Filmtipp des Tages:Eine jiddische Mame

Chaim Lubelski kifft in jeder Lebenslage. Warum? "Ich suche keine Happiness, nur gute Gedanken", sagt der bärtige Mann. Chaim, dessen Name auf Hebräisch "Leben" bedeutet, ist mit seiner Geburt aus der Normalität gefallen. Zur Welt kam er in Regensburg als eines von drei Kindern polnischer Juden, die als kaputte Reste ihrer Familien die Schoah überlebt haben. "Peterswaldau, du bist mein Glück", besingt die Mutter das KZ, in dem sie fast verreckt wäre, legt damit jenen Sarkasmus an den Tag, den die Überlebenden zum Weiterleben brauchten. Dass Regisseur Elkan Spiller, wie Chaim Angehöriger der zweiten Generation, seine herzzerreißende Doku mit dem jüdischen Trinkspruch "L'Chaim! - Auf das Leben!" , genannt hat, haut gallig in die gleiche Kerbe. Im polnischen Schtetl hätte man einen wie Chaim einen Luftmenschen genannt. Er begab sich rastlos auf Wanderschaft, vielleicht auch, weil es kein Schtetl mehr gibt: nach New York, Jerusalem, St. Tropez. Schließlich nach Antwerpen, wo er sich, selbst schon 63, aufopfernd um seine Mutter kümmert. Ihr Tod versetze ihn in einen Zustand der "Destruktion und Vegetation". Er singt "A Jiddische Mame" und meint damit auch sich selbst. Nicht lustig, aber zum Schreien.

L'Chaim! - Auf das Leben!, Regie: Elkan Spiller, Sondervorführung mit anschließendem Publikumsgespräch mit dem Regisseur und seinem Protagonisten Chaim Lubelski, Sa., 29. Aug., 20.45 Uhr, Arena-Kino, Hans-Sachs-Str. 7, 260 32 65

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