Basketball:"Ich hab ja schon einiges erlebt, aber..."

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Frankreichs Boris Diaw (links) und seine Mannschaft spielen wie entfesselt. Dirk Nowitzki ist nach dem Spiel konsterniert.

(Foto: Patrick Hertzog/AFP)

Das deutsche Nationalteam verliert gegen Frankreich 52:76 und wird teilweise vorgeführt. 13 Minuten lang gelingt kein Korb.

Dirk Nowitzki sagte: "Ich habe ja schon einiges erlebt ..." und wenn Sportler diesen Satz sagen, dann sagen sie das nie, um einfach nur festzustellen, dass sie in ihrer Karriere schon einiges erlebt haben. Eigentlich kommt danach immer eine Art Superlativ, entweder ein positiver oder ein negativer. Nowitzki sagte dann noch: "Ich kann mich nicht an sowas nicht erinnern", und wenn man ihn dabei sah, merkte man, dass es kein bisher unbekanntes Hochgefühl war, dass der Spieler der Dallas Mavericks da beschrieb.

Allein die Zahlen des Testspiels der deutschen Basketball-Nationalmannschaft gegen Frankreich sind erschütternd. 52:76 lautet das Endergebnis, zur Pause lag Deutschland 19:50 zurück, Frankreich erzielte dabei 31 Punkte in Serie. 13 Minuten lang traf das Team um Nowitzki den Korb nicht ein einziges Mal. Was tröstet: Frankreich ist Top-Favorit auf den EM-Titel. Und: "Das einzig Positive ist, dass das Spiel noch nicht zur EM gehörte", meinte der Berliner Niels Giffe

Schröder verlässt schweigend die Arena

Die deutschen Basketballer sind nun eine Woche vor Beginn der Europameisterschaft mit der Vorrunde in Berlin sichtlich ratlos in den Mannschaftsbus. NBA-Profi Dennis Schröder verlies die Arena unweit des Europaparlaments in Straßburg mit dicken Kopfhörern auf den Ohren zu verlassen und die Schmach nicht zu kommentieren.

"Das war zu wenig", gab Nowitzki dagegen zu, der nach ordentlichem Beginn zusammen mit der Mannschaft unterging. "Es gibt immer mal Phasen, wo vorne der Ball nicht rein will. Aber dann musst du hinten gut stehen und gut rebounden. Das haben wir nicht getan", kritisierte der NBA-Champion von 2011.

Die mangelnde Bereitschaft, in der Abwehr zuzupacken, machte auch Bundestrainer Chris Fleming zornig. "Defensiv war das absolut inakzeptabel", sagte der Nationalcoach, auf den bis zum EM-Auftakt gegen Island am 5. September noch jede Menge Arbeit wartet. "So schlecht wie heute, sind wir nicht. Aber wir müssen uns anders präsentieren", forderte Fleming. "So kann man gegen keinen Gegner auftreten, auch nicht gegen Island", pflichtete ihm Vizepräsident Armin Andres bei.

Rückspiel gegen Frankreich am Sonntag

Doch bevor die deutschen Korbjäger gegen Außenseiter Island in die EM starten, steht an diesem Sonntag (15 Uhr/ZDF) in Köln noch ein weiterer Vergleich gegen die am Freitag phasenweise wie entfesselt spielenden Franzosen um NBA-Star Tony Parker an. "In Köln wollen wir es besser machen", kündigte Center Tibor Pleiß an, der nach starken Auftritten beim Supercup gegen die robusten Franzosen ebenfalls seine Grenzen aufgezeigt bekam.

Zuversicht für den erneuten Vergleich mit den Franzosen zog das deutsche Team aus dem Auftreten in Straßburg nach dem Seitenwechsel. "Die zweite Halbzeit haben wir für uns entschieden", sagte Nowitzki. "Da haben wir gekämpft, nur so geht es gegen solche Spitzenteams." Allerdings agierte die Equipe Tricolore angesichts der klaren Führung am Ende auch bei weitem nicht mehr so zielstrebig wie noch zuvor. Nur eine klare Leistungssteigerung wird daher ein neuerliches Fiasko bei der Generalprobe verhindern.

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