Dirk Nowitzki:Basketball-Pionier auf Abschiedstour

Basketball-EM - Training Deutschland

Dirk Nowitzki trainiert für die Basketball-EM in einer Berliner Arena.

(Foto: dpa)

Im Spätherbst seiner Karriere spielt Dirk Nowitzki seine letzte Basketball-EM. Längst genießt der Riese eine Ausnahmestellung im Weltsport, nun lernt er seinen Nachfolger ein.

Von Joachim Mölter

Wenn Dirk Nowitzki früher mit der Basketball-Nationalmannschaft unterwegs war bei internationalen Turnieren, hat er klaglos alle Unannehmlichkeiten auf sich genommen: In Flugzeugen zwängte er seinen 2,13 Meter großen Körper in die Touristenklasse, in Hotels ließ er seine Beine über den Rand von zu kurzen Betten hinaus baumeln.

Nun, bei der an diesem Wochenende in Berlin startenden Europameisterschaft, nimmt er erstmals ein Privileg in Anspruch: Statt in einem Doppelzimmer wie seine Mitspieler nächtigt er im Teamhotel in einer Suite, zusammen mit seiner Ehefrau und seinen beiden kleinen Kindern.

Für die Nowitzki ist die Heim-EM "ein Riesen-Erlebnis"

Neid der Kollegen ist nicht zu befürchten, Dirk Nowitzki hat sich diese Annehmlichkeit verdient. Alle Erfolge nach dem überraschenden EM-Gewinn von 1993 hat der Deutsche Basketball Bund (DBB) ihm zu verdanken: WM-Bronze 2002 in Indianapolis, EM-Silber 2005 in Belgrad, die Olympia-Teilnahme 2008 in Peking. Und ohne Nowitzkis Mitwirken wäre wohl auch die Halle in Berlin bei den Gruppenspielen gegen Island, Serbien, die Türkei, Spanien und Italien nicht ausverkauft.

Dirk Nowitzki ist jetzt 37, diese EM ist seine siebte und sicher seine letzte. Für viele Basketball-Fans hierzulande ist es also die wohl letzte Gelegenheit, ihn einmal in Aktion zu sehen, wenn es wirklich um etwas geht. "Es ist auch für mich ein Riesen-Erlebnis, bei einer Heim-EM zu spielen", sagt Nowitzki.

Denn seinen Weltruhm hat er dort begründet, wo ihn seine Landsleute live allenfalls in Internetstreams verfolgen konnten und das auch nur nachts, wenn der gemeine Sportfan für gewöhnlich schläft: in den USA.

Alleinstellungsmerkmal im Weltsport

Der gebürtige Würzburger spielt seit 1999 für die Dallas Mavericks in der nordamerikanischen Profiliga NBA, der stärksten Liga der Welt. Er hat den erfolglosesten Klub der Neunzigerjahre immer und immer wieder in die Playoffs geführt und ihm 2011 den bis dato einzigen Titel beschert; 2007 wurde er zum "most valuable player" gekürt, zum wertvollsten Spieler der Liga. Nowitzki war der erste Europäer, der diese Auszeichnung erhielt, der Erste überhaupt, der nicht das Ausbildungsprogramm in den USA durchlaufen hatte, dem Land, in dem dieser Sport erfunden wurde.

Nach dem Titel 2011 wies Mavericks-Manager Donnie Nelson noch einmal auf dessen Ausnahmestellung hin: "Dirk ist der erste Anführer einer Meistermannschaft, der das Spiel nicht in den USA gelernt hat." So ein Alleinstellungsmerkmal im Weltsport haben außer Nowitzki nur wenige Deutsche: Max Schmeling, der Box-Weltmeister im Schwergewicht wurde; Boris Becker, der das Tennisturnier in Wimbledon gewann; Michael Schumacher, der als Weltmeister die Formel-1 beherrschte.

Heute ist Nowitzki auf Hilfe von Dennis Schröder angewiesen

Geschult worden ist Nowitzki von Holger Geschwindner, 69, einem ehemaligen Nationalspieler, der den Jungen in einer Schulturnhalle entdeckte und ihn bis heute betreut. Geschwindner hat Nowitzki alles beigebracht, was diesen aus der Masse der Basketballer heraushebt, und es ist nicht übertrieben zu sagen, dass die beiden das Spiel revolutioniert haben: Einen Mann von Nowitzkis Größe, der aus jeder Entfernung trifft, hatten die Amerikaner noch nie zuvor gesehen.

Nun bekommen also auch die Deutschen seine Kunst zu sehen, doch erst im Herbst seiner Karriere. "Ich bin nicht mehr so drauf wie vor zehn Jahren", sagt Nowitzki, "manche Sachen kann ich nicht mehr so machen, wie ich gern wollte."

Früher hat er dem Nationalteam quasi im Alleingang zu den Erfolgen verholfen, inzwischen ist er auf Hilfe angewiesen, und die soll er bei dieser EM von Dennis Schröder bekommen, einem 21 Jahre alten Spielmacher aus Braunschweig, der es auch schon in die NBA geschafft hat; seit zwei Jahren spielt er für die Atlanta Hawks. "Wir hatten in Deutschland noch nie so einen guten Aufbauspieler wie ihn", findet Nowitzki. Er wird bei diesem Turnier also sozusagen seinen Nachfolger in der deutschen Auswahl einlernen.

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