"Til Schweiger Foundation":Es meinen alle wirklich gut

An die Sprache muss man sich erst noch gewöhnen, doch bei der ersten Pressekonferenz der "Til Schweiger Foundation" wird klar, worum es geht: um schnelle Hilfe für Flüchtlinge.

Von Thorsten Denkler, Berlin

Thomas D. nimmt das mal in die Hand, als alle beisammenstehen für das Foto: alle nach rechts gucken, dann so Mitte und jetzt links. Und immer schön lächeln. Alles für den guten Zweck. Alles für Til Schweiger und seine Stiftung, die "Til Schweiger Foundation".

Berlin, Prenzlauer Berg, die Konzert-Location "Palais" in der Kulturbrauerei. Sieben Podiums-Plätze, dahinter eine weiße Wand übersät mit kreisrunden Logos der Schweiger-Stiftung. In der Mitte jeweils ein Herz, das auf einer Träne sitzt? Kann jeder drin sehen, was er will, sagt Schweiger. Er dachte eher an "neverending love", weil es ja eigentlich ein abgewandeltes Infinity-Zeichen ist, also für Unendlichkeit stehe. Und, ach so, eher nicht Träne. Eher ein Schweißtropfen. Wegen der vielen Arbeit, die jetzt zu tun ist.

Auf der Bühne sitzt auch Jan Josef Liefers

Am 10. September hat das Finanzamt die Schweiger-Stiftung als gemeinnützig anerkannt. Jetzt also die erste Pressekonferenz. Schweiger kommt gerade von einem Dreh aus Moskau. Er ist erkältet und hat ziemlich rote Augen. Er sagt: "Mann, sehe ich scheiße aus."

Schweiger hat ja einiges einstecken müssen, seit er vor ein paar Monaten angefangen hat, sich öffentlich für Flüchtlinge einzusetzen. Seine Idee: ein Flüchtlingsheim in Osterode. Man hielt ihm vor, damit wolle er doch nur sein Image aufpolieren. Stiftungsbeirat, SPD-Chef und Vizekanzler Sigmar Gabriel nannte die ewigen Facebook-Pöbler "Pack". Schweiger schrieb: "Verpisst euch!" Auf der Berliner Pressekonferenz klagt der "Keinohrhasen"-Star jetzt über zu wenig Rückhalt in der deutschen Presse: "Da stand nicht: Schweiger legt sich mit Nazis an. Da stand: Schweiger pöbelt." Und zu seinem Flüchtlingsheimprojekt: "Statt zu sagen, geil, dass der das macht, wird immer das Schlechte gesucht. Das ist so 'ne deutsche Eigenart."

Auf der Bühne sitzt - neben Moderatorin Sandra Maischberger - auch Schweigers Kollege Jan Josef Liefers. Der war mal mit einer Hilfslieferung in Aleppo, der Frontstadt im syrischen Bürgerkrieg. Eine Reise, die "mir immer noch in den Knochen steckt", sagt Liefers. Was er daraus gelernt hat? Dass die Flüchtlinge in Deutschland "mit der größtmöglichen Gastfreundschaft begrüßt werden" müssten. Sein Freund Schweiger kommentiert: "Dazu braucht man richtig Eier in der Hose, um da hinzufahren." An die Sprache hier muss man sich erst noch gewöhnen. Es meinen aber alle gut.

Vier Tage im Jahr Klinkenputzen

Wie geht es nun weiter, wo in Osterode wegen ungeklärter Eigentumsverhältnisse eben gar nichts weitergeht? 500 000 Euro, heißt es, habe Schweiger schon auf dem Stiftungskonto. 100 000 von ihm und Thomas D., Jogi Löw habe 25 000 Euro organisiert. Auf Sylt habe Schweiger auf einer Party 60 000 Euro gesammelt. Das reiche aber noch nicht. "The sky is the limit", sagt er. Der Himmel ist die Grenze.

Vier Tage im Jahr müsse er jetzt Klinken putzen gehen. Das habe ihm Musiker Peter Maffay mit auf den Weg gegeben, als er ihn auf Mallorca um Rat gefragt habe. Jetzt könne es also losgehen, die ersten Projekte laufen schon. Osterode liege zwar auf Eis. Dafür gebe die Stiftung jetzt Geld für zwei Asylbewerberheime in Osnabrück und Hamburg. Schulklassen würden mit dem Geld aufgebaut, Bücher gekauft. "Und wir finden noch was, wo man Sport machen kann."

Falls die Kanzlerin anruft: "Ey, die nehmen wir auch noch"

Manchmal reiche auch ein Aufruf über Facebook, wo Schweiger 1,5 Millionen Fans hat. Für Schuhe zum Beispiel, die Thomas D. für eine Erstaufnahmelager in Sonthofen organisieren wollte. Jetzt gibt es da Fotos: "Lager leer und Lager voll nach der Aktion", sagt Thomas D. und ist zufrieden. "Als Mensch Hilfe zu leisten, sollte eigentlich unser aller Grundbedürfnis sein", sagt der Musiker.

Es läuft also erst mal mit Schweigers Stiftung. Und Lob bekommt er auch ganz viel. Von Sigmar Gabriel zum Beispiel. Der hat Schweiger einfach angerufen, weil sich der Schauspieler via Facebook unter anderem über den Vizekanzler beschwert hat. Der mache zu wenig in der Flüchtlingsfrage. Seitdem reden die beiden miteinander, und jetzt sitzt Gabriel im Beirat und sagt, dass er die Art und Weise, wie Schweiger über das Thema spricht, "angemessen und richtig" finde. Sogar Ex-Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) ist mit dabei. Es heißt, sie habe Til Schweiger gefragt, was sie denn da machen solle, in dem Beirat. Da habe er geantwortet: "Nichts, nur gut aussehen."

Und klar, auch die Bundeskanzlerin könne noch mitmachen, findet Til Schweiger. "Wenn die Frau Merkel mich anrufen würde: ,Ey, würde gerne mitmachen', dann würden wir sagen: ,Ey, die nehmen wir auch noch.'" Wie gesagt: An die Sprache muss man sich erst noch gewöhnen. Es meinen aber alle wirklich gut.

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