Fußball:Vom Löwen zum Raben

Lesezeit: 2 min

Wie bitte? Es ist wahr, Michael Hofmann, zuletzt bei Jahn Regensburg aktiv und zarte 42 Jahre alt, steht ab sofort wieder im Tor - in der Bayernliga. (Foto: Imago)

Bei 1860 München hat sich Torhüter Michael Hofmann als Profi einen Namen gemacht. In Regensburg beendete er seine Karriere und wurde Trainer des SC Kirchheim. Nun ist er zurück auf dem Platz: beim Bayernligisten Pullach

Von Christoph Leischwitz, München

Viele hatten händeringend gesucht, manche sogar bis Montagabend um 18 Uhr, dem Zeitpunkt, an dem das Transferfenster für Fußballer offiziell geschlossen wurde. "Eher nicht. Aber vielleicht meldet sich ja noch jemand", sagte etwa Andreas Pummer, Trainer des Bayernligisten FC Unterföhring am Montagmittag auf die Frage, ob sich in Sachen Zugängen noch etwas tue. Unterföhring sucht, wie viele andere Regional- und Bayernligisten auch, seit Monaten nach einem guten Angreifer. Stürmer und auch Torhüter waren in diesem Sommer in der Region so begehrt wie Sonnencreme und so rar wie bewölkte Tage.

Bei den meisten Vereinen tat sich aus diesem Grund nun auch nicht mehr viel - große Ausnahme ist der SV Pullach. Der Vorjahres-Zweite der Bayernliga konnte am Montagabend sogar auf beiden Schlüsselpositionen Zugänge vermelden. Und beim neuen Torhüter handelt es sich um einen echten Transfer-Coup: Michael Hofmann wird ab sofort für die Raben zwischen den Pfosten stehen. Der ehemalige Profi des TSV 1860 München und des SSV Jahn Regensburg mit der Erfahrung von 83 Erst- und 92 Zweitliga-Partien war erst Ende Juli beim Landesligisten Kirchheimer SC als Trainer zurückgetreten. Danach hatte er sich seinem Heimatverein SpVgg Oberfranken Bayreuth als Ersatztorwart angeboten. Noch am vergangenen Freitag, beim Regionalliga-Gastspiel in Regensburg, war Hofmann auf der Bank gesessen. Doch der Oberfranke Hofmann ist mittlerweile auch im Münchner Raum verwurzelt, und war zuletzt viel gependelt. Der SV erwischte ihn mit seiner Anfrage zur richtigen Zeit. Und so konnte der Verein am Montag die nötigen Transfer-Unterlagen beim Verband einreichen.

"Wir haben ihn direkt angesprochen, ob er sich das vorstellen könnte", erzählt Pullachs Trainer Frank Schmöller. Hofmann konnte, auch weil Abteilungsleiter Theo Liedl ganze Arbeit geleistet habe. Schmöller sei klar, dass Hofmann mit seinen 42 Jahren "nicht mehr wie der jüngste Tiger im Sechzehner" agieren werde. Doch der Trainer hatte mit Blick auf 15 Gegentore in neun Spielen einen neuen und zugleich erfahrenen Keeper gesucht - einen erfahreneren als Hofmann dürfte man in der Bayernliga kaum finden. "Er wird uns Stabilität bringen, er hat Ausstrahlung", sagt Schmöller.

Neu im Kader ist zudem der 20-jährige Angreifer Menelik Chaka Ngu'Ewodo, an dem angeblich auch einige Liga-Konkurrenten interessiert waren. Der Deutsch-Kameruner spielte zuletzt für den TSV Schwabmünchen, wo er in zwölf Spielen fünf Tore erzielte. Er hatte seinem Freund, Pullachs Mittelfeldmann Daniel Leugner, erzählt, dass er wieder in München spielen wolle - man kennt sich aus der Jugend des TSV 1860. "Ich hab' nur Mittelstürmer gehört", sagt Schmöller, dann habe er sofort alles in die Wege geleitet. Der junge Angreifer passe aber tatsächlich genau ins Anforderungsprofil. Gemeinsam mit Ömer Kanca soll er nun eine neue Achse im Angriff bilden, mit Kanca als hängender Spitze. Der ehemalige Unterhachinger Profi war sofort nach Pullach gewechselt, nachdem er beim Liga-Konkurrenten FC Pipinsried vergangene Woche als Spielertrainer zurücktreten musste. Kanca ist vom kommenden Wochenende an spielberechtigt.

Womöglich hätte Pullach nicht mehr so viele Transfers getätigt, würde der SV aktuell nicht auf einem Relegationsplatz stehen. Jetzt aber sieht sich Schmöller mit der Mannschaft in der Bringschuld: "Nach diesen Transfers, die der Klub getätigt hat, liegt der Ball jetzt wieder bei uns. Und es wird nach wie vor kein Selbstläufer", sagt Schmöller. Ein kleines bisschen Stolz schwingt in seiner Stimme aber schon mit, dass ihm auf den letzten Drücker noch so viele namhafte Spieler zugeflogen sind.

© SZ vom 01.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: