5000 Meter und Staffel:Der doppelte Mo, und der dreifache Bolt

Der Brite Mo Farah läuft die letzten 400 Meter in 52 Sekunden und schafft Historisches. Usain Bolt führt Jamaikas 100-Meter-Staffel zum Sieg. Die USA werden disqualifiziert.

Die Fliehkraft ist wichtig in der Leichtathletik, aber meistens eher im Wurfring. Das Hammerwerfen ist eine Fliehkraft-Sportart, Diskuswerfen auch. Auf der Laufbahn beschäftigen sich am ehesten noch die 200-Meter-Sprinter mit dieser Kraft, die die Physiker korrekt Zentripetalkraft nennen, weil sie mit großer Geschwindigkeit in die Kurve abbiegen und aufpassen müssen, dass sie nicht aus der Bahn getragen werden.

Mo Farah ist kein Sprinter, jedenfalls auf dem Papier nicht, aber am Samstag hat er in Peking auch mal kurz die Fliehkraft zu Hilfe genommen, um sich aus der letzten Kurve ein bisschen raustragen zu lassen, an dem Kenianer Caleb Ndiku vorbeizuziehen und dann freudestrahlend mit ausgebreiteten Armen über die Ziellinie zu laufen. Damit hat der Brite als erster Läufer der WM-Geschichte zum dritten Mal in Folge Gold über 5000 Meter geholt.

Eine Woche nach seinem Sieg über 10.000 Meter gewann der 32-Jährige in Peking auch über die halbe Distanz und holte seinen insgesamt fünften Weltmeister-Titel. Es war das langsamste 5000-Meter-Rennen der WM-Geschichte und Farah gewann schließlich in 13:50,38 Minuten vor Caleb Ndiku (Kenia/13:51,75) und feierte zum zweiten Mal in Folge das Gold-Double über die beiden längsten Bahn-Distanzen. Auch dies war noch keinem Athleten gelungen.

Die letzte Runde lief Spurter-König Farah in 52 Sekunden. 800-Meter-Läufer, die nur zwei Runden laufen müssen, rennen teilweise ähnlich schnell. "Der Sommer war nicht leicht", sagte Farah. "Ich liebe das Laufen, ich bin dankbar, dass ich diesen Sport jeden Tag ausüben kann. Mir bedeutet das, alles aber vor allem deshalb so viel, weil meine Familie, meine Betreuer und mein Verband immer hinter mir standen."

Beijing 2015 IAAF World Championships

Doppel-Champion: Mo Farah siegt nach den 10 000 Metern auch über die halbe Distanz.

(Foto: Srdjan Suki/dpa)

Als er gefragt wurde, ob er wegen der Doping-Diskussion um seinen Trainer Alberto Salazar einen besonderen Druck spüre, sagte er nur: "Ich werde nie wieder so viel Druck haben wie damals vor London. Damals hatte ich eine ganze Nation hinter mir, der Druck war unfassbar hoch. Deshalb habe ich mir wiederum riesigen Druck gemacht, weil ich unbedingt zeigen wollte, was ich kann."

Bronze ging an den Äthiopier Hagos Gebrhiwet (13:51,86). Dessen erst 18 Jahre alter Landsmann Yomif Kejelcha, der mit 12:58,39 Minuten die Jahresweltbestzeit hält, wurde in 13:52,43 Vierter. Der deutsche Meister Richard Ringer (Friedrichshafen) kam in 14:03,72 Minuten auf Platz 14 unter 15 Finalisten. Der 26-Jährige hielt lange gut mit, hatte aber in der schnellen Schlussphase keine Chance. Die einzige deutsche WM-Medaille über 5000 Meter hatte 1983 in Helsinki DDR-Läufer Werner Schildhauer mit Silber geholt. Letzter Deutscher in einem Finale war Olympiasieger Dieter Baumann 1997 in Athen als Fünfter.

Jamaika krönt eine erfolgreiche WM

Usain Bolt schlug sich im Ziel auf die breite Brust, 50.000 Zuschauer brüllten seinen Namen: Der Weltrekordler über 100 Meter und 200 Meter siegte am vorletzten WM-Tag in Peking auch mit Jamaikas 4x100-m-Staffel und machte sein Gold-Triple perfekt. "Wir sind einfach ein gutes Team. Wir gehen es gelassen an, bis dann die große Show beginnt. Und dann machen wir richtig ernst", sagte Bolt: "Riesendank an meine drei Kollegen. Die Staffel ist einfach mein Lieblings-Event." Der 29 Jahre alte Rekordweltmeister, der nun elf Titel auf dem Konto hat, hatte im Vogelnest bereits über 100 und 200 Meter triumphiert. Zum fünften Mal gelang Bolt der Dreierschlag bei WM oder Olympia.

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Allen enteilt: Usain Bolt (vorne) läuft im Staffelfinale schon aus, während sich die Konkurrenz über die Ziellinie hechtet.

(Foto: Pedro Ugarte/AFP)

Als Schlussläufer brachte Bolt mit riesigen Schritten einen ungefährdeten Sieg nach Hause. Der Megastar der Leichtathleten sowie seine Teamkollegen Nesta Carter, Asafa Powell und Nickel Ashmeade ließen in 37,36 Sekunden den zunächst noch zweitplatzierten USA um Bolts Widersacher Justin Gatlin (37,77) keine Chance. Die Amerikaner wurden nach einem völlig verpatzten letzten Wechsel disqualifiziert, Silber ging damit sensationell an Gastgeber China (38,01) - schon die Begeisterung der Fans im Vogelnest über das vermeintliche Bronze war enorm. Kanada wurde neuer Dritter (38,13), die deutsche Staffel (38,15) rückte auf Platz vier vor. Bei den Frauen ging Gold ebenfalls nach Jamaika. Das Karibik-Quartett um 100-m-Weltmeisterin Shelly-Ann Fraser-Pryce siegte in 41,07 Sekunden, der zweitbesten Zeit der Geschichte, vor den Amerikanerinnen (41,68). Die US-Staffel hatte 2012 beim Olympiasieg in London mit 40,82 Sekunden den Weltrekord aufgestellt.

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