Geretsried:Geretsried plant Haus für Flüchtlinge

Bürgermeister Michael Müller will eigene Unterkunft errichten, um geforderte Quote an Asylbewerbern unterzubringen

Von Klaus Schieder, Geretsried

Ein Containerbau am Robert-Schumann-Weg, eine neue Anlage am Schulzentrum, dazu etliche Wohnungen - all dies wird nicht ausreichen, damit Geretsried die Zahl an Asylbewerbern unterbringen kann, die sie nach der freiwilligen Aufnahmequote des Landkreises bis Ende 2016 aufnehmen muss. Das ist Bürgermeister Michael Müller (CSU) schon jetzt klar. Wie Bad Tölz plant deshalb auch Geretsried ein eigenes Flüchtlingshaus, das später für Sozialwohnungen genutzt wird. Entstehen soll es in einem der Gewerbegebiete. "Das ist die Kröte, die wir schlucken müssen", sagte Müller beim CSU-Stammtisch am Sonntag in Gelting.

Eine andere Möglichkeit sieht der Bürgermeister nicht. Ein solcher Neubau sei weder im Außenbereich noch in einem hochpreisigen Wohngebiet möglich, sagte er. Wo genau das Heim für Asylbewerber geplant ist, mochte er noch nicht verraten. Nur so viel: "Es gibt konkrete Gespräche." Derzeit leben 130 Asylsuchende in Geretsried, 220 werden am Schulzentrum unterkommen. 449 muss Geretsried bis Ende 2016 aufnehmen, doch Müller rechnet für nächstes Jahr mit weiteren 400 Flüchtlingen. Von der Größenordnung her bedeute dies, "dass ein kleiner Ortsteil entsteht", meinte er. Da fast 70 Prozent der Asylbewerber aus Syrien und Afghanistan kommen, werden die meisten von ihnen in Geretsried bleiben. Ihre Asylanträge werden in aller Regel anerkannt, zumindest werden sie geduldet. Dann müssen sie jedoch aus den Containern ausziehen, und die Stadt hat für ihre Unterbringung zu sorgen. Müller ist froh, dass der Landkreis diese "Fehlbeleger" bisher weiter in den mobilen Unterkünften wohnen lässt und dies auch bezahlt. Die Frage ist aber, wie lange noch. Als der Kreishaushalt aufgestellt wurde, lagen die Prognosen mit 240 000 Flüchtlingen für 2015 weit unter der aktuellen Zahl von circa 800 000 - entsprechend geringere Mittel wurden in den Etat eingestellt. Müller rechnet heuer sogar mit einer bis Million Asylsuchender in Deutschland.

Geretsried: Scharfe Kritik übte Stadtrat Reeh (CSU), dass über Schullandheime oder Jugendherbergen bei der Suche nach Asyl-Unterkünften nicht nachgedacht werde.

Scharfe Kritik übte Stadtrat Reeh (CSU), dass über Schullandheime oder Jugendherbergen bei der Suche nach Asyl-Unterkünften nicht nachgedacht werde.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Damit die Menschen nicht bloß ein Dach über dem Kopf bekommen, sondern auch betreut werden, will Geretsried ebenfalls Geld ausgeben. Sie schafft im Rathaus eine neue Stelle zur Koordination der ehrenamtlichen Helfer, außerdem finanziert sie dem Verein "Hilfe von Mensch zu Mensch" zehn Wochenstunden für die Arbeit mit den freiwillig Engagierten. Der Trägerverein Jugendarbeit erhält mehr finanzielle Mittel für sein Projekt "Integration aktiv". "Wir brauchen ein Integrationskonzept und ein Vernetzungskonzept mit der Bevölkerung", sagte der Bürgermeister. In diesem Zusammenhang appellierte CSU-Ortsvorsitzender Ewald Kailberth an die Geretsrieder, weiterhin Verständnis zu zeigen. "Wir schaffen es nur gemeinsam."

Scharfe Kritik übte Stadtrat Volker Reeh (CSU), dass über Schullandheime oder Jugendherbergen bei der Suche nach Asyl-Unterkünften überhaupt nicht nachgedacht werde. Dabei seien sie dafür "perfekt ausgestattet", sagte er. Die Träger dieser Einrichtungen müsse man ansprechen, forderte Reeh. "Jedem Schüler ist zuzumuten, einmal ein Jahr lang nicht ins Schullandheim zu gehen." Turnhallen seien dagegen nur "eine Übergangslösung". Für Gerhard Knill, den Kreisvorsitzenden der Mittelstands-Union, ist die Staatliche Feuerwehrschule in Geretsried ebenfalls eine Option für die Unterbringung von Flüchtlingen. Er bezeichnete es als "interessant, wie sich der Bund da heraushält". Franz Wirtensohn (CSU) hält es für problematisch, wenn Wohnungen in Gewerbegebieten ausgewiesen werden. Potenzielle Bauträger "scharren da schon", warnte er. Das bestätigte Bürgermeister Müller. Er habe bereits "ganze Stapel" von Anfragen.

Geretsried: Über die Unterbringung für Asylbewerber diskutiert Bürgermeister Michael Mpller beim CSU-Stammtisch.

Über die Unterbringung für Asylbewerber diskutiert Bürgermeister Michael Mpller beim CSU-Stammtisch.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Versäumnisse warf Dritter Bürgermeister Gerhard Meinl (CSU) dem Präsidenten der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker, vor. Von ihm sei "noch kein Wort zur Flüchtlingsthematik" zu hören gewesen, obwohl dies nur auf europäischer Ebene gelöst werden könne, sagte Meinl. Nötig sei dazu eine Art Hochkommissar. "Man muss ran an einheitliche Standards, man muss sichere Herkunftsländer definieren." Dem Landkreis und der Stadt Geretsried stellte er dagegen ein gutes Zeugnis aus. Ihr Krisenmanagement sei "hervorragend", so Meinl.

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