Asylbewerber im Kardinal-Döpfner-Haus:Flüchtlinge müssen warten

Asylbewerber im Kardinal-Döpfner-Haus: Monsignore Rainer Boeck möchte im Kardinal- Döpfner-Haus Flüchtlinge aufnehmen. Die Regierung von Oberbayern will das Angebot erneut prüfen.

Monsignore Rainer Boeck möchte im Kardinal- Döpfner-Haus Flüchtlinge aufnehmen. Die Regierung von Oberbayern will das Angebot erneut prüfen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die Regierung von Oberbayern hält das Döpfner-Haus im November als Unterkunft für Asylbewerber noch für ungeeignet. Jetzt soll das Angebot erneut geprüft werden.

Von Katharina Aurich, Freising

Obwohl der Papst dazu aufgerufen hat, Flüchtlinge in Pfarrhäusern aufzunehmen, ist es im Landkreis in den kirchlichen Gebäuden erstaunlich still. Aber das liegt offensichtlich nicht an der mangelnden Bereitschaft der Kirche. Bereits Ende vergangenen Jahres hat der Domrektor und Chef des Kardinal-Döpfner-Hauses, Rainer Boeck, der Regierung von Oberbayern angeboten, Flüchtlinge in der Bildungsstätte zu beherbergen. Die Diözese sei dem positiv gegenüber gestanden, erinnert sich Boeck. Umso mehr erstaunte ihn die Antwort, die er im November 2014 von der Behörde erhielt. Das Haus sei als Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge nicht geeignet und daher bestehe kein Bedarf, hieß es.

Boeck hatte bereits überlegt, den Tagungsbetrieb, der im Döpfner-Haus weiter laufen muss, einzuschränken und einen Teil des Hauses frei zu machen. Perspektivisch wollte er weniger Veranstaltungen durchführen und Kapazitäten frei halten, berichtet der Domrektor. Nachdem er die Absage erhalten hatte, bot Boeck trotzdem an, dass sein Haus offen stehe, wenn die Situation dringlich werde. Seitdem habe er nichts mehr von der Regierung von Oberbayern gehört. Die Pressestelle der Behörde bestätigte am Mittwochnachmittag auf Nachfrage der SZ, dass die "angebotenen Räumlichkeiten im Kardinal-Döpfner-Haus den Kapazitätsanforderungen zur Unterbringung von Flüchtlingen nicht genügten." Die Behörde sei im Ausnahmezustand und könne daher nichts weiter zu diesem Fall sagen.

Mit Hochdruck prüfen

Am späten Mittwochabend dann wurde von der Regierung von Oberbayern mitgeteilt, dass die Regierung von Oberbayern das bereits 2014 gemachte Angebot des Domrektors, das Kardinal-Döpfner-Haus als Asylbewerberunterkunft nutzten zu können, erneut prüfen werde. Die Regierung werde unverzüglich Kontakt mit den Verantwortlichen aufnehmen.Bereits 2014 habe die Regierung von Oberbayern das Kardinal-Döpfner-Haus als Asylbewerberunterkunft geprüft. Aufgrund der damaligen Leitlinien zu den Anforderungen an Asylbewerberunterkünfte habe dieses Angebot als Gemeinschafstunterkunft nicht angenommen werden können. Mittlerweile habe sich jedoch die Lage im Hinblick auf die Zugangszahlen von Schutzsuchenden in München und Umgebung enorm zugespitzt. Vor diesem Hintergrund werde die Regierung von Oberbayern eine mögliche Unterbringung von Asylbewerbern im Kardinal-Döpfner-Haus erneut mit Hochdruck prüfen.

Neben dem Angebot, Flüchtlinge aufzunehmen, bietet das Döpfner-Haus Ausbildungseinheiten für freiwillige Betreuer an, um sie in rechtlichen oder in Sicherheitsfragen und auch im Umgang mit traumatisierten Menschen zu schulen. Die Kurse seien mit über 40 Teilnehmern überbucht, sagt Boeck, die Nachfrage sei enorm.

Kirchenasyl in Attenkirchen

Während das Angebot des Döpfner-Hauses, Flüchtlinge aufzunehmen, nicht in Anspruch genommen wird, nennen katholische Gemeinden im Landkreis mangelnde Raumkapazitäten als Grund, keine Asylbewerber aufzunehmen. Die Attenkirchener Kirchengemeinde gewährt allerdings regelmäßig einem abgelehnten Asylbewerber, dem die Abschiebung droht, Kirchenasyl. Es stelle sich dann nach einigen Monaten immer heraus, dass die Ablehnung unrechtmäßig war, berichtet der dortige Pfarrer Stefan Rauscher. Platz für mehr Flüchtlinge gebe es im Pfarrhaus in Attenkirchen leider nicht.

Ob sie Flüchtlinge aufnehme, könne jede Pfarrei eigenständig entscheiden, die Diözese habe jedoch die Rechtsaufsicht, würde dies aber sicher nicht ablehnen, sagt Pfarrer Berthold Heller aus Au. Die räumliche Aufteilung seines Pfarrhauses lasse eine Beherbergung nicht zu. Pfarrer Peter Lederer von der Gemeinde Sankt Georg in Freising hat der Regierung ein 6000 Quadratmeter großes Kirchengrundstück in der Schwabenau angeboten, auf dem Container für Flüchtlinge errichtet werden könnten, so Lederer. Das Vorhaben werde zurzeit von der Verwaltung geprüft. "Aber wie hat sich der Heilige Vater das mit dem Wohnraum vorgestellt?", fragt sich Lederer. Er selbst wohne im Moment in einer Übergangswohnung, da das Pfarrhaus saniert werde und die kirchlichen Wohnungen seien natürlich alle vermietet, "wir können den Mietern nicht kündigen".

Auch in der Pfarrei Neustift gibt es keinen Platz für Flüchtlinge. "Wir würden sehr gerne Menschen aufnehmen, aber wir haben keinen Platz", bedauert Pater Mariasoosai vom Prämonstratenserorden. Auch sein Ordensbruder Pater Ignatius, der kürzlich den Pfarrverband Zolling übernommen hat, beschreibt, dass es im Pfarrhaus zwar drei leere Zimmer gebe, dort würden jedoch in Kürze drei Mitbrüder einziehen.

In Zolling gibt es noch das Pfarrheim mit einem großen Veranstaltungsraum, Nebenzimmern sowie einer Küche und sanitären Anlagen. Im Obergeschoss befindet sich die Kleiderkammer. Dieses Gebäude werde jedoch für Veranstaltungen der Pfarrgemeinde benötigt. Wenigstens werden in Kürze im Pfarrhaus in Haag 13 Flüchtlinge einziehen, so Pater Ignatius.

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