England:Schweinsteigers Abend

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Beim 3:1 von Manchester United gegen Liverpool liefert der DFB-Kapitän sein bisher bestes Spiel für den neuen Klub. Er ist Dreh- und Angelpunkt, reißt die Mannschaft mit und lobt die Kollegen.

Von Filippo Cataldo, Manchester/München

Seit Bastian Schweinsteiger bei Manchester United spielt, hat er (oder ein Mitarbeiter seiner Münchner Beratungsagentur) seine Liebe zu spielnahen Tweets entdeckt. Rund 35 Minuten nach Uniteds 3:1 gegen den FC Liverpool stand, natürlich auf Englisch, auf Schweinsteigers offiziellem Twitter-Kanal: "Was für ein Spiel! Sehr stolz auf die Leistung der Mannschaft. Besondere Gratulation an Anthony Martial - gibt es eine bessere Art sein Debüt für Man United zu geben?"

Anthony Martial erzielte bei seiner Premiere kurz nach seiner Einwechslung auf sehenswerte Weise nach ein paar Finten im Strafraum das 3:1. Der Stürmer, 19, war ganz am Ende der Transferperiode für eine Ablöse von zunächst 50 Millionen Euro von Monaco auf die Insel gewechselt - eine Summe, die unter der Woche selbst Trainer und Käufer Louis van Gaal als "ridiculous", also lächerlich und aberwitzig bezeichnete.

Schweinsteiger spielt 86 Pässe, so viel wie niemand sonst

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(Foto: Carl Recine/Reuters)

Grund zum Jubeln: Manchesters Daley Blind (M.) freut sich über sein sehenswertes 1:0 gegen Liverpool. Schweinsteiger (l.) kommt zum Gratulieren.

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(Foto: Carl Recine/Reuters)

Das erste von drei United-Toren: Der Holländer Blind trifft nach einer Ecke. Manchester schlägt die Reds mit 3:1.

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(Foto: Andrew Yates/Reuters)

Es läuft nicht für den Meister: Der FC Chelsea verliert gegen Everton mit 1:3. Steven Naismith (vorn) trifft hier zum 1:0 für den Außenseiter.

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(Foto: Adriean Dennis/AFP)

Im Netz: Auf Vorlage von Mesut Özil erzielt Olivier Giroud (2.v.r.) das 2:0 für Arsenal gegen Stoke City - es ist der Endstand.

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(Foto: Christopher Lee/Getty Images)

Sieht schön aus, bringt aber nichts mehr: Steve Cook (Nr. 3) köpft das 1:3 für Bournemouth - ein Ehrentreffer. Norwich holt den Sieg.

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(Foto: Glyn Kirk/AFP)

Eine Szene reicht manchmal: Manchester City bezwingt Crystal Palace mit 1:0 - das Tor des Tages gelingt dem Nigerianer Kelechi Iheanacho (r.).

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(Foto: David Davies/AP)

Kampf auf Augenhöhe: West Bromwich Albion um Salomon Rondon (l.) und Southampton mit Virgil van Dijk trennen sich 0:0.

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(Foto: Ian Walton/Getty Images)

Die Hose muss dran glauben: Watfords Steven Berghuis feiert seinen 1:0-Siegtreffer gegen Swansea City.

Schweinsteigers Kompliment an den jungen Zugang war durchaus verdient. Doch am Samstag hätte er sich auch selbst loben können. Denn der frühere Bayern-Vorzeigeakteur machte im Abendspiel der Premier League sein bis dato bestes Spiel für seinen neuen Klub, spielte zum zweiten Mal hintereinander durch, war zum ersten Mal Dreh- und Angelpunkt im Mittelfeld und traute sich auch, in der Offensive Akzente zu setzen. Das 1:0 durch Danny Blind (49.) ermöglichte er, indem er nach einem Freistoß Platz machte und so einen Gegenspieler band; danach hätte er selbst zum 2:0 erhöhen können, war aber zu überrascht, im Fünfmeterraum an den Ball gekommen zu sein. Schweinsteigers 86 Pässe waren zudem Bestwert aller Spieler auf dem Feld.

Kurz nach seinem Lob für die Mannschaft und den neuen Kollegen aus Frankreich bedankte sich Schweinsteiger dann, ebenfalls via Twitter, noch bei zwei weiteren Personen, die vorher wohl auch noch nie auf dem Rasen des Old Traffords stehen durften: Bei Bruder Tobias Schweinsteiger und Skirennfahrer Felix Neureuther, der mit beiden Schweinsteigers seit Jahrzehnten schon befreundet ist.

Neureuther und Tobias Schweinsteiger, nach dem Ende seiner aktiven Karriere mittlerweile Jugendtrainer beim FC Bayern, waren zu Besuch in Manchester und posierten jubelnd in United-Trikots neben Schweinsteiger, der Klub-Anzug trug. Für seine englischsprachigen Follower kündigte der Mittelfeldspieler die beiden an als "my great German fans" an.

Bestimmt ein Witz. Skifahren gehört zwar nicht unbedingt zu den liebsten Freizeitbeschäftigungen der Engländer, Neureuther kann man auf der Insel trotzdem kennen. Beim Betrachten von Tobias' Konterfei sollte aber auch ein britischen Fußballfan nach dem Trinken einiger Pints diesen noch als Familienmiglied des neuen Mittelfeldspielers identifizieren können.

United belegt nach dem Sieg gegen den Erzrivalen zumindest bis Sonntag den zweiten Tabellenplatz, allerdings müssen sich die Spieler den Vorwurf gefallen lassen, vor allem in der ersten Halbzeit nur selten wie eine Spitzenmannschaft gespielt zu haben. Blinds 1:0 war gleichzeitig der erste Schuss aufs Tor im gesamten Spiel gewesen. In der zweiten Halbzeit überzeugte van Gaals Mannschaft aber auch offensiv. Ander Herrera besorgte mit einem Elfmeter das 2:0 (70.).

Liverpools Emre Can kommt an seine Grenzen

Bei Liverpool, das mit sieben Punkten Neunter ist, agierte Nationalspieler Emre Can nicht wie in der DFB-Auswahl als Rechtsverteidiger, sondern im defensiven Mittelfeld. Eine Rolle, in der er sich wohler und sicherer zu fühlen scheint. Gegen United und Schweinsteiger, dem er immer wieder auf dem Platz begegnete, kam Can aber am Samstag an seine Grenzen.

Die Tabellenführung verteidigte Uniteds Lokalrivale Manchester City - durch ein Tor in der 89. Minute. Beim 1:0 gegen Crystal Palace gab auch der frühere Wolfsburger Kevin De Bruyne sein Debüt im neuen Dress. Der teuerste Spieler des Sommers wurde in der 25. Minute für den angeschlagenen Sergio Aguero eingewechselt und spielte ordentlich. "Ich bin froh, wie es heute gelaufen ist", sagte er.

© SZ vom 13.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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