Frankreich:Schweigegeld

Ende einer Affäre: Ein Pariser Autorenduo gibt die Erpressung des Königshauses von Marokko zu. Éric Laurent wählt den Gegenangriff als Verteidigungsstrategie, Kollegin Catherine Graciet gibt sich zerknirscht.

Von Joseph Hanimann

Die Affäre der vom marokkanischen Königshaus der Erpressung angeklagten französischen Journalisten Éric Laurent und Catherine Graciet ist geklärt. Beide Autoren geben zu, sich mit einem Unterhändler aus Rabat darauf geeinigt zu haben, gegen eine Geldzahlung auf die Veröffentlichung ihres Buchprojekts über die Machenschaften der Familie von Mohammed VI. zu verzichten.

Nachdem in den Medien das von ihnen unterzeichnete Abkommen mit dem Palast sowie Auszüge der vom marokkanischen Unterhändler geheim aufgezeichneten Verhandlungen aufgetaucht waren, entschloss sich der Journalist zur Gegenattacke, seine Kollegin zum reumütigen Geständnis. Das Geldangebot sei vom Königshaus aus gekommen, er sei "aus persönlichen Gründen" darauf eingegangen und habe im Übrigen nach vierzig Jahren Karriere keine Lektionen journalistischer Moral entgegenzunehmen, erklärt kühn der 1947 geborene Laurent. Sie sei in eine Falle getappt und bedauere es, doch irren sei menschlich, sagt die mehr als zwanzig Jahre jüngere Catherine Graciet.

Beide waren am Donnerstag mit je 40 000 Euro in der Tasche aus dem Treffen mit dem Unterhändler heraus in Paris verhaftet worden. Ihre berufliche Glaubwürdigkeit ist damit zerstört, die des Journalismus angeschlagen. Das marokkanische Königshaus, das jede Publikation über seine wirtschaftlichen Verstrickungen als Affront betrachtet und das letzte Buch der beiden Journalisten vor drei Jahren im Land verboten hat, steht als Erpressungsopfer da. Der Pariser Seuil-Verlag gab bekannt, die tatsächlich vorgesehene neue Publikation der beiden Journalisten sei abgesagt. Laurent tut dies als "Feigheit" ab und erklärt, er werde das Buch anderswo publizieren. Welcher Verlag ihn fortan als glaubwürdigen Autor aufnehmen wird, kann er nicht sagen.

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