Flüchtlingskrise:Auch der Fährverkehr ist gestoppt

Lesezeit: 2 min

Dänemarks Entscheidung, die Verkehrsverbindungen nach Deutschland zu unterbrechen, soll die Flüchtlinge abschrecken.

Die dänische Bahn hat auf Anweisung der Polizei angesichts Hunderter ankommender Flüchtlinge den Zugverkehr zwischen Deutschland und Dänemark komplett eingestellt. Zwischen Flensburg und Padborg in Südjütland rollten auf unbestimmte Zeit keine Züge mehr, bestätigte ein Sprecher der Bahngesellschaft DSB. In den vergangenen Tagen waren mehr als 1200 Flüchtlinge über die Grenze nach Dänemark gelangt. Nur 158 von ihnen haben dort um Asyl gebeten.

Auch auf den Fähren, die zwischen Puttgarden auf Fehmarn und Rødby auf der dänischen Insel Lolland verkehren, sollten vorübergehend keine Züge transportiert werden. Am Mittwoch hatte die Polizei eine Fähre aus Fehmarn mit etwa hundert Flüchtlingen an Bord im Hafen von Rødby gestoppt. Am frühen Abend wurden die Ankömmlinge noch überprüft.

Die Deutsche Bahn bestätigte den Stopp des Zugverkehrs von Deutschland nach Dänemark. Grund sei eine Anweisung der dänischen Behörden, sagte eine Bahn-Sprecherin. Wie lange diese Regelung gelte, sei nicht bekannt. Viele der Flüchtlinge, die nach Dänemark kommen, wollen nach Schweden weiterreisen. Das könne die Polizei ihnen jedoch nicht erlauben, sagte eine Sprecherin, weil es gegen europäische Regeln verstoße. Wer sich nicht in Dänemark als Asylbewerber registrieren lassen will, muss damit rechnen, nach Deutschland zurückgeschickt zu werden.

Mehrere Hundert Menschen waren seit Dienstag mit dem Zug nach Padborg in Südjütland gelangt und in einer Schule in der Stadt einquartiert worden. Von dort aus versuchten etwa 300 von ihnen, ihre Reise zu Fuß über die Autobahn fortzusetzen. Die Polizei musste die E45 bei Padborg deshalb vorübergehend in beide Richtungen sperren. Unter den Flüchtlingen waren nach Angaben der Polizei viele Frauen, Kinder und ältere Menschen. Einige von ihnen hätten bereits darum gebeten, zurückgefahren zu werden.

Am Mittwoch stoppte die schleswig-holsteinische Polizei in Puttgarden erneut einen ICE mit 80 Flüchtlingen mit Ziel Kopenhagen. Ihnen sei eine Unterkunft in schleswig-holsteinischen Erstaufnahmeeinrichtungen angeboten worden, teilte die Polizei mit. Die Polizei will keine Gewalt anwenden. Derzeit laufen Gespräche zwischen ihr und den Flüchtlingen.

Im Gegensatz zu Schweden betreibt Dänemark eine sehr restriktive Ausländer- und Asylpolitik. In dieser Woche trat eine Reform in Kraft, wonach jeder erwachsene Flüchtling nur noch 800 Euro bekommt, halb so viel wie bisher. Das Geld muss versteuert werden. Hintergrund ist der erklärte Wunsch der neuen bürgerlichen Regierung von Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen, Dänemark weniger attraktiv für Flüchtlinge zu machen, die angeblich nur wegen der hohen Sozialleistungen ins Land drängten.

© SZ vom 10.09.2015 / KIT, SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: