Kultur:Klang und Konkurrenz

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Treten an: das Klavierduo Kiguchi Otsubo, Evgeniya Sotnikova (Gesang), Andrea Alina Weidlich (Querflöte), Calcagno (Posaune) (v. links oben). (Foto: ARD)

Am Montag beginnt der ARD-Musikwettbewerb - die Frage nach einer neuen künstlerischen Leitung ist ungeklärt

Von Klaus Kalchschmid

Es hatte sich schon herumgesprochen, dass Axel Linstädt nach neun Jahren die künstlerische Leitung des ARD-Musikwettbewerbs zum 1. August 2015 abgeben musste, weil er in den Rundfunkrat des Bayerischen Rundfunks gewählt wurde und eine Tätigkeit für den BR mit einem gleichzeitigen Sitz im Aufsichtsrat dieser Rundfunkanstalt nicht möglich sei, so erklärte es BR-Hörfunkdirektor Martin Wagner und zitierte das Rundfunkgesetz: "Angestellte oder ständige Mitarbeiter des BR können nicht Mitglieder des Rundfunkrats sein".

Inwieweit eine ehrenamtliche Tätigkeit auf Honorarbasis, wie sie der 68-jährige als Künstlerischer Leiter des ARD-Musikwettbewerbs ausübte, diesem Kriterium entspricht, und ob eine Tätigkeit in beiden Gremien aufgrund einer Sonderregelung hätte möglich sein können, sei dahin gestellt. Da die Wahl jedoch bereits im April erfolgte, ist es schon etwas befremdlich, dass nach vier Monaten keine Übergangslösung und auch kein neuer Leiter gefunden ist und den aktuellen Wettbewerb Linstädts Stellvertreter Oswald Beaujean, ja auch Programmbereichsleiter BR-Klassik, allein betreuen muss.

Nachdem diese wichtige Personalie (nicht) geklärt war, ging es bei der Pressekonferenz zur Eröffnung des 64. ARD-Musikwettbewerbs um Sachfragen, die die organisatorische Leiterin des Wettbewerb, Elisabeth Kozik, sowie die Jurymitglieder Yaara Tal vom Klavierduo Tal/Groethuysen und BR-Soloflötist Henrik Wiese - ehemaliger zweiter Preisträger - profund beantworten konnten. Etwa nach der Vorauswahl, in der von 222 Einreichungen im Fach Flöte nur 71 Kandidaten übrigbleiben konnten, und den Repertoire-Schwerpunkten, die dieses Jahr ungewöhnlich sind. Bereits der ersten Durchgang beinhaltet das virtuose - und auswendig vorzutragende Flötenkonzert von André Jolivet, im Semifinale gibt es neben dem Auftragswerk von Salvatore Sciarrino eines der Konzert von C.Ph.E. Bach und im Finale romantisches Repertoire.

Benannt wurde das Problem der Singbarkeit der Uraufführung von Chaya Czernowin im Fach Gesang, dessen technische Hürden und spezielle Arten der Tonerzeugung, die möglicherweise den Stimmbändern schadeten, in einer Videokonferenz mit der Komponistin geklärt werden konnten. Kabarettreif war, wie Yaara Tal erklärte, was für eine im besten Sinne unmögliche und einzigartige Kombination zwei Musiker zu vier Händen an einem einzigen Instrument sind ("obwohl doch jeder Klavierspieler gerne viel Platz um sich hat") und welche Probleme andererseits die Distanz mit sich bringt, "wenn die Masse an Holz und Metall von zwei großen Konzertflügeln zwischen den Spielern überbrückt werden muss". Elisabeth Kozik warf dann ebenfalls nicht ganz ernsthaft die Zahl 5985 in den Raum und erklärte, dass es so viele mögliche Kombinationen der mittlerweile 21 Fächer in jedem Jahr gibt, da 2017 mit Gitarre ein neues Fach in den Kanon aufgenommen wird. Bereits in diesem Jahr ist der Einsatz von Felix Hentschel als VJ neu, der den Wettbewerb mit einer Videokamera begleiten und täglich einen Film auf Facebook einstellen wird, der das Geschehen im und um den Wettbewerb aus verschiedensten Perspektiven beleuchtet.

ARD-Musikwettbewerb, Mo., 31. Aug., bis 13. Sept., Preisträgerkonzerte am 16., 17., 18. Sept., verschiedene Aufführungsorte, Informationen: www.ard-musikwettbewerb.de

© SZ vom 29.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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