Passau/Rosenheim:Flüchtlinge weichen auf kleinere Übergänge aus

Wegen der Grenzkontrollen kommen immer mehr Flüchtlinge abseits der Straßen nach Bayern. Aus Furcht davor, erwischt zu werden, setzen die Schleuser ihre Passagiere nun vermehrt an kleineren Grenzübergängen auf der österreichischen Seite ab. Entlang des Grenzflusses Inn hat die Polizei in den Landkreisen Passau und Rottal-Inn seit Dienstag weit mehr als 1000 Menschen aufgegriffen. Über Brücken und Stauwehre waren sie zu Fuß auf die deutsche Seite gelangt, wo sie von Grenzpolizisten in Empfang genommen und zur Registrierung gebracht wurden. Besonders viele kommen derzeit in Simbach am Inn an. Auch in Neuhaus am Inn und in Ering sind mehrere Hundert Menschen angekommen. Auf der österreichischen Seite der Grenze hat das Land Salzburg am Mittwochabend einen "Notstützpunkt" für bis zu 600 Flüchtlinge eingerichtet. Sie sollen in einer ehemaligen Autobahnmeisterei in Salzburg-Liefering unterkommen, etwa zwei Kilometer von der deutschen Grenze bei Freilassing entfernt. Auf die Frage, ob das nicht geradezu eine Aufforderung an die Flüchtlinge sei, zu Fuß weiter nach Deutschland zu gehen, antwortete ein Sprecher des Landeshauptmanns: "Wir können sie nicht aufhalten, also hindern wir sie nicht an der Weiterreise. Wir wollen keine Zustände wie in Ungarn." Unterdessen zählte die Bundespolizei im Raum Passau von Dienstag auf Mittwoch 2500 Flüchtlinge - und damit so viele wie nie zuvor. Seitdem an den Grenzen wieder kontrolliert wird, haben sich die Zahlen vervielfacht. Am Mittwochmorgen mussten etwa 30 Flüchtlinge auf dem Kopfsteinpflaster vor dem Passauer Opernhaus schlafen. Die Zahl der gefassten Schlepper geht hingegen zurück. Hatten die Fahnder am Montag noch 45 festgenommen, waren es am Dienstag nur 30. Meist handelt es sich um Pkw-Fahrer, die zwei oder drei Personen über die Grenze bringen; die gewerbsmäßigen Schleuser scheinen dagegen Wege gefunden zu haben, die Grenzkontrollen zu umgehen.

Auch die Bundespolizei Rosenheim zählt wieder mehr Flüchtlinge, die aus Österreich kommen. Bis Mittwochmittag sind in der Grenzregion 1300 Menschen angekommen, am Dienstag waren es etwa 3500 gewesen, am Montag etwa 1200. Die meisten von ihnen wurden von der Polizei zu einer Sammelstelle im Grenzort Freilassing gebracht, um mit Sonderzügen an Aufnahmestellen im gesamten Bundesgebiet verteilt zu werden.

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