Bremen - Mönchengladbach (17.30 Uhr):Beängstigende Unordnung

Bor. Mönchengladbach - FSV Mainz 05 1:2

Fehlstart: Mönchengladbach verlor seine ersten beiden Liga-Spiele. Dabei wackelte es vor allem defensiv.

(Foto: Federico Gambarini/dpa)

Nach ihrem missglückten Saisonauftakt stehen sowohl der SV Werder als auch Gladbach in der Pflicht zu punkten. Die einen wollen offensiver auftreten, die anderen defensiv besser agieren.

Von Jörg Marwedel, Bremen

Viktor Skripnik ist ein fleißiger Mann. Der Trainer von Werder Bremen hat die Bundesliga an ihren ersten beiden Spieltagen komplett analysiert und ist zu diesem Ergebnis gekommen: Es gebe zwei, drei Teams, "die spielerische Lösungen bringen, die restlichen Mannschaften kämpfen nur. So ist das momentan im Fußball". Auch Borussia Mönchengladbach, der Gegner am Sonntag um 17.30 Uhr im Weserstadion, hat - anders als in seiner vergangenen brillanten Saison - noch keine spielerischen Lösungen gefunden. Nun kämpfen die beiden Traditionsklubs schon am dritten Spieltag gegen "das Horrorszenario" an, sieglos hinter dem Rest des Feldes herzulaufen. Auch wenn das mit dem Horrorszenario zu diesem frühen Zeitpunkt, so Werder-Profi Fin Bartels, "der falsche Ansatz" wäre.

Da auch Werder nur zur kämpferischen Masse gehört, fordert Skripnik aber auf diesem Sektor alles. Er hat beobachtet, wie der spielerisch sehr mäßige HSV vor einer Woche gegen den VfB Stuttgart mit einer "Teamleistung" aus einem 1:2 noch ein 3:2 gemacht hat. Und er hat gesehen, wie die Mainzer vor sieben Tagen die Gladbacher mit 2:1 auf deren Platz bezwungen haben und alle Druckphasen überstanden: "Mainz hat geackert, aber dann auch seine Chance gesucht und sie genutzt." So ähnlich stellt sich der ukrainische Bremer das auch von seinem Team am Sonntag vor, das im ersten Heimspiel beim 0:3 gegen Schalke überfordert war und beim 1:1 in Berlin immerhin kleine Fortschritte offenbarte. Man solle gegen die Borussia mit Entschlossenheit "nach vorne marschieren und den Zweikampf suchen", fordert er.

Werder setzt seine Hoffnungen auf Junuzovic und Ujah

Dabei setzt er auch darauf, mit einer von Zlatko Junuzovic ausgehenden Standardsituation das entscheidende Tor zu machen. Genau das hat er in einem Geheimtraining üben lassen. Und er kann nur hoffen, dass er auf diese Weise seinen wichtigsten Spieler Junuzovic allmählich wieder in Form bringt. Bartels hat jedenfalls schon diese Vorstellung: "Zladdi wird die Dinger wieder machen und die Köpfe unserer Hünen treffen." Gemeint sind Assami Lukimya und Jannik Vestergaard. Beide trafen schon in Berlin den Pfosten.

In guter Verfassung ist immerhin schon der Stürmer Anthony Ujah. Der vom 1. FC Köln gekommene Nigerianer, der gegen Hertha sein erstes Bundesliga-Tor für Werder erzielte, ist laut Geschäftsführer Thomas Eichin sogar torgefährlicher als Vorgänger Franco Di Santo, der nach Schalke wechselte. "Bei Tony wissen wir, dass man die Bälle nur in den Strafraum schlagen muss und er etwas damit macht", sagt Eichin. Er traue dem Stürmer, der sich in jeden Zweikampf werfe, in diesem Spieljahr durchaus 15, 16 Tore zu, sagt der ehemalige Profi, der früher als rustikaler Abwehrspieler 180 Mal in der Bundesliga für Mönchengladbach aufgelaufen ist. Di Santo schoss im Vorjahr "nur" 13 Tore.

Gladbachs Trainer verzichtet vermutlich auf alle Sommer-Zugänge

Bei der Borussia, die in Max Kruse und Weltmeister Christoph Kramer wesentliche Spieler verlor und noch immer auf den langsam gesundenden Abwehrchef Martin Stranzl verzichten muss, ist das Spiel noch in Unordnung und spielerische Lösungen nicht in Sicht. Zwei Niederlagen, sechs Gegentore und Tabellenplatz 18 sind der Beleg dafür. "Wir verteidigen nicht gut, und dann wird es teuer", sagte Trainer Lucien Favre, der bekanntlich viel Wert auf defensive Stabilität legt. So hat er herausgefunden, dass im defensiven Mittelfeld seit Kramers Abschied zu wenig gerannt werde. Deshalb soll Harvard Nordtveit, der laufstarke Norweger, ins Team zurückkehren. Womöglich verzichtet Favre auf alle Zugänge, darunter erneut Stürmer Josip Drmic, Innenverteidiger Andreas Christensen und vielleicht auch erstmals auf Lars Stindl, der sich bisher als offensiver "Sechser" nicht als bester Partner von Granit Xhaka empfahl.

Xhaka, ähnlich wie Junuzovic bei Werder noch nicht in bestem Zustand, hat zumindest verbal schon mal vorgelegt: "Wir sind Männer genug, um das wieder gut zu machen", sagt der Schweizer. Klingt zumindest ein bisschen so, als könnte dieses Spiel zu einem Hauen und Stechen ausarten. Den einstigen Gladbacher Eichin würde das nicht wundern. "Gladbach kommt mit Schaum vorm Mund", glaubt der Werder-Manager. Der Abschluss des dritten Spieltages verspricht also einen echten Knalleffekt.

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