Kommentar:Abwarten ist zu wenig

Kommentar: Peter Fahrenholz wünscht sich, dass Talkshows nicht immer dieselben Gäste einladen. Denn politische Diskussionen brauchen spannende Argumente statt altbekannter Standpunkte.

Peter Fahrenholz wünscht sich, dass Talkshows nicht immer dieselben Gäste einladen. Denn politische Diskussionen brauchen spannende Argumente statt altbekannter Standpunkte.

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In Deutschland sollten bis 2020 eine Million Elektroautos fahren, forderte die Kanzlerin vor fünf Jahren. Passiert ist wenig, zu wenig.

Von Peter Fahrenholz

Angela Merkel ist dafür bekannt, dass sie sich nur ungern im Vorhinein auf etwas festlegt. Eine Messlatte, die es nicht gibt, kann man auch nicht reißen. Einmal hat sie es aber doch getan: Im Jahr 2020 sollten eine Million Elektroautos in Deutschland fahren, gab Merkel vor fünf Jahren als Zielmarke aus. Inzwischen ist die Hälfte der Zeitspanne vorbei und Merkel ist von diesem Ziel so weit entfernt wie SPD-Chef Sigmar Gabriel von der Kanzlerschaft. Dabei sind die technischen Voraussetzungen gegeben. Es gibt mittlerweile eine Auswahl verschiedener E-Modelle und auch auf ein einheitliches Ladesystem, zumindest ab 2017, hat sich Europa nach langem Ringen geeinigt.

Trotzdem kann von einem Run auf Elektroautos nicht die Rede sein, und das liegt nicht nur daran, dass diese Autos noch immer ziemlich teuer sind. Es liegt vor allem an der mangelnden politischen Entschlossenheit, der E-Mobilität mit staatlicher Hilfe zum Durchbruch zu verhelfen. Es gibt mal hier ein einzelnes Pilotprojekt oder dort eine Schaufensterregion. Das ist zwar alles ganz nett, aber es reicht nicht. Der Staat muss viel mehr Geld investieren, wenn aus dem E-Auto ein Fahrzeug für jedermann werden soll. Dazu gehört an erster Stelle der Aufbau einer flächendeckenden Ladeinfastruktur. Warum sollte sich jemand ein teures E-Auto kaufen, wenn er fürchten muss, an der übernächsten Ecke liegen zu bleiben? Dabei müssten die Kommunen der Vorreiter sein, denn solange die Reichweite der Batterien nicht entscheidend größer wird, ist ein E-Auto vor allem im Kurzstreckenverkehr interessant. Das aber trifft für den größten Teil des städtischen Verkehrs zu, inklusive des Lieferverkehrs. Hier könnte ein riesiger Markt schlummern - wenn es genügend Ladepunkte gibt.

Aber auch direkte Kaufanreize können ein sinnvolles Instrument sein. In Norwegen etwa wird den Käufern von Elektroautos die hohe Umsatzsteuer erlassen, was die Stromer auf einen Schlag auch preislich konkurrenzfähig gemacht hat. Die Politik sollte nicht noch mehr Zeit vertun. Sonst bleibt die Elektro-Mobilität eine Nische für Wohlhabende, die mit einem zusätzlichen E-Auto im Fuhrpark ihr ökologisches Gewissen beruhigen.

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