Autoallianz:VW und sein Partner Suzuki trennen sich

Der frühere VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch sah den japanischen Kleinwagenspezialisten schon als nächste Marke in seinem Reich. Doch daraus wurde nichts.

Der Scheidungskrieg zwischen Volkswagen und seinem japanischen Partner Suzuki ist nach fast vier Jahren entschieden. Das Schiedsgericht der internationalen Handelskammer in London erklärte nach Informationen beider Autohersteller die Zusammenarbeit für beendet. Volkswagen werde die Beteiligung an Suzuki in Höhe von 19,9 Prozent abgeben, kündigte der Wolfsburger Konzern an. Dies werde sich positiv auf Ergebnis und Liquidität auswirken. Die Japaner gaben bekannt, den Anteil zum Marktpreis zurückkaufen zu wollen. Man gehe von Kosten von rund 400 Milliarden Yen (rund 2,9 Milliarden Euro) für die Übernahme aus, sagte Suzuki-Chef Osamu Suzuki.

Der japanische Konzern hatte im November 2011 beim Londoner Schiedsgericht geklagt, weil Volkswagen sich weigerte, seinen Anteil an Suzuki zurückzugeben. Die Niedersachsen argumentierten mit dem Eigentumsrecht und beharrten darauf, dass Suzuki sie nicht zum Verkauf zwingen könnte. Nun erklärten die Richter, dass die Kündigung des Kooperationsvertrages durch Suzuki rechtens ist. "Die Entscheidung basiert auf dem Grundsatz, dass Verträge grundsätzlich kündbar sein müssen", teilte VW weiter mit.

Die Wolfsburger hatten die Suzuki-Aktien 2010 für 1,7 Milliarden Euro gekauft. Im Gegenzug erwarb der japanische Familienkonzern rund 1,5 Prozent der VW-Stammaktien, um die Allianz zu stärken. VW wollte gemeinsam mit Suzuki Kleinwagen für Schwellenländer entwickeln und erhoffte sich Zugang zum wichtigen indischen Markt, wo Suzuki mit seiner Beteiligung Maruti stark ist. Als die Partnerschaft in die Brüche ging, mussten die Deutschen ein besonders günstiges Auto für diesen Markt selbst entwickeln. Es soll nun 2018 in China an den Start gehen. Suzuki sollte Volkswagen zudem dabei helfen, dem japanischen Rivalen Toyota Konkurrenz zu machen. Suzuki versprach sich seinerseits Zugang zu alternativen Antrieben von Volkswagen.

Bereits nach kurzer Zeit fühlte sich der japanische Kleinwagen- und Motorradhersteller aber vom viel größeren deutschen Konzern dominiert. Und VW bezichtigte Suzuki des Vertragsbruchs, weil die Japaner Dieselmotoren vom italienischen Konkurrenten Fiat bezogen. In dieser Streitfrage gab das Schiedsgericht Volkswagen nun recht. Die Wolfsburger behalten sich vor, Schadensersatz zu fordern.

Als Ursache für den erbittert geführten Konflikt gilt die Furcht des japanischen Familienkonzerns vor dem Verlust seiner Eigenständigkeit. Denn der damals noch mächtige VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch hatte den japanischen Kleinwagenspezialisten schon als nächste Marke in seinem Reich betrachtet. Piëch zog jedoch im April 2015 im Machtkampf mit Konzernchef Martin Winterkorn den Kürzeren und verließ den Wolfsburger Konzern. Der Schiedsspruch ist für beide Seiten rechtlich bindend und kann vor einem staatlichen Gericht für vollstreckbar erklärt werden.

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