Finanzmärkte:Die Notenbanken stehen bereit

Notfalls wollen EZB und Fed die Finanzmärkte mit billigem Geld beruhigen. Eine Zinserhöhung in den USA rückt in die Ferne.

Die Europäische Zentralbank (EZB) ist nach Einschätzung ihres Chefvolkswirts bereit, bei Bedarf die Feuerkraft des ohnehin schon groß angelegten Anleihe-Kaufprogramm noch zu erhöhen. "Es sollten keine Missverständnisse darüber aufkommen, dass der EZB-Rat willens und auch fähig ist, falls nötig zu handeln", sagte Peter Praet am Rande einer Veranstaltung in Mannheim.

Auch in den USA ist man offenkundig gewillt, die Politik des billigen Geldes fortzusetzen. Der einflussreiche amerikanische Notenbanker William Dudley hält eine Anhebung der Zinsen im September wegen jüngsten Turbulenzen an den Finanzmärkten inzwischen für weniger angemessen. "Das scheint für mich weniger zwingend zu sein als noch vor ein paar Wochen", sagte Dudley. Das weltweite Beben an den Finanzmärkten habe die Risiken für die US-Wirtschaft erhöht. Er wolle vor einer endgültigen Entscheidung über den Zeitpunkt des Zinsschrittes erst noch weitere US-Konjunkturdaten sehen, sagte der Präsident der New Yorker Fed. Befürchtungen, die chinesische Wirtschaft könne nachhaltig ins Stottern geraten, hatten zuletzt zu heftigen Kursturbulenzen geführt.

Die Notenbanken haben in den vergangenen Jahren immer wieder das Geld billiger gemacht. Sobald fallende Aktienmärkte oder eine Rezession drohten, haben sie mit aller Kraft gegen diese deflationären Kräfte gekämpft. Nach Einschätzung des EZB-Chefvolkswirts Praet hat sich zuletzt die Gefahr erhöht, das die Zentralbank ihr mittelfristiges Inflationsziel von knapp zwei Prozent verfehlen könnte. Dieser Wert wird als ideal für die Wirtschaftsentwicklung angesehen. Die EZB pumpt seit März Woche für Woche Milliarden in das Finanzsystem, um die Konjunktur im Währungsraum anzukurbeln und die aus ihrer Sicht zu niedrige Inflation nach oben zu treiben. Der große Schub blieb bislang aber aus: Im Juli lag die Teuerung nur bei 0,2 Prozent. Das Wertpapier-Kaufprogramm soll bis September 2016 laufen und eine Größenordnung von insgesamt 1,14 Billionen Euro haben.

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