SEK-Einheit in Köln:Abschied mit Kettensäge

Spezialeinsatzkommandos (SEK) der Polizei

SEK-Mitglieder 2013 in Köln

(Foto: Marius Becker/dpa)
  • Wegen zweier Skandale verliert der Chef der Kölner Sondereinheiten seinen Posten. Neun SEK-Beamte werden versetzt.
  • Nun sollen Beamte der aufgelösten Einheit Medienberichten zufolge in ihrer Unterkunft als eine Art Abschiedsritual randaliert haben.

Von Jan Stremmel

Das Motorrad auf dem Tisch ist keineswegs das absurdeste Detail. Aber es ist einstweilen der Schlusspunkt einer ganzen Reihe von Skandalen, in die die Spezialeinheiten der Kölner Polizei verwickelt sind. Schon länger stand die Abteilung wegen Mobbingvorwürfen in der Kritik, das Innenministerium von Nordrhein-Westfalen hatte eine Untersuchung eingeleitet. Dazu kam ein falsch deklarierter Helikoptereinsatz. Nun hat der Kölner Polizeipräsident Wolfgang Albers personelle Konsequenzen gezogen. Am Mittwochnachmittag verkündete er auf einer Pressekonferenz, der Leiter der Kölner Spezialeinheiten, Uwe Marquardt, werde seinen Posten verlieren. Neun Beamte werden versetzt.

Es sind zwei Skandale, die unabhängig voneinander, aber fast zeitgleich aufgedeckt wurden. Im Juni wurden Hinweise öffentlich, dass ein Helikoptereinsatz des SEK auf der Kölner Severinsbrücke im vergangenen Sommer keine "Höhenübung" gewesen war, wie offiziell vermeldet - sondern eine private Inszenierung für das Abschiedsfoto eines Kollegen. Demnach hätten einige Beamten auf einem etwa 70 Meter hohen Pylon der Brücke für ein Foto posiert, das ein Kollege vom Hubschrauber aus machte.

Ebenfalls im Juni kamen Vorwürfe zweier ehemaliger SEK-Anwärter auf, sie seien von Kollegen bei Aufnahmeritualen gedemütigt und erniedrigt worden. Im August legte das Innenministerium einen Bericht darüber vor. Demnach hätten die Anwärter unter anderem Eis mit Knoblauch und Zwiebeln zwischen den nackten Oberschenkeln eines Kollegen essen müssen, ihnen sei Alkohol über den Atemschlauch einer Taucherbrille eingeflößt worden. Auch ehemalige SEK-Polizisten berichteten in Medien über ähnliche Vorfälle.

Die Beamten der aufgelösten Einheit sollen randaliert haben

Das Ministerium kündigte "dienstrechtliche Konsequenzen" an. Polizeipräsident Albers teilte am Dienstagmorgen mit, er werde die betroffene SEK-Einheit, die seit Juni freigestellt ist, komplett auflösen. Vier der zehn Beamten müssen das SEK verlassen, fünf dürfen bleiben, wenn sie den Dienstort wechseln. Der zehnte hat sich in der Zwischenzeit bereits versetzen lassen.

Dieser Nachricht am Dienstag folgte direkt ein neuer Skandal: Medienberichten zufolge randalierten die Elite-Polizisten der aufgelösten Einheit am Nachmittag in ihrer Unterkunft in Brühl. Unter anderem hätten sie mit einer Kettensäge Möbel zersägt. Am Mittwoch erklärte der Polizeipräsident: Die Beamten hätten sich nach der Verkündung ihrer Versetzung vom Dienst abgemeldet und nachmittags eine "Abschiedsfeier" in ihrem Gruppenraum veranstaltet. Die Möbel, die sie "auf eigene Kosten eingebracht" hätten, seien dort "in Teilen demontiert" worden, sagte Albers.

Dass mit einer Kettensäge posiert worden sei, könne er weder ausschließen noch bestätigen. Einige Beamte hätten jedoch ein Motorrad ins Gebäude gebracht. Dort seien sie auch damit gefahren und hätten auf einem Tisch die Reifen durchdrehen lassen. "Ohne jemanden in Schutz nehmen zu wollen: Für diese Kollegen bricht ein Lebenstraum zusammen", sagte ein Sprecher der SZ. Entgegen einiger Berichte seien aber keine Kollegen bedroht worden.

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