Joachim Löw im Interview:"Wir haben die Mission Titelverteidigung im Blick"

Deutschland - Schottland

Bundestrainer Joachim Löw nach dem Spiel Deutschland - Schottland Fußball bei der EM-Qualifikation im September 2014.

(Foto: dpa)
  • Bei den anstehenden EM-Qualifikationsspielen erhofft sich Joachim Löw einen Sieg und damit die Gruppenführung.
  • Langfristig plant der Bundestrainer, bei der WM 2018 den Weltmeistertitel zu verteidigen.
  • Kapitän Bastian Schweinsteiger soll im Team eine zentrale Rolle spielen, aber nicht mehr zu jedem Testspiel auflaufen.

Von Klaus Hoeltzenbein

Löw hat die Titelverteidigung im Blick

Die Nationalmannschaft steht vor einer hohen Hürde. Am Freitag gegen Polen und am folgenden Montag in Schottland finden wegweisende Qualifikationsspiele zur Fußball-Europameisterschaft 2016 statt. "Das Ziel ist, beide Spiele zu gewinnen. Ich kenne viele Spieler meiner Mannschaft schon jahrelang, ich weiß: Wenn es auf Spiele wie gegen Polen zugeht, sind sie bis in die Haarspitzen motiviert. Ich kenne ihren Ehrgeiz und ihren Willen, auch in den nächsten Jahren ganz vorne zu sein", sagt Bundestrainer Joachim Löw, 55, im Interview mit der Süddeutschen Zeitung (Montagausgabe).

Die Situation in der Qualifikations-Tabelle ist nicht komfortabel, die DFB-Elf liegt nach dem 0:2 im Hinspiel in Warschau einen Punkt hinter Polen - und nur zwei Punkte vor Schottland. Löw sagt: "Maßgeblich für mich ist, dass wir aus eigener Kraft Tabellenführer werden können. Und werden." Schon heute blickt der Bundestrainer weit in die Zukunft: "Die EM in Frankreich ist für uns ein großes Ziel. Unsere Gedanken gehen aber heute schon darüber hinaus. Bei allen Planungen haben wir die WM 2018 im Blick, die Mission Titelverteidigung."

"Keine Brechstange"

Nach dem Endspielsieg 2014 gegen Argentinien in Rio de Janeiro seien die Herausforderungen an den Weltmeister nicht leichter geworden, hat Löw festgestellt: "Neunzig Prozent der Mannschaften, gegen die wir spielen, sind körperlich stark, taktisch gut ausgebildet und defensiv hervorragend organisiert. Ihre erste Intention ist: vielbeinig zu verteidigen und unser Spiel zu zerstören. In den meisten Spielen ist es so, dass wir uns einer Wand gegenüber sehen."

Dennoch strebt der Bundestrainer keine radikalen taktischen Lösungen an: "Keine Brechstange! Das wäre das Schlimmste, was man machen könnte. Mit der Brechstange gewinnt man gegen körperlich starke, defensive Teams keinen Blumentopf. Das ist ja gerade die Herausforderung: Nicht mit Gewalt vorzugehen, sondern das Spiel selbst zu gestalten."

Schweinsteiger wird nicht mehr in jedem Testspiel auflaufen

Eine Hauptrolle soll dabei Bastian Schweinsteiger zukommen, der nach der WM den zurückgetretenen Philipp Lahm als Kapitän beerbte. Allerdings will der Bundestrainer die Einsatzzeiten des jüngst vom FC Bayern zu Manchester United gewechselten 31-Jährigen sorgsam planen: "Als Trainer muss ich dosieren", sagt Löw: "Bastian Schweinsteiger hat viele große Turniere und viele Jahre bei einem Spitzenverein hinter sich. Der Kraftaufwand war enorm. Vielleicht brauche ich den Bastian jetzt nicht mehr in jedem Testspiel. Ich brauche ihn dann, wenn es für uns wichtig ist. Dann weiß ich, dass er führt und Verantwortung übernimmt und Siegeswillen zeigt wie kein anderer."

Parallel zur Herausforderung, die Leistungsträger zu pflegen, will Löw aber auch neue Kandidaten suchen und fördern. Im aktuellen Aufgebot ist Emre Can, 21, vom FC Liverpool der einzige Neuling. Unter Beobachtung steht auch ein weiterer Profi: Daniel Ginczek, 24, vom VfB Stuttgart. Sein Vorteil: Er spielt auf einer Problemposition der Deutschen, im Sturmzentrum. "Wir haben auch Ginczek im Blick, er hat gute Fähigkeiten", stellt Löw fest: "Aber ob er eine Lösung ist, muss sich in den nächsten Monaten zeigen."

Jedoch ist der Reichtum an Talenten, die die Etablierten herausfordern könnten, nach Meinung von Löw nicht unermesslich groß: "Grundsätzlich ist es so, dass wir eine Reihe von jungen, sehr talentierten Spielern haben - aber es sind nicht so viele, wie alle denken. Da muss man auch mal mahnend den Finger heben. Viele glauben, in Deutschland gäbe es Talente wie Sand am Meer. Das stimmt nicht. Wir reden hier vom Maßstab Weltklasse, nicht von einem guten Bundesligaspieler."

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