Ickinger Turnhalle als Unterkunft:Flüchtlinge und Schüler werden getrennt

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Die Belegung der Sportstätten beginnt. In Icking sind separate Zugänge vorhanden. An anderen Standorten will das Landratsamt Bauzäune aufstellen

Von Felicitas Amler, Icking/Bad Tölz

Die Wege sind klar geregelt: Schüler haben nichts in der Turnhalle zu suchen, in der Asylbewerber leben werden, und Flüchtlinge müssen dem eigentlichen Schulareal fernbleiben. Am Gymnasium Icking, der ersten Schule im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, an der eine Turnhalle belegt wird, lässt sich das räumlich relativ leicht umsetzen, denn die Halle liegt direkt am Haupttor an der Ulrichstraße, so dass Flüchtlinge dort ein- und ausgehen können. Die Schüler wiederum gehen einfach über den unteren Innenhof an der Halle vorbei zum oberen Gebäude-Eingang. In den übrigen Schulen, deren Turnhallen nach und nach als Asylunterkünfte dienen sollen, werden Bauzäune zur Trennung der beiden Bereiche errichtet.

Direktorin Astrid Barbeau sagte am Mittwoch, die Gymnasiasten seien informiert, dass sie keinen Zutritt zur Turnhalle haben. In diese sollten nach erster Planung am 21. September Flüchtlinge einziehen, nun rechnet das Landratsamt mit 28. September. Trennwände sind in der Halle bereits aufgestellt, ein Teppichboden ist verlegt, Betten, Matratzen, Spinde, Tische und Stühle werden eingeräumt. Es soll einen Pressebesichtigungstermin geben, sobald alles fertig ist, und zwar vor der Bürgerversammlung am 24. September.

Die Ickinger Direktorin und große Teile des Lehrerkollegiums hatten schon während der Sommerschulferien in einem Kraftakt alle Stundenpläne so umorganisiert, dass trotz Belegung der Turnhalle kein Sportunterricht ausfallen muss. Umliegende Sportstätten, aber auch die alte Aula des Gymnasiums werden dafür genutzt.

Für die Flüchtlinge gilt in Turnhallen im Wesentlichen dieselbe Hausordnung, die in allen erforderlichen Sprachen aushängt. Sie regelt Besuchs- und Ruhezeiten, Sauberkeit und Brandschutz. Eine der nächsten Turnhallen, die belegt werden, soll die in Sachsenkam sein, kündigt die zuständige Abteilungsleiterin im Landratsamt Helga Happ an. Genauer könne sie es noch nicht sagen. Derzeit jedenfalls habe das Amt dank Einzelobjekten "noch etwas Luft" in der Unterbringung von Flüchtlingen.

Sachsenkam wird nach Auskunft von Jeffrey Pflanzer, dem Fachbereichsleiter Hilfen für Asylbewerber, die einzige Turnhalle sein, in der die Flüchtlinge von einem Catering-Dienst versorgt werden. In Icking wird gerade geprüft, eine Küchenzeile in der Umkleide mit Dusche einzubauen. Das sei relativ kostengünstig, sagt Pflanzer. "Das ist auch der Plan für alle anderen Turnhallen."

Die Ickinger Turnhalle wird von einem privatwirtschaftlichen Sicherheitsdienst 24 Stunden an sieben Tagen der Woche bewacht. Die Sozialbetreuung leisten die Mitarbeiter des Landratsamts und der Verein Hilfe von Mensch zu Mensch, der ein Büro am Geretsrieder Asyl-Container hat. In jedem Fall werde es keine ganztägige Betreuung geben, sagt Happ.

© SZ vom 17.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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