Flüchtlinge im Landkreis:Die Betten sind gemacht

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Hier sollen bis zu 1500 Flüchtlinge gleichzeitig einziehen. (Foto: Claus Schunk)

An diesem Mittwoch könnten die ersten Flüchtlinge die neue Erstaufnahmeeinrichtung in Dornach beziehen. Die Eröffnung der Traglufthallen in Unter- und Oberhaching verzögert sich. Schulturnhallen bleiben länger belegt

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis

Insgesamt 500 Betten stehen bereits im Bürogebäude am Einsteinring im Gewerbegebiet Dornach-Ost. 500 Feldbetten, die von den Mitarbeitern der Johanniter in der Nacht auf Dienstag sogar aus Mittelfranken herangekarrt und in den kargen, etwas sterilen Räumen des Komplexes aufgestellt worden sind. Möglicherweise schon von diesem Mittwoch an sollen die ersten Flüchtlinge von der Landeshauptstadt in den Aschheimer Gemeindeteil umziehen; die Regierung von Oberbayern wird hier "auf Dauer", wie Münchens Landrat Christoph Göbel (CSU) sagt, eine Erstaufnahmeeinrichtung betreiben. Mittelfristig, lässt die Regierung von Oberbayern verlautbaren, könnten hier bis zu 1500 Schutzsuchende gleichzeitig Platz finden.

Am Dienstagnachmittag verschaffte sich Aschheims Bürgermeister Thomas Glashauser (CSU) gemeinsam mit dem Pressesprecher der Johanniter Gerhard Bieber sowie dem nur wenige Minuten zuvor zum Leiter der Aufnahmeeinrichtung bestimmten Michael Baumüller bei einem Rundgang einen ersten Eindruck. Die Gemeinde ist zwar an der Organisation der Unterkunft grundsätzlich nicht beteiligt, doch Baumüller machte deutlich, dass es ohne die Unterstützung der Aschheimer Verwaltung und Bürger nicht gehen wird. Denn in diesen Tagen muss es schnell gehen, sagte auch Pressesprecher Bieber: "Und die Regierung macht richtig Druck. Aber wir können hier erst aufmachen, wenn die Basics der Infrastruktur passen." Nur mit Feldbetten, sagte Bieber, sei es eben nicht getan. Vor dem Eingang des Bürogebäudes stehen bereits die ersten mobilen Toiletten, noch aber fehlten etwa Duschcontainer, Sitzgelegenheiten, Essenräume: "Das alles ist bestellt, aber wir wissen nicht, wann wir alles angeliefert bekommen." Die ersten Flüchtlinge dürften daher frühestens an diesem Mittwoch die neue Erstaufnahmeeinrichtung beziehen", sagte der Pressesprecher. "Wir werden nichts überstürzen."

Allerdings gibt es in der Regierung von Oberbayern Überlegungen, die Büroräume, die einem Berliner Investmentfonds gehören, dauerhaft anzumieten und als feste Einrichtung zu etablieren. "Klar ist aber auch, dass dazu bauliche Maßnahmen unumgänglich sind", sagte Landrat Göbel. "Es wird also auf zwei Schienen gefahren: Die schnellstmögliche Eröffnung als Erstaufnahmeeinrichtung und der mittelfristige Plan, das Gebäude für längere Aufenthalte entsprechend zu ertüchtigen." Dies aber müsse von der Regierung von Oberbayern erst vorbereitet werden.

Bis dahin plant Michael Baumüller, keinen Flüchtling "länger als fünf Tage" in Dornach unterzubringen: "Wir müssen sehen, dass wir die Menschen so schnell wie möglich in feste Unterkünfte bringen." Zur Entlastung der Einrichtungen in der Landeshauptstadt, die restlos überfüllt sind, und vor allem jener in der Messestadt sei das Dornacher Bürogebäude aber eine hervorragende Alternative. Und auch hier in Aschheim zeigt sich bereits vor dem Einzug der ersten Flüchtlinge, dass die Bürger bereit sind zu helfen - zwei Mitglieder des Helferkreises entsorgten am Dienstagnachmittag die Verpackungen der Feldbetten, eine Mutter mit drei Kindern bot vor dem Bürogebäude die Hilfe ihrer Familie an und sagte zu, in Aschheim gleich eine Sammelaktion für Spenden zu starten. "Wir werden diese Unterstützung aus der Bevölkerung auch brauchen", sagte Einrichtungsleiter Baumüller.

Diese hält auch im Grasbrunner Ortsteil Keferloh unvermindert an. Dort sind in dem Tenniscenter, das die Familien Inselkammer und Finck der Regierung von Oberbayern kostenlos zur Verfügung gestellt haben, nach wie vor 700 Menschen untergebracht. Landrat Göbel bekräftigte zwar noch einmal seinen Plan, die Erstaufnahmeeinrichtung höchstens bis kommenden Sonntag offen zu halten; der Landrat sagte aber auch: "Wir wissen nicht, was alles auf uns zukommt. Schon wegen der Belastung für die ehrenamtlichen Feuerwehrkräfte will ich aber eigentlich den Betrieb nicht verlängern."

Gleichzeitig stellte Göbel aber auch fest, dass die Schulturnhallen in Planegg, Pullach, Kirchheim und Haar voraussichtlich jeweils eine Woche länger als geplant als provisorische Unterkünfte belegt bleiben. Dies hänge mit der Verzögerung der Fertigstellung der Traglufthallen in Unterhaching und Oberhaching zusammen; Lieferengpässe bei den für die Inneneinrichtung bestellten Containern seien für die nochmalige Verschiebung der Termine verantwortlich. "Das ist ein Problem, das viele Landkreise haben. Der Markt für Container ist leer gefegt", sagte der Landrat - und appellierte an das Verständnis der Betroffenen an den Schulen: "Ich hoffe sehr, dass die Eltern, Schüler und Lehrer verstehen, dass die Lage uns keine Wahl lässt." Die Eröffnung der Traglufthalle in Unterhaching wird laut Landratsamt für den 21. September angepeilt; für die in Oberhaching sei keine Terminvorhersage möglich. Die Turnhalle am Feodor-Lynen-Gymnasium in Planegg wird mindestens noch in der ersten Schulwoche nach den Ferien mit Flüchtlingen belegt sein, die der Pullacher Josef-Breher-Mittelschule eher für zwei Schulwochen. In Haar und Kirchheim hofft das Landratsamt auf eine Verlegung der Flüchtlinge Anfang Oktober. "Es kann dann aber sein, dass schon wieder Turnhallen in anderen Kommunen belegt werden müssen", sagte Göbel.

© SZ vom 09.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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