Großbritannien:Eine Insel

Rebekah Brooks

Umstrittene Personalie: Die frühere und wohl auch zukünftige Murdoch-Spitzenkraft Rebekah Brooks.

(Foto: Will Oliver/dpa)

Rebekah Brooks, einst wegen des Abhörskanals entlassen, soll bei Murdoch wieder Karriere machen.

Von Christian Zaschke

Gut vier Jahre sind vergangen, seit Rebekah Brooks im Zuge des britischen Abhörskandals ihren Posten an der Spitze des britischen Arms von Rupert Murdochs Zeitungsimperium aufgeben musste. Dass es nun so aussieht, als würde Brooks genau diesen Posten wieder übernehmen, hat in Großbritannien zu teils heftigen Reaktionen geführt. Schatten-Kultusminister Chris Bryant sagte, Murdoch zeige der britischen Öffentlichkeit mit der Ernennung "den Mittelfinger". Bryant gehörte selbst zu den Opfern des Abhörskandals. Evan Harris, Vorsitzender der Gruppe "Hacked Off", in der sich unter anderem der Schauspieler Hugh Grant für eine Reform der Boulevardmedien einsetzt, sagte: "Das kann nur in einem dynastischen Unternehmen passieren, in dem normale Regeln des Geschäftslebens nicht gelten."

Die 47 Jahre alte Brooks war von 2000 bis 2003 Chefredakteurin der meist auf Krawall gebürsteten Sonntagszeitung News of the World (NotW), anschließend wechselte sie zum nicht minder scharfen Boulevardblatt The Sun, das ebenfalls Murdoch gehört. 2009 stieg sie an die Spitze des Unternehmens News International auf, das später in News UK umbenannt wurde und für sämtliche britischen Zeitungen Murdochs zuständig ist. Auf der Insel gehören ihm noch Times, Sunday Times sowie seit 2012 die Sun on Sunday.

Als 2011 klar wurde, dass Mitarbeiter der NotW jahrelang die Anrufbeantworter von Prominenten und Opfern von Verbrechen gehackt hatten, musste Brooks ihren Posten räumen. Murdoch eilte damals im Privatjet nach London und stellte die NotW kurzerhand ein. Als er gefragt wurde, was nun seine höchste Priorität sei, zeigte er auf Brooks und sagte: "Diese hier." Brooks stand immer unter seinem besonderen Schutz. Unter Berufung auf Konzern-Insider berichtet die Financial Times, dass sie noch in diesem September als Chefin von News UK vorgestellt werden könnte.

Nach einem acht Monate währenden Gerichtsprozess befand eine Jury im Juni 2014, es gebe keine ausreichenden Beweise dafür, dass Brooks vom illegalen Abhören gewusst habe. Andy Coulson, der von 2003 bis 2007 Chef der NotW und anschließend Sprecher des späteren Premierministers David Cameron war, wurde hingegen der "Verschwörung zum Hacken von Telefonen" für schuldig befunden. Im Verfahren kam ans Licht, dass Coulson und Brooks eine heimliche Affäre hatten, weshalb die Anklage argumentierte, wenn der eine vom Hacken wusste, wusste es auch die andere. Die Jury folgte dieser Argumentation nicht.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: