Kommentar:Integration = Sprache + Arbeit

Wenn es gelingt, Jobs für Flüchtlinge zu finden, profitieren davon Einheimische wie Neuankömmlinge

Von Christian Endt

Integration ist ein großes und oft bemühtes Wort. Will man den abstrakten Begriff in die Praxis tragen, muss eines ganz am Anfang stehen: Sprache. Wer kein Deutsch spricht, kann am öffentlichen Leben nicht teilhaben, das mit dem Smalltalk an der Supermarktkasse beginnt und für jeden anders weitergeht, je nach dem, ob er sich mehr für Fußball interessiert oder für Fasching, für Gotik oder Gartenbau. Bei aller Vielfalt der Interessen und Lebensentwürfe gibt es etwas, was sehr viel Menschen gemeinsam haben: Sie verbringen den Großteil ihrer Zeit mit Arbeit. Wenn wir Flüchtlinge in unsere Gesellschaft integrieren wollen, brauchen sie also besser heute als morgen Zugang zu dieser Welt, der Arbeitswelt. Durch den täglichen Umgang mit Kollegen und Kunden ergibt sich vieles Weitere ganz von selbst.

Längst zeigen Studien, dass die Zuwanderer der deutschen Volkswirtschaft insgesamt mehr einbringen, als an Sozialleistungen für sie ausgegeben wird. Im Landkreis Ebersberg dürfte die Bilanz besonders günstig ausfallen: Der Wirtschaft geht es gut, die Arbeitslosigkeit ist niedrig. So niedrig, dass viele Betriebe Schwierigkeiten haben, offene Stellen zu besetzen. Ganz besonders gilt dies für Ausbildungsplätze. Es wäre töricht, dabei nicht an die jungen, motivierten, hoffnungsvollen Menschen zu denken, die als Flüchtlinge in unser Land kommen. Viele von ihnen brennen darauf, sich ein neues Leben aufzubauen. Dementsprechend groß ist ihre Einsatzbereitschaft. Und auf dem hochriskanten, oft jahrelangen Weg hierher haben sie gezeigt, dass sie Herausforderungen meistern können.

Zwei Vorwürfe werden aus der rechten Ecke immer wieder laut, täglich sind sie im Internet zu lesen: Zuwanderer seien erstens Sozialschmarotzer und würden zweitens irgendjemand Arbeitsplätze wegnehmen. Das ist nicht nur widersprüchlich, sondern kann auch falscher nicht sein. Die meisten Flüchtlinge wollen arbeiten. Und ihre Arbeitskraft wird von der Wirtschaft dringend gebraucht. Es ist gut, dass die zuständigen Behörden versuchen, Flüchtlingen möglichst schnell und unbürokratisch zu Arbeit zu verhelfen: Gut für die Flüchtlinge. Und gut für Ebersberg.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: