Die Orte stehen fest:"Ein gewaltiger Einschnitt"

Die Orte stehen fest: Früher wurde hier geturnt, jetzt bald gewohnt: Zehn Turnhallen sollen als Asyl-Unterkünfte dienen, darunter auch die Turnhalle in Benediktbeuern.

Früher wurde hier geturnt, jetzt bald gewohnt: Zehn Turnhallen sollen als Asyl-Unterkünfte dienen, darunter auch die Turnhalle in Benediktbeuern.

(Foto: Landratsamt)

In der Belegung von Turnhallen für Asylbewerber sieht das Schulamt kein Problem, manche Bürgermeister hingegen schon

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz-Wolfratshausen

Zehn Turnhallen hat das Landratsamt benannt, die von 21. September an als Asyl-Unterkünfte genutzt werden. Es handelt sich nicht nur um Schulturnhallen. Die Kreisbehörde hat auch eine Reihenfolge der Belegung festgelegt: Sachsenkam, Jachenau, Eurasburg, Icking, Dietramszell, Wackersberg, Münsing, Benediktbeuern, Gaißach und Egling. Kein Problem sieht Marianne Konrad, Direktorin des Schulamts Bad Tölz-Wolfratshausen, in der Nutzung von Turnhallen als Asyl-Unterkünfte. Einen Unterrichtsausfall in dem Sinne werde es nicht geben, sagt sie. So lange das Wetter gut sei, könne der Sportunterricht draußen stattfinden. Für die Zeit danach würden sicherlich kreative Lösungen gefunden. So zuversichtlich sind wenige Bürgermeister. Alois Bauer aus Wackersberg hält die Belegung der Hallen für keine gute Lösung.

117 Quadratmeter ist die Schulturnhalle in Wackersberg groß. Sie sei eher ein Gymnastikraum, meint Bauer. Mehr als zehn Flüchtlinge dürften seiner Schätzung nach darin nicht Platz finden. Eine Prüfung, ob sie als Unterkunft geeignet sei, habe noch nicht stattgefunden. Die Sanitäranlagen seien ein Knackpunkt, auch sei die Halle nicht räumlich von der Schule getrennt. "Das alles ist wirklich sehr schwierig."

Mit der Unterbringung von Asylsuchenden im Strasserhof könne die Gemeinde ihre Quote fast erfüllen. Er werde sich weiterhin bemühen, Unterkünfte zu beschaffen. Aber leer stehende Wohnungen oder Häuser gäbe es in Wackersberg nicht. Und neue Unterkünfte bauen oder Wohncontainer aufstellen, sei kurzfristig nicht möglich. Bauer spricht davon, dass endlich heilige Kühe geschlachtet und Standards herabgesetzt werden müssten. Vor allem müsse die Bundesregierung das geltende Baurecht lockern wie auch den Naturschutz. "Da muss die Haselmaus für das Menschenrecht weichen", sagt er.

Dass die Sachsenkamer Sporthalle als erstes mit Asylbewerbern belegt werden soll, kann Bürgermeister Johann Schneil nachvollziehen. Denn seine Gemeinde hat bislang die Quote, wie viele Flüchtlinge sie aufnehmen muss, nicht erfüllt. Den ersten Platz bekäme sonst der Sieger, aber in diesem Fall könne man nicht von Sieger sprechen, sagt er. Immerhin handle es sich um keine Schulturnhalle. Doch werde die Halle intensiv vom örtlichen Sportverein genutzt. "Die Belegung wird ein gewaltiger Einschnitt." Er hofft, die Sportler werden die Schulturnhalle in Reichersbeuern mitnutzen können. Schneil ist skeptisch, wie die Versorgung der Asylbewerber am Standort vonstatten gehen soll. Das Landratsamt habe ihm versichert, dass das Problem mit Küchen-Containern gelöst werden könne. Seine Hoffnung setzt der Sachsenkamer Bürgermeister auf die Aufstellung einer Traglufthalle am neuen Gewerbegebiet Am Kranzer an der B 13. Dann würde, so habe man ihm versichert, als erstes die Sachsenkamer Halle geräumt. Seine Gemeinderäte hat Schneil noch am Donnerstag zusammengerufen, um mit ihnen die Situation zu besprechen.

"Vielleicht finden wir eine andere Lösung", sagt Zweiter Bürgermeister Josef Strobl aus Münsing. Er wolle abwarten, bis kommende Woche Erster Bürgermeister Michael Grasl aus dem Urlaub zurückkommt. Intern werde man sich in der Verwaltung Gedanken über eine Alternative zur Schulturnhalle machen. Auch diese Halle wird intensiv von Vereinen genutzt.

Die betroffenen Schulleiter seien noch nicht informiert, sagt Schulamtsdirektorin Konrad. Für die Erst- und Zweitklässler dürfe es kein Problem sein, ein Ersatzprogramm zu realisieren. Anders sehe es in den höheren Jahrgangsstufen aus. Vielleicht könnten diese Schüler Hallen in Nachbarorten mitnutzen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: