Eon und die Atomhaftung:Verräterisches Veto

Eon bereitet gegen das Gesetz zur Atomhaftung eine Verfassungsbeschwerde vor. Der Energiekonzern befürchtet also durchaus, dass es für ihn noch teuer wird.

Kommentar von Michael Bauchmüller

Was die Abwicklung der Atomenergie betrifft, muss man sich um Eon keine Sorgen machen. Angeblich. Mehr als 16 Milliarden Euro stehen bereit, um Reaktoren abzubauen und den Atommüll endzulagern. Nur sollen diese Milliarden schon bald in ein neues Unternehmen namens Uniper abwandern, mitsamt allen Kraftwerken. Uniper und nicht mehr Eon würde künftig für die nukleare Altlast haften. Dies sei, beteuert das Management, aber nur ein Nebeneffekt der Aufspaltung. Angeblich.

Umso erstaunlicher sind die Geschütze, die dasselbe Management nun gegen ein Spezial-Gesetz zur Atomhaftung auffährt. Es soll verhindern, dass sich Atomkonzerne durch geschickte Umstrukturierungen ihrer Verantwortung entziehen. Und was macht Eon? Der Konzern bereitet eine Verfassungsbeschwerde vor.

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Das ist verräterisch. Wenn es nichts zu befürchten gäbe, bräuchte sich Eon nicht dieser Verantwortung zu entziehen. Dann müsste der Düsseldorfer Konzern auch keine Angst haben, dereinst für Altlasten seiner Tochter Uniper einstehen zu müssen. Dass es anders kommen wird, lässt sich leicht ausrechnen. Der teure Atom-Abriss rückt näher, doch die Erlöse der Stromkonzerne schrumpfen: Das dicke Ende kommt bestimmt. Höchste Zeit, einen Teil der Milliarden zu sichern, etwa in einem Fonds. Wenn irgendwann ein Endlager zu bezahlen ist, könnte mancher Atomkonzern schon verschwunden sein.

© SZ vom 04.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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