Mario Götze:Rückkehr des Hochbegabten

Germany's Goetze celebrates after he scored a goal against Poland's Fabianski during their Euro 2016 qualification match in Frankfurt

Läuft, werkelt, dribbelt: Mario Götze erinnert im Spiel gegen Polen an seine früheren Spitzenleistungen.

(Foto: REUTERS)
  • Beim 3:1 der deutschen Nationalmannschaft gegen Polen erinnert Mario Götze daran, dass er ein außergewöhnlicher Fußballer ist.
  • Er spielt lauf- und dribbelstark, erzielt zwei Treffer und trifft einmal den Pfosten.
  • Hier geht es zu allen Ergebnissen und Tabellen in der EM-Qualifikation.

Von Thomas Hummel, Frankfurt

Mario Götze sah leicht gehetzt aus. Drei Begleiter hatten ihn quasi in Manndeckung genommen und nahmen ihm jede Chance, noch einen Treffer zu setzen. Und wenn auch nur einen verbalen. An Kameras, Mikrofonen und einigen Fans vorbei eilte die kleine Gruppe durch den Keller des Frankfurter Fußballstadions. Dann fiel die Tür zu, bumm, und der Held des Abends war weg. Dopingkontrolle.

War ja auch nicht die falsche Wahl, dieser Mario Götze. Denn hier und da war zuvor im weiten Rund die Frage zu vernehmen: Was hat der denn genommen? Der 23-Jährige hatte wie aufgekratzt gewirkt. Er lief, er werkelte, er dribbelte, er setzte seinen Körper ein. Er schoss zwei Tore, einmal gegen den Pfosten. Für all jene, die trotz schwieriger Zeiten daran glauben, dass dieser Mario Götze ein außergewöhnlicher Fußballer ist, für die war der Abend in Frankfurt eine Offenbarung. Er kann es also noch. "Das hätte - auch für mich persönlich - deutlich schlechter laufen können", sagte er kurz bevor ihn die Manndecker übernahmen.

Kleiner Neustart für das DFB-Team

3:1 siegte die deutsche Nationalmannschaft gegen Polen und hat damit die Führung in der Qualifikationsgruppe D übernommen. Auch Bundestrainer Joachim Löw war grundsätzlich angetan: "Insgesamt kann ich sehr zufrieden sein, die Mannschaft hat über weite Strecken sehr konzentriert gespielt."

Das Treffen mit dem stärksten Konkurrenten in der EM-Qualifikation stellte einen kleinen Neustart dar. Die Weltmeister hatten im vergangenen Spieljahr arge Probleme, die Spannung hochzuhalten. Die Mannschaft plätscherte so durch die Spiele. Mal gewann sie, mal nicht. Die Entschlossenheit war irgendwo in Brasilien geblieben. Doch jetzt ging die neue Saison los, gleich mit einem wichtigen Pflichtspiel. Und mit dem sollte wieder alles besser werden. Endlich wieder wie ein Weltklasse-Team spielen. Oder wie es Löw formulierte: "Erstes Ziel war, zu gewinnen."

Das Ziel schien früh erreicht, weil Thomas Müller (12.) und Götze (19.) schnell zwei Tore schossen. Müller auf herrliche Vorarbeit des Kölners Jonas Hector, Götze auf Vorarbeit von Götze. Nach 35 Minuten scheiterte Müller frei vor Torwart Lukasz Fabianski und anschließend Hector an einem Verteidigerbein. Alles lief auf einen klaren deutschen Erfolg hinaus - bis Robert Lewandowski im Gegenzug nach einem fulminanten Konter das 1:2 erzielte.

Gündogan bringt Stabilität ins Spiel

Plötzlich trauten sich die Gäste wieder was, unterstützt von Tausenden rot-weißen Fans attackierten sie mutig und weit vorne. Die Deutschen streuten fortan immer mal wieder Fehlpässe ein. "Da hatte jeder mal einen drin. Dann wurd's brandgefährlich", erkannte Mats Hummels. Auch Müller klagte: "Ich hätte mir gewünscht, dass wir etwas stabiler sind und nicht so viele Fehlpässe spielen." Einmal schlug Torwart Manuel Neuer den Ball zum Gegner, Lewandowski feuerte die Kugel kurz darauf mit all seiner Wucht aufs Tor, doch Neuer machte den Fehler mit einer kolossalen Parade wett.

Götze zeigt alles, was ihn einst berühmt machte

Es gab Phasen, in denen war es ein offenes Spiel. Das Mittelfeld mit Bastian Schweinsteiger und Toni Kroos hatte dann Probleme, die defensive Balance zu halten. Emre Can auf rechts musste häufig Gegenspieler Kamil Grosicki entwischen lassen. Und Lewandowski war sowieso immer gefährlich. Erst mit der Einwechslung von Ilkay Gündogan nach der Pause erspielten sich die Gastgeber wieder größere Vorteile.

"Wir machen es uns selbst manchmal ein bisschen schwer", analysierte Löw. Er meinte dabei die Fehlpässe genauso wie die mäßige Verwertung der Chancen. Letzteres ist nichts Neues beim DFB. Umso größer war die Freude über Mario Götze.

Beim 2:0 zeigte er alles, was ihn einst berühmt machte. Schneller Antritt samt enger Ballführung, Haken auf kleinem Raum gefolgt vom dynamischen Abschluss. Es war die Aktion eines Hochbegabten, wie sie jeder Mannschaft guttut. Das entscheidende 3:1 leitete er selbst mit einem Pass auf Müller ein, Götze setzte den Lauf in den Strafraum fort und stand richtig, als Fabianski Müllers Schuss prallen ließ (82.). "Ich freu' mich, dass er heute für uns und für ihn so ein wichtiges Spiel liefern konnte", sagte Hummels und Bundestrainer Löw befand schlicht: "Er hat ein sehr, sehr gutes Spiel gemacht."

Wann hat man das über Mario Götze zuletzt gehört?

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: