Sechste DLV-Medaille:"Das Rennen meines Lebens"

Sechste DLV-Medaille: Cindy Roleder.

Cindy Roleder.

(Foto: Johannes Eisele/AFP)

Cindy Roleder überrascht als Zweite im 100-Meter- Hürden-Finale. Nur zwei Hundertstelsekunden trennen sie von Weltmeisterin Danielle Williams.

Der siebte Wettkampftag dieser Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Peking neigte sich dem Ende zu, aus Sicht des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) war er bis dato unspektakulär, aber immerhin erfreulich verlaufen. Die drei Zehnkämpfer Rico Freimuth (Halle), Kai Kazmirek (Rhein-Wied) und Michael Schrader (Dreieich) hatten den ersten Tag auf den Plätzen drei, vier und fünf beendet, also ihre Medaillenchancen gewahrt; die vier Speerwerferinnen Christian Obergföll (Offenburg), Christin Hussong (Zweibrücken), Linda Stahl und Katharina Molitor (beide Leverkusen) hatten sich allesamt für das Finale am Sonntag qualifiziert, die junge Hussong, 21, sogar als Beste mit neuer persönlichen Bestleistung (65,92 Meter). Auch der Hochspringer Eike Onnen (Hannover) war weitergekommen in den Endkampf mit übersprungenen 2,31 Meter, und die Weitspringerin Malaika Mihambo (Kurpfalz) hatte immerhin mit 6,79 Meter Platz sechs belegt.

Zum Abschluss des Tages stand nun noch Cindy Roleder aus Leipzig am Start des 100-Meter-Hürden-Finales, die EM-Dritte von 2014 hatte es kurz zuvor erreicht in neuer persönlichen Bestzeit von 12,79 Sekunden. Aber sie war Außenseiterin im Feld der acht Starterinnen, nicht bloß, weil sie eigentlich Siebenkämpferin ist, sondern vor allem deshalb, weil ihre Gegnerinnen ausnahmslos bessere Bestzeiten vorzuweisen hatten. Davon ließ sich die 26-Jährige dann aber nicht beeindrucken, sie lief unbekümmert über die zehn Hindernisse hinweg, und als sie im Ziel angekommen war, konnte sie ihr Glück kaum fassen: Platz zwei, Silber, eine weitere Bestzeit, diesmal in 12,59 Sekunden. Gebannt schaute Cindy Roleder hoch zur Anzeigentafel, es machte nichts, dass sie Gold um zwei Hundertstelsekunden verpasst hatte - das ging an die Jamaikanerin Danielle Williams (12,57).

Roleder hatte damit die sechste Medaille für das deutsche Team in Peking gewonnen und schon die zweite in einem Laufwettbewerb nach dem Hindernis-Bronze der Frankfurterin Gesa Felicitas Krause. "Ich kann es gar nicht fassen. Das war das Rennen meines Lebens", sagte Roleder im ZDF: "Ich hätte niemals gedacht, dass ich eine Medaille gewinne. Das ist ein Traum." Die bisher letzten deutschen Hürden-Medaillen bei einer WM hatten 1987 die DDR-Sprinterinnen Gloria Uibel (Silber) und Cornelia Oschkenat (Bronze) in Rom gewonnen.

Ganz bitter endete der Abend für die Amerikanerinnen, die diese Saison im Hürdensprint bisher dominiert hatten. Erst stürzte die Favoritin Dawn Harper Nelson im ersten Halbfinale, dann leistete sich Kendra Harrison einen Fehlstart und wurde disqualifiziert. Und Titelverteidigerin Brianna Rollins ging als Vierte des Endlaufs ebenfalls leer aus.

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