Letztes Mittagsmenü:"Titanic"-Speisekarte wird versteigert

Letztes Mittagsmenü: Die Speisekarte vom letzten Mittagessen auf der Titanic.

Die Speisekarte vom letzten Mittagessen auf der Titanic.

(Foto: AP)

Für die Erste-Klasse-Passagiere gab es als letztes Mittagessen Pökelfleisch und Bier aus München: Mehrere historische Dokumente von der 1912 gesunkenen "Titanic" werden in New York versteigert.

Pökelfleisch und Münchner Bier

Die Speisekarte vom letzten Mittagessen auf der Titanic wird versteigert. Für das gut erhaltene Dokument werde mit einem Erlös von 50 000 bis 70 000 Dollar gerechnet, erklärte das New Yorker Auktionshaus Lion Heart Autographs.

Die Speisekarte vom 14. April 1912 zeigt das letzte Mittagsmenü, das auf der Titanic eingenommen wurde. Für die Passagiere der ersten Klasse gab es zahlreiche Spezialitäten aus der ganzen Welt - unter anderem Eier auf Spargel, Bauernkraftbrühe, Hühnchen à la Maryland, Pökelfleisch und Glattbut-Filets. Als Erfrischung wurde Bier aus München ("Iced draught Munich Lager Beer") gereicht. Höchstwahrscheinlich handelte es sich um Bier der Münchner Brauerei Spaten.

Die Speisekarte soll von dem US-Amerikaner Abraham Lincoln Salomon mitgenommen worden sein. Er war einer von mehreren Passagieren der ersten Klasse, die sich beim Untergang der Titanic im Jahr 1912 im sogenannten "Geldboot" bzw. "Millionärsboot" - in historischen Dokumente wird es als "Lifeboat 1" geführt - retten konnten.

Der Name kommt von Gerüchten, denen zufolge einer der Passagiere die Besatzung bestach, rasch vom sinkenden Schiff wegzufahren, statt noch weitere Überlebende aufzunehmen. Das Boot hätte 40 Passagiere aufnehmen können - tatsächlich waren nur zwölf Menschen an Bord: zwei Frauen und drei Männer der ersten Klasse sowie sieben Crewmitglieder.

Auf der Rückseite ist die Speisekarte von Isaac Gerald Frauenthal signiert. Es wird angenommen, dass dieser gemeinsam mit Salomon am Tag des Untergangs der Titanic aß.

Salomon starb am 21. Mai 1959 im Alter von 90 Jahren und hinterließ seiner Tochter ein kleines Vermögen - nicht aber die besagte Speisekarte. Die gelangte über Umwege an einen Mann, der sie mit einigen anderen Andenken von Salomon nun verkaufen will. Eine weitere Speisekarte des letzten Mittagessens kam schon 2012 für 91 000 Euro unter den Hammer.

Dokument aus dem "Geldboot"

Letztes Mittagsmenü: Dieses historische Dokument stammt aus dem türkischen Bad des Luxusdampfers.

Dieses historische Dokument stammt aus dem türkischen Bad des Luxusdampfers.

(Foto: AP)

Neben dem Speisezettel sollen bei der Auktion am 30. September auch zwei weitere, bisher unbekannte Gegenstände unter den Hammer kommen, die Salomon im Rettungsboot mitnahm.

So nahm er auch ein Ticket aus den opulenten türkischen Bädern des Luxusdampfers mit, auf dem das Gewicht einer Person aufgeführt ist. Es ist eine von vier ähnlichen Karten und könnte bis zu 10 000 Dollar einbringen.

Der Beschwerde-Brief

Letztes Mittagsmenü: Diesen Brief schrieb die Sekretärin sechs Monate nach dem Untergang der "Titanic".

Diesen Brief schrieb die Sekretärin sechs Monate nach dem Untergang der "Titanic".

(Foto: AP)

Das dritte Dokument ist ein Brief der Überlebenden Mabel Francatelli an Salomon auf Briefpapier des New York Plaza Hotels, datiert sechs Monate nach dem Unglück. Darin beschwert sich die damals 31-jährige Sekretärin über den respektlosen Umgang mit ihren Arbeitgebern, Lucy und Cosmo Duff-Gordon, die die Besatzung des "Geldbootes" geschmiert haben sollen. Eine Untersuchungskommission entlastete das Paar später von diesen Vorwürfen, stellte aber fest, dass womöglich mehr Passagiere hätten überleben können, wenn das "Lifeboat 1" umgekehrt wäre.

Fünf Jahre zuvor waren bereits die Rettungsweste Francatellis für 88 000 Euro sowie ein Brief von ihr versteigert worden, in dem sie die Situation in dem Rettungsboot so beschreibt: "Der Offizier gab uns den Befehl zu rudern, um vom Schiff wegzukommen (...) Wir waren schon weit weg, als wir sahen, wie sich die 'Titanic' hinten aufbäumte und abtauchte. Es gab ein riesiges Grollen, dann Schreie und Weinen. Ich weiß nicht, wie lange es gedauert hat. Wir sagten fast nichts. Wir waren im Dunkeln."

Letztes Mittagsmenü: In dem Brief beschwert sich die damals 31-jährige Sekretärin über den respektlosen Umgang mit ihren Arbeitgebern.

In dem Brief beschwert sich die damals 31-jährige Sekretärin über den respektlosen Umgang mit ihren Arbeitgebern.

(Foto: AP)

Fund in 3800 Metern Tiefe

Der US-Ozeanograph Robert Ballard hatte das Wrack des legendären Luxusdampfers zusammen mit seinem französischen Kollegen Jean-Louis Michel am 1. September 1985 geortet. Der Fund in 3800 Metern Tiefe vor der Küste von Neufundland (Kanada) jährt sich an diesem Dienstag zum 30. Mal.

Der Luxusliner galt als Inbegriff von Eleganz und Fortschritt, als er mit mehr als 2200 Menschen an Bord, darunter fast 900 Mann Besatzung, seine Jungfernfahrt von Southampton nach New York antrat.

1500 Männer, Frauen und Kinder waren nach der Kollision des Ozeanriesen mit einem Eisberg am späten Abend des 14. April 1912 in den Eisfluten gestorben. Nur 711 Menschen wurden gerettet. Nach zwei Stunden und einundvierzig Minuten war das als "unsinkbare Titanic" beworbene Schiff im Atlantik versunken.

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