Haimhausen:Diskussion um minderjährige Flüchtlinge

Haimhausen: Aufmerksame Zuhörer auf der Bürgerversammlung in Haimhausen.

Aufmerksame Zuhörer auf der Bürgerversammlung in Haimhausen.

(Foto: Toni Heigl)

Vorurteile, Unsicherheit, aber auch viel Hilfsbereitschaft: Auf der Bürgerversammlung dreht sich alles um die jungen Flüchtlinge.

Von Rudi Kanamüller, Haimhausen

Trotz mancher Bedenken können die Anfang Oktober ankommenden Flüchtlinge mit einer großen Hilfsbereitschaft in Haimhausen rechnen. Das zeigte die Diskussion auf der Bürgerversammlung in der vollbesetzten Aula der Grund- und Mittelschule an der Pfarrstraße. Dabei war die Mehrheit der etwa 300 Zuhörer nicht an grundsätzlichen politischen Fragen interessiert, sondern wollte wissen, wie und ob Gemeinde und Landkreis praktisch vorbereitet sind.

Emotional wurde es nur einmal bei der Wortmeldung eines Bürgers, der nicht nur die Medien und deren Berichterstattung über die Flüchtlinge kritisierte, sondern seinen Beitrag auch mit den Worten einleitete, wonach er den Eindruck habe, als sei er "der einzige Fremdenhasser und Neonazi" unter all den "Gutmenschen" hier. Die Mehrheit der Bürger quittierte dessen Einlassung mit Worten wie "aufhören" oder: "Es reicht." Das Wort vom "Gutmenschen" veranlasste Bürgermeister Peter Felbermeier (CSU) zu einer Replik: "Das Wort hat mir richtig wehgetan." Er sei sehr stolz darauf, für so eine Gemeinde tätig zu sein, wo so viele Menschen freiwillig helfen wollen.

Ein anderer Redner warf den Politikern "unrealistisches Verhalten" vor und fragte, wann "hier wieder die Wohnungszwangswirtschaft" eingeführt werde. Außerdem wollte er wissen, weshalb Saudi Arabien keine Flüchtlinge aufnehme. Einen anderer Bürger trieb die Sorge um, ob "wir demnächst mit Steuererhöhung wegen der Flüchtlinge rechnen müssten". Womöglich müsse der Landkreis wieder Schulden machen. Ein weiterer Redner unterstellte den meisten syrischen Flüchtlingen "rein wirtschaftliche Beweggründe".

Keine neuen Schulden

Den Versuch zu differenzieren und zu beruhigen, unternahm Landrat Stefan Löwl (CSU), der die Sorgen und Ängste vieler Bürger, wie er sagte, nachvollziehen könne. Gleichzeitig aber sei es verständlich, wenn Leute hierher kämen, auch wenn sie "keinen Asylgrund" hätten. Denn vor allem unter den afrikanischen Asylbewerbern befänden sich viele Fischer, deren Fischgründe von EU-Flotten leergefegt worden seien. Löwl sagte aber auch, nicht jeder Asylbewerber könne sich das Land aussuchen, in das er einreisen wolle. Und zum Thema Saudi Arabien: "Das ist eine Sauerei, dass die keine Glaubensbrüder aufnehmen." Dass der Landkreis sich neu verschulden werde, schloss er aus.

Die überwiegenden Debattenbeiträge freilich waren sachlich gehalten: Zum Beispiel wollte eine Bürgerin wissen, welche Sprache die jungen Flüchtlinge sprechen? Ob es pädagogische Stellen für Betreuer gäbe und ob sich die Jugendlichen frei in der Gemeinde bewegen könnten? Aufklären konnte hier Bürgermeister Felbermeier (CSU): Die Unterkunft nahe der Kläranlage werde eingezäunt und rund um die Uhr bewacht. Das betrifft auch die Betreuung der Jugendlichen. Hier würden ständig Fachkräfte anwesend sein.

Die Einfriedung der Container-Wohnanlage mit einem Zaun habe einen einfachen Grund: "Wir wollen wissen, wer da reingeht." Die Jugendlichen sollten so vor unerwünschtem Besuch, zum Beispiel durch Dealer, geschützt werden. Wie es in der Anlage aussieht, darüber können sich Ende Oktober, Anfang November die Bürger bei einem Tag der offenen Tür informieren, so Löwl. Idealerweise sollte es so sein wie in einem SOS-Kinderdorf. Da gebe es allerdings ein Problem, so der Landrat: "Wir haben die Stellen, aber nicht das Personal."

Auch die Bavarian International School hilft

Andere Rednerinnen und Redner wollten wissen, wie viele Mitglieder der Helferkreis haben müsse und wo man sich melden könne, wenn man sich engagieren wolle. Im Raum stand zudem die Frage, ob sich auch die Bavarian International School, die ja vielsprachig sei, engagiere, was Bürgermeister Felbermeier bejahte. So zum Beispiel könne das Sportgelände, unter Beachtung der speziellen Sicherheitsbestimmungen der Schule, benutzt werden. Viel vor hat auch Sozialpädagoge Andreas Schechinger vom Zweckverband Kooperation Jugendarbeit. Er will zusammen mit den jungen Flüchtlingen Projekte starten und Sport anbieten.

Eine Mitarbeiterin der Caritas empfahl, in der Asylunterkunft einen Raum für Sachspenden einzurichten. Ein Sprecher eines Garchinger Unternehmens bot an, Praktikumsstellen für jugendliche Asylbewerber zur Verfügung zu stellen. In diesem Zusammenhang kündigte Landrat Löwl ein Treffen der Wirtschaftsförderung zusammen mit Handwerkskammer und Unternehmen an.

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