Pipinsried:Nur ein Spiel

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"Einen neuen Trainer kriege ich jeden Tag": Die Worte von Präsident Konrad Höß dürften seinem neuen Coach Bernd Weiß nicht gefallen. (Foto: Toni Heigl)

Pipinsrieds Präsident Höß quittiert das 1:5 mit Galgenhumor

Von Ralf Tögel, Pipinsried

Lange nach dem Spiel stand Konrad Höß noch auf seinem geliebten Rasen im Pipinsrieder Stadion und drückte Löcher zu. Alles dort ist bekanntlich sein Werk, entsprechend fürsorglich wird die ganze Anlage von Höß behandelt. Gerade hatte der Fußball-Bayernligist FC Pipinsried, den man getrost ebenfalls als das Werk des 74-jährigen Präsidenten bezeichnen darf, mit 1:5 gegen den TSV Bogen verloren. Mit der Mannschaft und dem Trainer geht Höß bisweilen weniger fürsorglich um, er pflegt dann das sehr offene Wort: "Es ist ganz einfach, wir haben gegen eine Bayernligamannschaft gespielt und spielen selber in der Kreisklasse."

Es war das zweite Spiel des neuen Trainers Bernd Weiß, seine Bilanz nimmt bereits fatale Züge an: 2:4 in Erlbach und nun 1:5 zu Hause gegen Bogen. Wie chancenlos die Pipinsrieder waren, lässt sich trefflich am Spielverlauf ablesen: In schöner Regelmäßigkeit (0:1, 20.; 0:2, 43.) fielen die Tore der klar besseren Gäste, zur Halbzeit stand es 2:0 für Bogen, ein Doppelschlag (63., 66.) entschied das Spiel früh. Der Ehrentreffer von Robert Hügel (81.) dürfte niemanden im Pipinsrieder Lager wirklich gefreut haben, kurz vor Schluss machte das fünfte Bogener Tor (88.) die Pleite perfekt.

Der FCP ist auf dem drittletzten Platz angekommen, schnelle Besserung so wahrscheinlich wie die EM-Qualifikation der Niederländer. Weiß stehen ungemütliche Wochen bevor, Höß will ihm aber noch etwas Zeit geben: "Er ist erst 14 Tage hier", sagt der Präsident, da könne man noch nicht den Stab über einen Trainer brechen. Allerdings werde er Weiß schon befragen, zu seinen Gedanken vor dem Spiel, "warum er so aufgestellt hat", kündigt Höß an. Vor zwei Wochen hatte er Spielertrainer Ömer Kanca entlassen, weil der überfordert war. Und der Neue? "Auch überfordert mit der Mannschaft", sagt Höß, neue Spieler aber könne er keine holen, "weil es keine gibt". Höß übt sich vielmehr in Galgenhumor: "Die Sonthofener können sich auf einen schönen Ausflug freuen, drei Punkte bekommen sie auch dazu", blickt der Präsident auf das kommende Heimspiel voraus. Höß weiß spätestens seit seinem Herzinfarkt vor vier Jahren, dass es Wichtigeres als Fußball gibt. Gestern wurde seine Frau Kathi, die er als wichtigste Person in seinem Leben bezeichnet, in die Klinik eingeliefert. Glücklicherweise sei sie auf dem Weg der Besserung, erzählt Höß, dann sagt er: "Das war nur ein Fußballspiel heute."

Er werde aber nicht tatenlos zusehen, wie sich sein Lebenswerk selbst demontiert und habe sogar schon darüber nachgedacht, alles hinzuwerfen. Was er dann sagt ist eine Drohung, von der man nicht so genau weiß, ob sie tatsächlich ernst gemeint ist, oder nur die Spieler wachrütteln soll: "Ich bin immer in der Lage, eine Bayernligamannschaft ganz schnell aus dem Verkehr zu ziehen." Die Löcher im Rasen waren alle gestopft.

© SZ vom 07.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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