDR

Der WDR schränkte auf Anfrage der SZ ein: "Es ist üblich, dass die Redaktion in der Vorbereitung einer hart aber fair-Sendung mit vielen möglichen Diskussionspartnern spricht. Darunter sind für die erneute Sendung über Gleichstellung auch Personen, die in der Sendung "Nieder mit den Ampelmännchen" (...) zu Wort gekommen sind. Die Redaktion fragt aber darüber hinaus zu dem Thema auch andere mögliche Gäste an." Allein aus diesen Anfragen lasse sich nicht die finale Konstellation der Talkrunde ableiten. "Über diese entscheidet die Redaktion erst zu einem späteren Zeitpunkt."

Bereits am Montag hatte WDR-Fernsehdirektor Jörg Schöneborn in einer Mitteilung die Wiederholung der umstrittenen Debatte begründet: "Aufgrund der großen Debatte über die Sendung und ihr Thema hat die Redaktion entschieden, dass das Thema Gleichberechtigung der Geschlechter in voraussichtlich zwei Wochen in hart aber fair erneut aufgegriffen wird."

Vergleich mit dem Tierreich. Warum die Sendung als "unseriös" empfunden wurde

Der WDR hatte auf Emfpfehlung des WDR-Rundfunkrates die hart aber fair-Ausgabe vom 2. März 2015 aus der ARD-Mediathek entfernt. Sie ist aber noch in voller Länge auf Youtube abrufbar. Die Sendung sei "von Frauenverbänden und Gleichstellungsbeauftragten als unseriös empfunden worden und hatte zu Programmbeschwerden und zahlreichen Protestbriefen geführt", erklärte der WDR.

Die Sendung war in den Medien gleich nach ihrer Ausstrahlung als laut und unsachlich kritisiert worden. Die Frage ob es anerzogene Geschlechterrollen gebe, hatte Kubicki beispielsweise mit einem Vergleich aus dem Tierreich verneint: "Als ich einen Hund bekommen habe - einen Rüden - hat der von sich aus angefangen das Bein zu heben, das hat ihm keiner beigebracht, und deswegen glaube ich schon, dass es einen Unterschied gibt zwischen Männern und Frauen." Die Meinung Hofreiters qualifzierte der FDP-Politiker ab mit einer Anspielung auf dessen lange Haare: "Er sieht ja auch schon gendermäßig aus." Hofreiter unterstellte Kubicki wiederum typisches Macho-Gehabe.

Plasberg wirkt nicht unbedingt neutral

Schauspielerin Sophia Thomalla signalisierte allein mit ihrer Mimik wenig Respekt vor der Meinung Hofreiters und Wizoreks und offenbarte ein Verständnis von den Dingen, das als sehr einfach kritisiert wurde: "Wer als Frau ständig für Gleichstellung und gegen Sexismus wettert, hat offenbar noch nie ein Kompliment bekommen."

Moderator Frank Plasberg hatte zu Beginn der Sendung zudem nicht wie ein neutraler Conférencier gewirkt, als er spöttisch feststellte, es gebe in Deutschland 190 Professoren für Geschlechterforschung - 180 davon seien weiblich.

Schönenborn wies Vorwürfe "der Zensur oder Selbstzensur" zurück. "Die hart aber fair-Sendung "Nieder mit den Ampelmännchen" ist frei von äußerer Einflussnahme produziert, ausgestrahlt und von knapp drei Millionen Zuschauern gesehen worden", sagte Schönenborn. "Sie wurde vor allem in den Wochen nach der Ausstrahlung breit diskutiert und intern analysiert, durchaus selbstkritisch. Sie nach einem halben Jahr aus der Mediathek zu nehmen, wo sie kaum mehr abgerufen wurde, war eine souveräne Entscheidung der Programmverantwortlichen", so der Fernsehdirektor.

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